Altenheime in Lohmar & WahlscheidMit Schnelltests gegen die Isolation

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Eine Maschine misst die Temperatur der Besucher. Dann wird ein Abstrich gemacht. Bis zum Ergebnis dauert es rund 20 Minuten.

Eine Maschine misst die Temperatur der Besucher. Dann wird ein Abstrich gemacht. Bis zum Ergebnis dauert es rund 20 Minuten.

Lohmar – Das Wort „Schnelltest“ löste hektische Betriebsamkeit aus in den evangelischen Altenheimen Lohmar und Wahlscheid, viele Verantwortliche hängten sich vor Wochen ans Telefon und kontaktierten bundesweit Apotheken. Mit Erfolg: Während andere Einrichtungen die Schotten dicht gemacht haben gegen die zweite Corona-Welle, öffnen in der Aggerstadt Wattestäbchen, Fiebermessgerät und Reagenzgläschen die Türen für Besucher.

„Nur fünf Prozent aller Seniorenheime in Deutschland verfügen über die Schnelltests“, sagt Reinhard Bartha, Vorsitzender des Trägervereins. „Uns war wichtig, alles zu tun, um die Bewohner nicht erneut isolieren zu müssen wie bei der ersten Welle.“ In einer Apotheke im Ahrtal bestellten die Lohmarer Tausende Antigen-Tests, die Lieferung, anvisiert für Mitte Oktober, verzögerte sich aber um vier Wochen. Der Vorrat reiche bis März – aber nur dann, wenn nicht an jedem Tag getestet wird.

Gleichzeitig wurden Schutzkleidung und FFP2-Masken beschafft, einige Mitarbeiterinnen geschult, Krankenschwestern von Haus aus oder approbierte Altenpflegerinnen. Das Gesundheitsamt hat das Konzept abgesegnet. Sieben Euro pro Schnelltest bekommt der Verein erstattet – ein Test kostete 6,96 Euro –, nicht aber den zusätzlichen Personalaufwand und die Schulung. 20 Minuten nehme die Prozedur in Anspruch, so Bartha: „Eigentlich müssten wir dafür zwei oder drei Kräfte einstellen. So fehlen sie uns an anderer Stelle.“ Ein großer Teil der 86 Ehrenamtlichen fange einiges auf, reiche zum Beispiel den Bewohnern das Essen.

Johannes Mertens gehört zum Freiwilligen-Team. Er muss heute wie alle Besucher und auch die Mitarbeiter durch die elektronische Vorkontrolle in der ausgeräumten Cafeteria: Mertens tritt vor eine Apparatur mit Bildschirm, auf Abstand wird seine Temperatur kontrolliert und ob die Maske richtig sitzt. Dann darf er Platz nehmen. Pflegedienstleiterin Ilse Salden rückt mit einem riesigen Wattestäbchen an, führt es tief in Nase und Rachen ein, stippt es in ein Gläschen mit Flüssigkeit, gibt ein paar Tröpfchen davon in ein Testkit.

Warten, bis das rote Licht leuchtet

Nun heißt es warten, bis nach 15 Minuten das rote Licht leuchtet – negativ, im besten Fall. Der Ehrenamtler hat kein Corona, zumindest höchstwahrscheinlich. „Gurgeltests wären angenehmer, aber die haben wir nicht“, bedauert Bartha. Das Abstandsfiebermessgerät im Wert von 2000 Euro hat die Bürgerstiftung Lohmar finanziert. Auch der örtliche Förderverein für Seniorenarbeit wolle das Heim unterstützen, freut sich der Pfarrer im Ruhestand und frühere Superintendent.

Geholfen haben auch viele Bürger und Firmen, wie die Wirtsleute vom Aueler Hof, die fünf Lüftungsgeräte für die Pausenräume spendeten, wo die Mitarbeiter essen. Die Geräte sollen bis zu 99,5 Prozent der Aerosole herausfiltern. 15 weitere Luftreiniger hat der Trägerverein gekauft. Dazu verfügten die Häuser über eine Kreuz-Wärme-Lüftung, würden alle Räume auf Höchststufe ununterbrochen mit Frischluft versorgt .

Diese Maßnahmen ergäben addiert eine schöne Summe Sicherheit, wenngleich nicht 100 Prozent. Etliche Mitarbeiter erkrankten in den vergangenen Wochen an Corona, etliche waren und sind in Quarantäne. In Wahlscheid sind derzeit etwa ein Dutzend der 113 Bewohner infiziert, gestorben sind drei, die sehr alt und krank gewesen seien, so Bartha, ob mit oder an dem Virus, sei nicht festzustellen.

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Gefühlt gebe es allerdings in diesem Herbst weniger Betagte, die an Erkältungskrankheiten sterben. Und am Standort Lohmar sei aktuell kein Mitarbeiter und keiner der 79 Bewohner infiziert.

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