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Krachmachern auf der SpurPolizei misst Lautstärke der Motorräder im Rhein-Sieg-Kreis

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Hauptkommissar Sven Bartz (r.) überwacht auf seinem Provida-Motorrad den Straßenverkehr.

Hauptkommissar Sven Bartz (r.) überwacht auf seinem Provida-Motorrad den Straßenverkehr.

Rhein-Sieg-Kreis – Die Wochenenden mit schönem Wetter werden für viele Anwohner im Bergischen zur Tortur. Motorradfahrer aus der Region rasen mit ihren lauten Kisten durch die Ortschaften. „Die zu hohe Geschwindigkeit ist das eine Problem, der Lärm das andere“, berichtet Hauptkommissar Sven Bartz anlässlich einer Informationsveranstaltung der Polizei zur Eröffnung der Motorradsaison. Er kontrolliert mit seinem Provida-Motorrad regelmäßig die beliebten Strecken. Per Videokamera zeichnet er Tempo- und andere Verkehrsverstöße auf.

Bei Lärmkontrollen hält er Motorräder an und misst deren Dezibelwerte. „Mit der Zeit bekommt man ein Gehör dafür“, sagt Bartz. Ihn ärgert die Ungleichbehandlung. „Es gibt Maschinen, die dürfen laut Betriebserlaubnis 108 Dezibel Fahrgeräusch haben, andere nur 88 Dezibel. Wenn nun Jugendliche einer solchen leiseren Maschine ihren Dezibelfresser aus dem Auspuff ausbauen, machen sie sich strafbar. Auch wenn sie immer noch leiser als 100 Dezibel sind.“

Fahrten am frühen Morgen

Doch es gibt noch weitere Probleme. Das ständige Hin- und Herfahren auf einer Strecke ist nicht erlaubt. Wenn es mit aufheulendem Motor durch Ortschaften gehe, halte er diese Fahrer mit dem Hinweis an: „Du musst hier nicht zeigen, wie toll du bist. Das interessiert keinen.“

Und: Manche Raser seien mit ihren lauten Maschinen in den Morgenstunden sonntags im Bergischen unterwegs, weil dann der Verkehr noch nicht so stark sei. „Sie bedenken dabei jedoch nicht, dass so mancher Anwohner gern ausschlafen will und sich durch den Motorradlärm gestört fühlt.“

Solche Probleme hatte Julia Husfeld nicht. Sie nahm sich ein Sabbatjahr und machte mit ihrem Mann Hans-Dieter ambitionierte Motorradtouren. Vom Westerwald ging es über Moskau und den Ural bis nach Kasachstan. „In den ländlichen Regionen habe ich keine Motorradfahrer gesehen, die nur so aus Spaß herumrasen“, berichtet sie. Die Menschen dort müssten hart für ihren Lebensunterhalt arbeiten, da bleibe für solch ein Hobby nicht die Zeit, und auch das Geld fehle. Beeindruckt habe sie allerdings die Hilfsbereitschaft der Menschen. Man werde immer gefragt, ob man Hilfe brauche. Vielleicht auch deshalb, weil wegen fehlender Infrastruktur viele im Notfall auf schnelle Unterstützung angewiesen seien.

Risikogruppe

Laut Statistik der Polizei sind Erwachsene von 25 bis 64 Jahren am stärksten bei Motorradunglücken vertreten. Von den 101 gemeldeten Unfällen im vorigen Jahr kamen 71 aus dieser Altersgruppe.

„Besonders gefährdet ist nach wie vor die Gruppe der 45- bis 60-Jährigen, die als Wiedereinsteiger ihr Motorrad in der Freizeit benutzen“, berichtet Guido Hoffmann, Leiter der Verkehrsunfallprävention. Sie seien meist noch in der Jugend gefahren. Inzwischen fehle ihnen jedoch die nötige Fahrpraxis. Vor allem die hohe Geschwindigkeit auf zwei Rädern werde oft unterschätzt. (vr)

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