Kohlberg und LeuscheidIm Wald die Bäume zählen

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Inge Franzmann und Hartmut Gerhards betrachten die Karte.

Inge Franzmann und Hartmut Gerhards betrachten die Karte.

Windeck – Dass es an der Oberen Sieg Bergbau und Hüttenindustrie gab, ist dem Wald bis heute anzusehen. Wenn Manfred Eisenburger, Forstassessor und Diplom-Forstwirt aus Arnsberg, durch die Wälder zwischen Hurst und Rosbach geht, liest er die Geschichte des Forstes aus dem Bewuchs. „Hier wurde der Wald zur Energieerzeugung in kurzen Abschnitten immer wieder auf den Stock gesetzt. Als das aufhörte, entstand dieser typische Stockausschlag“, erklärt er.

Zurzeit ist Eisenburger für die Forstbetriebsgemeinschaften Kohlberg und Leuscheid an der Oberen Sieg unterwegs, um die Bäume zu zählen. Wie der Kaufmann bei der Inventur in den Regalen, so erfasst Eisenberger bei der Forsteinrichtung den Bestand in der Natur. Alle zehn Jahre mache das Sinn und erleichtere den ehrenamtlichen Waldbauern ebenso wie den Förstern die Arbeit, erläutert Eisenburgers Chef Ansgar Leonhardt, dessen Arnsberger „Büro für Wald- und Umweltplanung“ landesweit und darüber hinaus unterwegs ist, um Bäume zu zählen.

Den Überblick verschaffen

Im Wald bei Hurst erläuterte Leonhardt den Vorständen der Forstbetriebsgemeinschaften seine Arbeit. In Deutschland gelte seit rund 300 Jahren der Grundsatz der Nachhaltigkeit. Im Wald dürfe nie mehr geerntet werden als nachwächst. Um den Waldbauern, die zum Teil weit auseinanderliegende Kleinstwälder mit im Einzelfall deutlich weniger als 1000 Quadratmetern Fläche besitzen, das wirtschaftliche Arbeiten und Planen zu ermöglichen, unterstützt das Land die Inventur.

Die Waldnutzung, so Leonhardt, sei im ländlichen Raum ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Sie sorge zugleich aber auch für die Entstehung und den Erhalt gesunder Wälder. Um den Forstbetriebsgemeinschaften, in denen sich Kleinstwaldbesitzer auf ehrenamtlicher Basis zusammengetan haben, den notwendigen Überblick zu verschaffen, gebe es die Inventur.

Mit dem Spiegelrelaskop kann Manfred Eisenburger die Bäume hinsichtlich Höhe und Durchmesser erfassen.

Mit dem Spiegelrelaskop kann Manfred Eisenburger die Bäume hinsichtlich Höhe und Durchmesser erfassen.

In Kohlberg und Leuscheid haben allen voran die beiden Geschäftsführer, Hartmut Gerhards und Inge Franzmann, die Forsteinrichtung vorangetrieben. Sie haben Manfred Eisenburger über Besitzverhältnisse informiert und so dazu beigetragen, dass im Forst die elektronischen Karten der GPS-Geräte den Forstwirt auf den richtigen Pfad führen.

Seit Februar ist Eisenburger mit seinem Spiegelrelaskop im Forst an der Oberen Sieg unterwegs. Mit Hilfe des faustgroßen Gerätes kann er durch eine Winkelzählprobe die Bäume im Blick auf Höhe und Durchmesser erfassen, Entfernungen einordnen und am Ende den Bestand so bewerten, dass am Ende abgeschätzt werden kann, welcher Ertrag in den kommenden Jahren zu erwarten ist. Vier Tage pro Woche ist Eisenberger in den Wäldern unterwegs, einen Tag sitzt er am Schreibtisch und wertet die Daten aus.

Jeder bekommt eine Mappe mit dem aktuellen Bestand

Für die Forstwirte gibt es Informationstermine, bei denen unklare Besitzverhältnisse geklärt werden können. Wenn sich die Kohlberger Waldbesitzer demnächst treffen, werden sie auch schon erste Ergebnisse erfahren. Am Ende bekommt jeder von ihnen eine kleine Mappe mit dem aktuellen Bestand in ihrem jeweiligen Waldgebiet, einer Prognose für die Zukunft und Tipps für die Bewirtschaftung.

Ansgar Leonhardt (2. v. l.) erläutert den Vorständen der Forstbetriebsgemeinschaften, wie bei der Waldinventur vorgegangen wird.

Ansgar Leonhardt (2. v. l.) erläutert den Vorständen der Forstbetriebsgemeinschaften, wie bei der Waldinventur vorgegangen wird.

Die Sorge einzelner Waldbesitzer, dass am Ende das Finanzamt Zugriff auf die Daten und Bestandsbewertungen habe, weist Leonhardt zurück. Zum Einen gebe er seine Ergebnisse nur an die Besitzer und den Landesbetrieb Wald und Holz weiter. Zum Anderen verfüge das Finanzamt längst über eigene, gut ausgebildete Förster, die sich in den Wäldern umschauen würden.

Für die Mitglieder der Forstbetriebsgemeinschaften ist die Waldinventur kostenlos. Die umfangreiche Förderung durch das Land geht unter anderem auf das Waldbetretungsrecht für alle Bürger zurück, mit dem das Land in den 60er-Jahren auch einen Teil der Pflichten zum Erhalt der Wälder übernahm.

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