LandtagswahlKandidaten in Rhein-Sieg analysieren Gründe für Erfolg oder Scheitern

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Die grünen Landtagskandidaten  mit ihren Vorsitzenden Nada Catic (2.v.l.) und Moritz Wächter (r.).

Rhein-Sieg-Kreis – Die Grünen sind in Feierlaune. In allen vier rechtsrheinischen Wahlkreisen haben sie ihr Ergebnis nahezu verdreifacht.

„Die Wählerinnen und Wähler haben honoriert, dass wir realistische Ansätze haben und Lösungen bieten“, sagt Kreisvorsitzende Nada Catic am Montag im Gespräch mit dieser Zeitung und nannte die Rheinquerung Niederkassel und fehlende Radwege als Beispiele. Auch der Klimaschutz sei mit dem sichtbaren Waldsterben und der Trockenheit im ländlichen Raum in den Fokus gerückt, insbesondere durch die Flutkatastrophe im linksrheinischen Kreisgebiet.

Klimaschutz ganz oben auf der grünen Agenda

Bei der Auswahl eines Koalitionspartners gelte es für die Grünen, ihre Schwerpunkte einzubringen: „Den Klimaschutz vorantreiben; ein gutes Leben für alle schaffen, unabhängig vom Geldbeutel; gleichberechtigte Teilhabe am sozialen Leben.“

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Das unterstreicht das neue grüne Landtagsmitglied Martin Metz aus Sankt Augustin: Er möchte mehr für den Klimaschutz tun und die Mobilitätswende vorantreiben. Dazu gehört für ihn der Landesradschnellweg, der Bonn und den Rhein-Sieg-Kreis verbindet. Seine Arbeit im Stadtrat von Sankt Augustin möchte Metz aber „auf jeden Fall fortsetzen“.

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CDU-Kandidat Sascha Lienesch aus Sankt Augustin jubelte bereits bei den ersten Prognosen. 

Sascha Lienesch aus Sankt Augustin zieht ebenfalls neu in den Landtag ein. Er holte für die CDU 34,6 Prozent der Erststimmen und hat sich schon mit seinen neuen Aufgaben beschäftigt: Als Aufgabenfeld kann er sich gut den Katastrophenschutz vorstellen, für den ein neues Gesetz in Vorbereitung ist. „Da möchte ich meine Expertise aus 28 Jahren Feuerwehr einbringen.“

Mit seinem Parteikollegen Björn Franken will er für die Arztversorgung im ländlichen Raum kämpfen, etwa durch Medizinische Versorgungszentren (MVZ) oder finanzielle Unterstützungen bei Praxisgründungen. Zu seinen Zielen gehöre die Sicherung der Kinderklinik. „Die Schließung ist vom Tisch, jetzt wollen wir sie wirtschaftlich auf gute Beine stellen.“ Dazu müsse auch der Betreiber seinen Teil beitragen.

CDU-Fraktionssitzung mit Hendrik Wüst

Gespannt ist Lienesch auf die erste Sitzung der Fraktion am Dienstag. „Da kommen alle gewählten CDU-Kandidaten zusammen, Hendrik Wüst kommt auch.“ Der 43-Jährige zeigte sich stolz auf seine Partei, die im Kreis und in Bonn alle Direktmandate gewonnen hat.

CDU-Landtagsmitglied Björn Franken sieht seine Wiederwahl als Bestätigung seiner Arbeit: Dass die die Landesstraße 317 nach Eitorf geglättet wurde, „dafür habe ich mich eingesetzt“. Die Einführung einer Hebammenambulanz am Krankenhaus in Eitorf, ein einzigartiges Projekt in NRW, habe er unterstützt. Als einen Schwerpunkt seiner Arbeit im neu gewählten Landtag sieht er den Bau von Radwegen und den Kampf gegen Fluglärm.

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Lange Gesichter gab es bei der SPD. 

„Wir haben die Stadtbahn nach Niederkassel auf die Schiene gesetzt und auch für den Erhalt der Kinderklinik gekämpft“, sagt Katharina Gebauer (CDU) über ihren Wiedereinzug in den Landtag.

Der Gewinner im Wahlkreis 26, Jonathan Grunwald (CDU), erklärt seinen Erfolg so: Sein Team habe sich „die Hacken abgelaufen“ und einen präsenten Wahlkampf gemacht. „Wenn man so nah dran ist, kriegt man ein Gefühl für die Stimmung.“ Den „ordentlichen Vorsprung der CDU“ habe er daher erwartet, so der Bad Honnefer.

SPD findet Pläne für Schwarz-Grüne-Koalition „ambitioniert“

„Wir sind nicht die Gewinner“, sagte Sara Zorlu, gescheiterte Bewerberin im Wahlkreis 25 und stellvertretende Vorsitzende der Rhein-Sieg-SPD. Nun müssten Grüne und CDU zusammenfinden.

Gleichwohl werde sich die Partei nicht verwehren, wenn Verhandlungen der Wahlgewinner nicht zum Erfolg führten. „Sehr ambitioniert“ sei das Vorhaben, eine schwarz-grüne Koalition in Düsseldorf zu schmieden.

Bei Themen wie Tempo-30-Zonen, ÖPNV – Ausbau der Siegtalstrecke – oder Erhalt der Arbeitsplätze wie bei Weco an der oberen Sieg sieht sie wenig Schnittmengen zwischen CDU und Grünen.

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„Mit uns wäre ein Schuldenschnitt gekommen“, betont die Eitorferin. „Hilfe für die Kommunen muss kommen“, fordert sie von einer neuen Landesregierung, damit die wieder Spielräume hätten: „Der ländliche Raum darf nicht abgehängt werden.“

Die SPD habe den Wahlkampf „zu sachlich“ geführt, räumt Zorlu auf die Frage nach möglichen Gründen für das schwache Abschneiden ein. „Wir hätten vielleicht mehr polarisieren sollen“.

Die SPD müsse ihre Erfolge auch auf Bundesebene offensiver zeigen. Einen negativen „Scholz-Effekt“ sieht sie nicht: „Wir haben einen Kanzler, der versucht, einen Krieg zu verhindern, und nicht auf Eskalation setzt.“

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