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AltenpfelgerLohmarer hilft nach Schlaganfall wieder aufs Bike

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Hans-Jürgen Schneider im Beiwagen der Honda Goldwing von Rainer Hagen. Noch hat er den Helm auf den Knien. Kurze Zeit später brauste er los.

Hans-Jürgen Schneider im Beiwagen der Honda Goldwing von Rainer Hagen. Noch hat er den Helm auf den Knien. Kurze Zeit später brauste er los.

Lohmar – Motorrad fahren – das ist die große Leidenschaft von Hans-Jürgen Schneider. Doch vor zwei Jahren hatte er einen Schlaganfall und kann seitdem nicht mehr aufs Motorrad steigen. Trotzdem wurde ihm nun dieser Wunsch erfüllt.

Das war allerdings nicht einfach. Der 60-Jährige kann seit dem Schlaganfall fast nicht mehr sprechen und gar nicht schreiben. Er versteht alles – als Antwort kommt jedoch nur ein Ja oder Nein mühsam über seine Lippen.

Auch sein Vater erlitt einen schweren Schlaganfall. Im Jahr 2009 kam der heute 82-Jährige deswegen ins Krankenhaus. Er infizierte sich mit einem Keim. Das führte in Kombination mit einer Zuckerkrankheit dazu, dass ihm sein rechtes Bein amputiert werden musste.

„Als Hans-Jürgen davon erfuhr, kam er zurück nach Deutschland, um mir zu helfen“, berichtet Hannelore Schneider. Ihr Sohn lebte damals in Sizilien, seine Frau Lucia war gestorben. „Auf der Insel hatte er immer große Touren mit seiner Honda Goldwing gemacht. Sie steht heute noch dort“, sagt die inzwischen 80-jährige Mutter. Ihr Sohn nickt.

Dann kam der zweite Schicksalsschlag. Auch Hans-Jürgen bekam einen Schlaganfall, sitzt seitdem im Rollstuhl. „Ich konnte beide Männer nicht versorgen“, berichtet die Ehefrau und Mutter. Im evangelischen Altersheim am Heiligenstock bekam ihr Sohn einen Platz. Das ist in der Nähe der elterlichen Wohnung, der Kontakt kann dadurch mühelos gehalten werden. „Hans-Jürgen kommt uns regelmäßig mit dem Fahrdienst besuchen“, sagt die Mutter.

Kontakt geknüpft

Tobias Laforce ist Altenpfleger in der Einrichtung in Wahlscheid. „Mir fiel Hans-Jürgen Schneider sofort auf, als er zu uns kam.“ Es entwickelte sich ein enger Kontakt zwischen beiden Männern. „Ich wollte mehr über ihn erfahren.“ Und irgendwann bekam Laforce durch geschickte Ja-Nein-Antwort-Fragen heraus, dass der Mann im Rollstuhl eine Motorrad-Leidenschaft hat. Schnell entstand die Idee für eine ungewöhnliche Hilfsaktion. „Michaela Baumann und Iudit Klein aus der Leitung der Einrichtung waren auch sofort begeistert“, sagt Laforce.

Der Altenpfleger begann nach einer Möglichkeit zu suchen, dass Hans-Jürgen noch mal ganz ungezwungen mit einem Motorrad wegbrausen konnte. „Aufgrund seiner Behinderung kam dafür nur eine Maschine mit Beiwagen in Betracht.“ Die Suche war nicht einfach, es dauerte einige Monate, bis der Wunsch erfüllt werden konnte. „Ich hatte gefühlt 1000 Absagen, bis ich auf die grenzenlosen Herzensbiker gestoßen bin“, so Laforce. Rainer Hagen stellte seine Honda Goldwing mit Beiwagen zur Verfügung, Thorsten Kubik kümmerte sich um die Route.

Und dann kam der große Tag. Die Biker holten Schneider in Wahlscheid ab. Gemeinsam wurde er aus seinem Rollstuhl in den Soziuswagen gehoben. Der Hund von Hagen sprang auf seinen Schoß, während ihm der Helm anzogen wurden. Die gut zweistündige Tour führte von Lohmar aus über Hennef an der Sieg entlang bis nach Eitorf. Dann ging es über Ründeroth zurück. Für die Motorradfahrer hatte das Team des Altersheims noch ein Grillbuffet vorbereitet. „Hans-Jürgen war begeistert“, berichtet seine Mutter.

Sie hofft zudem, dass ihm das Erlebnis neue Kraft für die regelmäßige Therapie gegeben hat. „Beim Schlaganfall können viele kleine Schritte zum Erfolg führen. Man darf die Hoffnung nie aufgeben.“

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