Naturschutzbeirat Rhein-SiegStreit zwischen Grünen und BUND geht in nächste Runde

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Kreistag

Der Kreistag während seiner konstituierenden Sitzung in der Rhein-Sieg-Halle Anfang Dezember 2020

Rhein-Sieg-Kreis – Bei den Vertretern des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) im Beirat der Unteren Naturschutzbehörde gibt es schon wieder einen Wechsel. Paul Kröfges (72) aus Windeck, den der Kreistag kürzlich erst gewählt hatte, ist noch vor seinem ersten Auftritt in diesem Gremium zurückgetreten.

Kröfges, der dieses Amt wegen Überlastung ohnehin ungern angenommen hatte, begründete seinen Schritt damit, dass es eine politische Initiative von Bündnis90/Die Grünen im Kreistag – „man könnte auch Intrige sagen“– gegeben habe, den Kandidaten unbedingt zu verhindern, den der BUND ursprünglich vorgeschlagen und gewünscht hatte.

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Damit sprach er die Nichtwahl des BUND-Kreisvorsitzenden Achim Baumgartner an, der dem Naturschutzbeirat zuvor viele Jahre angehört hatte. Der Verein hatte ihn 2020 erneut dafür vorgeschlagen, er wurde aber im Kreistag zweimal nicht gewählt. Kröfges: „Ich habe meine Wahl dann angenommen, um uns einen erneuten, dritten Anlauf gegen die politische Wand im Kreistag zu ersparen.“

Achim_Baumgartner

Zwischen dem Kreisvorsitzenden des BUND, Achim Baumgartner, und der Grünen-Fraktion im Kreistag gibt es Streit.

Nach Studium der umfangreichen Unterlagen für die erste Sitzung habe er festgestellt, dass es ihm nahezu unmöglich sei, den Anforderungen gerecht zu werden und zu begründeten Entscheidungen beizutragen. Kröfges: „Außerdem muss man sich vieles vor Ort anschauen und rechtliche Vorgaben nachvollziehen, die in den Vorlagen der Kreisverwaltung nicht unbedingt ausreichend dargelegt werden.“

Das für den Beirat praktizierte Verfahren sei suboptimal für Ehrenamtliche, so Kröfges. Er sei noch in anderen Expertengruppen tätig und schaffe ein solches Pensum einfach nicht.

Der Rücktritt von Kröfges komme für ihn sehr überraschend, sagte BUND-Chef Baumgartner. Vielleicht sollte der Kreis wahrnehmen, dass Ehrenamtler im Beirat für das Gemeinwohl viel Lebenszeit investieren.

Kreistag wollte Baumgartner nicht

Der Kreistag hatte Achim Baumgartner, den der Naturschutzverein BUND vorgeschlagen hatte, in seiner Dezembersitzung nicht in den Naturschutzbeirat gewählt. Stattdessen beschlossen die Kommunalpolitiker auf Vorschlag der Kreisverwaltung, Theo Augustin zu nominieren, den auf zweiter Position auf der Liste ebenfalls der BUND vorgeschlagen hatte. Augustin trat allerdings schon in der konstituierenden Sitzung des Gremiums im Februar mit der Begründung zurück, er könne nach dieser Vorgeschichte nicht vertrauensvoll mit der Kreisverwaltung zusammenarbeiten.

Der BUND unterbreitete dann zwei neue Vorschläge für eine Nachwahl: Paul Kröfges und erneut Baumgartner. Gewählt wurde im März Paul Kröfges, der „mit Bedauern“ annahm. Noch vor seiner ersten Sitzung trat er nun allerdings wieder zurück. (rö)  

„Augustin war abgesprungen, weil er das Gebaren der Kreispolitik um die Besetzung als Basis für eine fachliche Arbeit untragbar und abstoßend fand. Kröfges sieht sich angesichts des Umfangs und der rechtlichen Komplexität überfordert“, sagte Baumgartner.

So trage der Kreistag auch zur Politikverdrossenheit bei. Eine Stärkung und Wertschätzung des Ehrenamtes sehe anders aus.

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