Nationalsozialismus überlebtEsther Bejarano erzählt Schülern, wie sie das schaffte

Lesezeit 2 Minuten
Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano hinterließ im Gymnasium Alleestraße einen bleibenden Eindruck bei den Schülern.

Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano hinterließ im Gymnasium Alleestraße einen bleibenden Eindruck bei den Schülern.

Siegburg – In der Aula des Gymnasiums Alleestraße war es mucksmäuschenstill. Als die 94-jährige Esther Bejarano die Bühne betreten hatte, war sie von den Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe neun und der Oberstufe mit Applaus begrüßt worden. Danach hörten die Jugendlichen ihr aufmerksam zu. Ihre Ankunft im Viehwaggon 1943 in Auschwitz, das Lagerleben und die Aufnahme ins Lagerorchester, die ihr schließlich das Leben rettete. Das alles beeindruckte sichtlich.

Den Moment der Befreiung bezeichnet sie als ihre zweite Geburt

Esther Bejarano überstand Typhus und Keuchhusten. Sie wechselte vom Akkordeon zu Blockflöte und Gitarre. Später arbeitete sie unter Zwang für Siemens im Lager Ravensbrück. Sie überlebte die Todesmärsche im Januar 1945. Auf einem letzten Marsch flohen Bejarano und einige Gefährtinnen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Der Krieg endete für sie mit einer Restauranteinladung von amerikanischen GIs, die später auf der Straße zusammen mit russischen Soldaten das Kriegsende feierten. „Und ich spielte Akkordeon“, das Instrument habe sie kurz zuvor von einem Amerikaner geschenkt bekommen. Unvergesslich ist ihr ein großes Bild von Adolf Hitler, das auf der Straße lichterloh brannte. Diesen Moment der Befreiung bezeichnet sie als ihre zweite Geburt.

Schüler zu Wachsamkeit ermahnt

Die anderthalb Stunden im Alleegymnasium beendete Esther Bejarano gemeinsam mit ihrem Sohn Yoram am E-Bass und Kutlu Yurtseven von der Microphone Mafia. „Ich werde so lange singen, bis es keine Nazis mehr auf der ganzen Welt gibt,“ hatte sie einmal gesagt.

An Berichte von Zeitzeugen könnten weder Filme noch die besten Lehrer heranreichen, hatte Schulleiterin Sabine Trautwein zur Begrüßung gesagt. Sie behielt Recht. Norbert Michels vom Diözesanrat Köln mahnte die Schüler wachsam zu sein gegen rechte Populisten und sich gegen sie zu erheben. So etwas dürfe nie wieder passieren, „mischt Euch ein“, forderte die Siegburger Vizebürgermeisterin Susanne Haase-Mühlbauer die Jugendlichen auf und warb für die ehrenamtliche Politik.

KStA abonnieren