„Lohmarer Verein für Bildung und Kultur“Dieser Verein ist offen für jede gute Idee

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Lohmar – „Bei uns haben sich auch schon einige Damenkränzchen gebildet“, sagte Josef Lux auf die Frage, ob der von ihm ins Leben gerufene Verein für Mehrtagesreisen, Theaterbesuche, Treffen und Ausflüge denn auch zu näheren Kontakten führe. Und weiter erzählte er schmunzelnd: „Bei einem Damenkränzchen war es sogar so eng, dass sie sich schon wieder verkracht haben.“

Da herrscht also, erfährt der Zuhörer, das ganz normale Leben im Lobiku. So lautet die Abkürzung des „Lohmarer Vereins für Bildung und Kultur“. Das hört sich an wie eines der vielen staatlichen oder kommerziellen Weiterbildungsinstitute. Ist es aber nicht. Vielmehr verbirgt sich dahinter ein besonderes Pflänzchen im Lohmarer Vereinsgeschehen mit einem Mitglieder-Altersdurchschnitt über 60 Jahren.

Das Pflänzchen Lobiku nahm seinen Anfang mit dem Diplom-Ingenieur Josef Lux, der im Ruhestand nicht mehr so viel zu tun hatte, und es wird auch noch weiter blühen, wenn der nun 75-jährig am Dienstag, 24. Februar, in der Mitgliederversammlung den Vorsitz niederlegt.

Doch die Vereinsmitglieder müssen keine Bange haben: Lux macht weiter mit, nur nicht mehr verantwortlich, voraussichtlich wird sein Stellvertreter Erhard Heise sein Nachfolger. Lux hat schon viel erlebt und durchgemacht, sein Vater fiel im Zweiten Weltkrieg, dann kam die Flucht. Mit der Mutter landete er, aus dem Sudetenland vertrieben, irgendwann in Lohmar.

Er lernte Maschinenbauer, studierte auf der Ingenieurschule, arbeitete angestellt und gründete schließlich seine eigene Firma mit bis zu 14 Mitarbeitern. Unter dem Pseudonym Ivo Jocolue hat er sogar einen 300-Seiten Roman „Die Adler, sie kreisen nicht mehr“ (erschienen bei ratio books Lohmar) geschrieben mit vielen autobiografischen Bezügen. So einer packt gern was an, macht gern was Neues.

Die Geschichte des überparteilichen, überkonfessionellen, für jede gute Idee und jeden Interessierten offenen Vereins ist schnell erzählt: Lux saß auch mal im Stadtrat und organisierte für die CDU eine Fahrt nach Wien. Als er bald darauf den Rat verließ, erinnerte er sich an die tolle Mehrtagesreise und die Geselligkeit dabei. Davon müsse es mehr geben, auch sonstige gesellige und informative Veranstaltungen und Treffen für alle Lohmarer, die schon etwas älter sind. So gründete er 2005 mit ähnlich Denkenden den Verein.

Damals waren sie zu zwölft. Anfang dieses Jahres waren es schon 152 Mitglieder, und seither sind weitere drei dazugekommen.

Unter anderem gibt es zweimonatlich große Vereinstreffen im „S in den Höfen“, wohin bis zu 60 Mitglieder kommen. Ähnlich viele Teilnehmer sind es bei den Fahrten, ob nach Holland, Süddeutschland oder sonstwohin. Dann gibt es auch die von Lobiku-Geschäftsführer Erich Wiemer organisierte KfK, was „Kultur für Kurzentschlossene“ heißt. Zuletzt ging es mit Fahrgemeinschaften zum Kontra-Kreis-Theater in Bonn.

Und immer gibt es hinterher allerhand zu erzählen – wie vom Sommerfest mit der orientalischen Bauchtänzerin, neben der die Herren eine gute Figur machten. Ihr Mann habe das einigermaßen gut hingekriegt, meinte Margret Lux hinterher mit dem trockenen Spruch: „Och, es ging.“ Oder über den kleinen Zwischenfall auf der Reise in die Lüneburger Heide, als der Bus mitsamt den 50 Mitfahrenden an einem Eierhof auf der schmalen Zufahrt in den Graben fuhr. Noch nicht mal der Bus hatte eine Schramme, der Bauer holte ihn mit dem Traktor aus dem Graben. Und die Bäuerin schenkte auf den Schreck einen Schnaps aus.

Auch Partner fanden sich schon über die Treffen im Lobiku. So sind ein Mann, dem die Frau gestorben war, und eine Frau die ihren Mann verloren hatte, heute ein Paar. Mehr Männer wünscht man sich bei Lobiku, denn wie überall in dem Alter sind die Frauen in der Mehrzahl.

Gelassen geht es zu. Als bei einem frühmorgendlichen Start zu einer Mehrtagesreise der ganze Bus am Abfahrtspunkt noch auf eine ältere Dame mit Rollator wartete, fuhr man schließlich mit der ganzen Gesellschaft bei ihr zu Hause vorbei. Nachdem man kräftig geklingelt hatte, entschuldigte sich die Dame: Sie war so früh aufgestanden, dass sie prompt noch einmal eingenickt sei.

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