Zwei Jahre nach der SchließungWie es mit dem Sulzer-Gelände in Lohmar weitergeht

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Das Firmengelände von Sulzer in Lohmar-Scheiderhöhe: Knapp zwei Jahre nach der Schließung ziehen neue Firmen ein.

Das Firmengelände von Sulzer in Lohmar-Scheiderhöhe: Knapp zwei Jahre nach der Schließung ziehen neue Firmen ein.

  • Zwei Jahre nach der überraschenden Schließung kommt wieder Leben in das Sulzer-Gelände in Lohmar.
  • Mehrere Firmen sollen in den kommenden Wochen den Betrieb aufnehmen.
  • Neben den Betrieben sollen auch Wohngebiete entstehen. Wie es jetzt weitergeht.

Lohmar – Es kehrt wieder Leben ein in die leerstehenden Hallen und Gebäude der Sulzer AG in Scheiderhöhe, früher ABS Pumpen GmbH. Schon mehrere Kleinfirmen haben sich in dem seit Ende 2017 verwaisten Gewerbegebiet in der Ortsmitte gegenüber dem Gasthaus angesiedelt.

Als großer Ankermieter ist die Overath-Verpackungs-GmbH aus Donrath dabei. Die Firma ist dorthin auf den Bergrücken über der Agger bisher aber erst mit einem Teil seiner Büro-Belegschaft gezogen.

Das Landwirtspaar Dr. Christoph und Birgit Lüpschen, neuer Eigentümer des Fabrikgeländes und bekannt durch ihre Biogasanlage, ist zuversichtlich, bis Ende des Jahres weitere Firmen für den Rest des Gewerbegeländes zu gewinnen.

Streikaktionen vor Schließung

Bis dahin will auch die Overath-GmbH mit ihren 70 Beschäftigten von unten im Aggertal in Donrath komplett auf den Bergrücken umgezogen sein, wie auf Nachfrage dieser Zeitung von der Geschäftsführung zu erfahren war.

Bei der Schließung der Firma im Jahr 2017 hatte der Tauchpumpenhersteller, gegründet 1957 von Albert Blum (ABS = Albert Blum Scheiderhöhe), unter dem Dach des Schweizer Sulzer Konzerns noch 170 Beschäftigte, hauptsächlich Metallarbeiter. Diese hatten sich jahrelang und am Ende vergeblich mit vielen Streikaktionen gegen den stetigen Ausverkauf ihrer Firma gewandt.

Christoph Lüpschen hofft, dass auf dem rund vier Fußballfelder großen Gelände (26 000 Quadratmeter) bald wieder eine gleich große Anzahl von Erwerbstätigen ihre Brötchen verdienen. Sechs Kleinbetriebe, darunter eine Internetfirma und ein Sicherheitsunternehmen, seien bereits aufs ABS-Gelände gezogen, sagt Lüpschen. Darunter befindet sich auch der Funky Sign Werbeservice.

Dessen Chef Olaf Funke, bekannt als Spieler und Organisator von Segway-Polo-Welt- und Europameisterschaften, sagte auf Anfrage, er wolle mit seinem Betrieb im Aggertal an der Wahlscheider Straße bleiben. Bei ABS habe er endlich dringend benötigte zusätzliche Lagerkapazitäten gefunden.

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Rike Johnsen, Geschäftsführerin der Overath-GmbH, antwortete, die Firma wechsele bis Ende 2019 Stück um Stück an den neuen Standort, zuletzt ziehe die Entwicklungsabteilung des innovativen Verpackungsherstellers um. Das Unternehmen entschied sich nach ihrer Auskunft erst zum Umzug, nachdem das verwaiste Gewerbegebiet dieses Jahr einen Glasfaseranschluss für schnelles Internet erhielt.

Wohngebiete sind geplant

In Scheiderhöhe ist man froh, dass sich wieder etwas tut auf dem Gelände. Und nicht nur dort. Wie diese Zeitung erfuhr, bemühen sich die beiden Kinder des mittlerweile 89-jährigen Albert Blum um eine Wiedereröffnung des verwaisten Gasthauses Scheiderhöhe („Royal Albert Hall“), das nur durch die Landstraße vom Gewerbegebiet getrennt ist.

Was aus den Beschäftigten wurde

Von den zuletzt 170 Sulzer-Mitarbeitern bei Betriebsschließung Ende 2017 sind bis heute rund 140 wieder in Lohn und Arbeit. Nach Auskunft des früheren Betriebsratsvorsitzenden Christophe Hassenforder endete die auf anderthalb Jahre angelegte Transfergesellschaft für Training und Qualifizierung der Entlassenen zur Jobsuche am 30. Juni 2019.

Rund 30 der Ex-Beschäftigten sind noch arbeitslos. 21 Mitarbeiter gingen damals in den Vorruhestand. Darunter war Hassenforder, der als Sozialdemokrat und stellvertretender Vorsitzende des DGB-Kreisverbands Bonn/Rhein-Sieg nun mehr Zeit für seine übrigen Ehrenämter hat.

13 Mitarbeiter kamen in der Sulzer-Vertriebsgesellschaft in Bonn unter. Die restlichen Entlassenen fanden Jobs in anderen Firmen, sogar schon direkt zum 1. Januar 2018, weil in der Metallbranche Fachkräftemangel herrscht. So waren unter anderem Dreher sehr begehrt, die heute Zerspanungsmechaniker genannt werden.

Der Lohmarer Stadtrat setzte schon seit vielen Jahren, bisher allerdings vergeblich, auf einen Umzug der Overath-GmbH innerhalb Lohmars. Vorgesehen dafür war auch einmal das Gewerbegebiet Burg Sülz. Die Stadt möchte in Donrath eins von vier neuen Wohnbaugebieten erschaffen, neben Wahlscheid hinter Lidl, in Lohmar-Ort am alten Sportplatz und in Birk am Ortsrand.

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