Bonn-Niederkassel-KölnTrasse viel teurer – Bahnen teilen sich Schienen mit Güterzügen

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Guetertrasse_Niederkassel

Güterzüge werden sich offenbar eine Zeit lang die Gleise mit der geplanten Stadtbahn-Linie 17 teilen müssen.

Niederkassel – Die geplante neue Stadtbahn, die vom linksrheinischen Köln über Niederkassel nach Bonn fahren und dafür über weite Strecken die Trasse der RSVG-Güterbahn nutzen soll, wird sich offenbar zumindest für eine Übergangszeit ihre Gleise mit Güterzügen teilen müssen. Davon gehen die zuständigen Planer der Kreisverwaltung aus.

Wesentlicher Grund ist, dass die Planungen für die neue Güterzugtrasse zwischen dem Lülsdorfer Evonik-Areal und der DB-Stammstrecke deutlich länger dauern dürfte als die Planungen für die Stadtbahn. Deren Bau soll voraussichtlich im Frühjahr kommenden Jahres durch Beschlüsse des Regionalrates und des NRW-Landtags zum ÖPNV-Bedarf- und Finanzierungsplan auf den Weg gebracht werden.

Über die neue Güterzugtrasse sollen die Züge rollen, die bislang das Lülsdorfer Evonik-Areal anfahren. Bislang sind dies nur zwei Züge am Tag. Künftig soll vor allem auch der Verkehr zum geplanten trimodalen Containerterminal im Lülsdorfer Hafen darüber abgewickelt werden.

„Im Moment wissen wir aber noch nicht einmal, mit welchen Gütermengen wir auf der geplanten neuen Gütertrasse rechnen müssen“, erläuterte Christoph Groneck, vom Referat für strategische Kreisentwicklung der Kreisverwaltung, in der jüngsten Sitzung des Niederkasseler Planungs- und Verkehrsausschusses.

Erst wenn diese Daten offiziell vorlägen, könne mit dem Planungsverfahren für die Gütertrasse begonnen werden. Die soll vor allem wegen des teuren Übergabebahnhofs an der DB-Stammstrecke nach bisherigen Schätzungen rund 50 Millionen Euro kosten.

Zurzeit überlegten die Verkehrsplaner, wie auf der Stadtbahn-Trasse gleichzeitig Personen- und Güterverkehr abgewickelt werden könne, so Groneck. Das bereitet unter anderem wegen der unterschiedlichen Breite von Stadtbahnen und Güterzügen Probleme – vor allem an den Haltestellen. Die Planer untersuchen deshalb, ob das Kasseler Modell infrage kommt. Dabei werden an Haltestellen vier statt zwei Gleise gebaut – zwei für die Stadtbahn und zwei für die durchfahrenden Güterzüge. Klar zu sein scheint, dass die RSVG-Strecke rechtlich weiterhin als Eisenbahnstrecke betrieben werden soll, auch um zumindest in einer Übergangsphase Stadtbahnen und Eisenbahn-Züge parallel aufnehmen zu können.

Stilllegung der RSVG-Strecke könnte zu Komplikationen führen

„Sollten wir die Eisenbahnstrecke zu einer reinen Stadtbahnstrecke umwidmen wollen, müsste sie zunächst rechtlich stillgelegt werden“, erläuterte Groneck. Dann jedoch hätten andere Unternehmen die Möglichkeit, sich für einen Weiterbetrieb der Güterstrecke zu bewerben, was die Stadtbahn-Pläne behindern dürfte. Auch bestehe die Gefahr, dass Fördergeld zurückgezahlt werden müsste.

Trotz der in Aussicht stehenden Nutzung durch Stadtbahnen und Güterzüge sehe die Verkehrsplaner offenbar keine Probleme, die Züge der künftigen Stadtbahnlinie 17 eng getaktet fahren zu lassen. Auch ein Zehn-Minuten-Takt sei möglich heißt es. Dazu soll auch der weitgehend zweigleisige Ausbau der bislang eingleisigen Strecke beitragen. Das sei auch in jenen Teilen von Niederkassel möglich, wo die Trasse nah an der Bebauung entlang führe.

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Ganz sicher nur eingleisig werde die Bahn allerdings in Troisdorf-Bergheim in Höhe des Troges der L 269 verkehren. Dort stehe nur die Busspur zur Verfügung. Noch unklar ist, ob die neue Stadtbahn die Sieg ein- oder zweigleisig überqueren wird. Die jetzige Brücke lasse nur einen einspurigen Betrieb zu. Allerdings prüfe der Landesbetrieb Straßen NRW, ob er die Siegbrücke in absehbarer Zeit durch einen Neubau ersetzen wird, der dann auch zwei Bahngleise aufnehmen kann.

Konkreter sind inzwischen die Kostenschätzungen für die neue Stadtbahnlinie 17: Nach Angaben aus dem Siegburger Kreishaus kalkulierte man jetzt mit einer Investition von rund 391 Millionen Euro – allerdings auf der Basis der Baukosten im Jahr 2016. Da der Baupreisindex in den vergangenen fünf Jahren um rund 25 Prozent gestiegen sei, müsse man mit entsprechend höheren Kosten rechnen. Damit lägen die Kosten zum jetzigen Zeitpunkt bei rund 490 Millionen Euro.

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