Abo

KunstprojektKünstlerin aus Neunkirchen-Seelscheid fertigt Bilder für „mahnende Revue“

Lesezeit 3 Minuten
In unterschiedlichen Techniken fertigte Elisa Regnier, die früher in Seelscheid wohnte, die Bilder für die „mahnende Revue“ an.

In unterschiedlichen Techniken fertigte Elisa Regnier, die früher in Seelscheid wohnte, die Bilder für die „mahnende Revue“ an.

Neunkirchen-Seelscheid – Der Zufall spielte Brigitte und Burkard Sondermeier für ihr Projekt „1939 – Der Zweite Weltkrieg – Ausbruch – Eine mahnende Revue“ in die Karten. Mit Elisa Regnier (39) stießen sie auf eine in Lissabon lebende Künstlerin, die ihr Wurzeln in Seelscheid hat.

Der Betreiber des Kunsthauses Seelscheid hatte schon 2018 über sein neues Vorhaben mit Lydia Regnier telefoniert, der Mutter der Künstlerin. Ihre Tochter war seinerzeit in ihrer alten Heimat und bekam das Gespräch mit. „Eine tolle Gelegenheit, die Veranstaltung mit dazu passenden Bildern zu illustrieren“, habe sie gleich erkannt, berichtete Elisa Regnier. Die ehemalige Gymnasiastin, die 2000 am Antoniuskolleg Abitur machte, kannte die Sondermeiers von früher, als sie oft mit den Eltern zu Veranstaltungen ins Kunsthaus ging.

Von Seelscheid nach Lissabon

„Die Besuche haben meine Leidenschaft für die Kunst noch mehr entflammt“, sagt die Mutter zweier Kinder (zwölf und 14 Jahre), die „folgerichtig“ den Leistungskurs Kunst am Antoniuskolleg belegte. Ihr Design-Studium absolvierte sie in Düsseldorf und an der Kunsthochschule in Lissabon, wo sie ihren Mann João Crisóstomo kennenlernte, Konzertpianist und Korrepetitor am Lissabonner Konservatorium. Ein Master-Studium in Kunstpädagogik legte sie nach, ebenfalls in der portugiesischen Hauptstadt.

19 Bilder fertigte Elisa Regnier für die Revue im Kunsthaus Seelscheid an. In der Zusammenarbeit mit Burkard Sondermeier – sie malte sieben Bilder im Oktober 2018 im Kunsthaus – habe sie „sehr, sehr viel gelernt zum Thema Krieg“, berichtet sie. Im Dreiklang mit der Musik und den Texten sollten die Bilder stehen. Die Malerin setzte sie ergreifend ausdrucksstark um, etwa zu dem Lied „Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern“, das Sondermeier „ein Propagandalied“ nennt, „mit dem die Marinesoldaten fröhlich in den Tod geschickt wurden“. Auf Regniers Bild treibt ein sinkendes Kriegsschiff in stürmischer See und in der dunklen Tiefe tanzen drei Soldaten in der Manier des pfiffigen Schauspieler-Trios Rühmann, Sieber, Brausewetter. „Die Seelen tanzen weiter“ wollte die Malerin als Botschaft weitergeben.

1939 – Eine mahnende Revue

Eine Literaturwerkstatt von und mit Brigitte Sondermeier fand am Samstag in Form eines Workshops mit ausgewählten Werken statt, bei dem in freier Form die Resonanz der Teilnehmer reflektiert wurde. „Das Gehörte soll anregen, sich zu erinnern, was in den Familien erzählt wurde“, erläuterte Brigitte Sondermeier.

Das Konzert mit Burkard Sondermeier und Pianist Igor Kirilov folgte am Sonntag. Texte von Böll, Sartre, Brecht und Camus wurden vorgetragen. Dazu unter anderem diese Lieder: „Köln wird immer am Rheine steh’n“, „Die Moorsoldaten“, „Göttingen“, „Ein Lied geht um die Welt“, zudem Klavier-Musik von Liszt und Schostakowitsch. (loi)

Künstlerin schuf drei Serien

Mit schwarzem Sarkasmus setzte sie den Marlene-Dietrich-Schlager „Davon geht die Welt nicht unter“ in Szene: Ein Paar geht Tod im Bombenhagel aus dem Weg, indem es Selbstmord begeht. „In meiner Kunst findet man den Kontrast zwischen den vernichtenden Absichten der Diktatoren und der Sehnsucht der Menschen nach Poesie oder dem Aufleuchten eines Sterns“, sagt die Künstlerin zu ihren Bildern, die sie in Acryltechnik, als Linolschnitte, Zeichnungen oder in Mischtechnik fertigte.

Das könnte Sie auch interessieren:

Drei Serien schuf die Künstlerin, neben sieben Bildern zum Kinderalbum op. 69 von Dmitri Schostakowitsch auch zu Astrid Lindgrens Erwachsenenbuch „Die Menschheit hat den Verstand verloren“ und zu Werken anderer Zeitzeugen, etwa Daniil Charms oder Julien Green.

KStA abonnieren