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ChemiekonzernEvonik verlässt Niederkassel – 600 Beschäftigte betroffen

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Evonik will seinen Niederkasseler Standort aufgeben.

Niederkassel – Der größte private Arbeitgeber der Stadt bereitet seinen Absprung aus Niederkassel vor. Wie der Essener Dax-Konzern Evonik am Freitag überraschend mitteilte, soll der Standort Lülsdorf „mittelfristig in neue Hände“ gegeben werden. Angestrebt ist der komplette Verkauf des Niederkasseler Standorts an einen neuen Eigentümer.

Allerdings sei auch denkbar, dass Teilgeschäfte an verschiedene Interessenten verkauft werden. Konkrete Verkaufspläne sollen zusammen mit Investoren und Partnern bis zum Frühjahr kommenden Jahres ausgearbeitet werden.

Niederkassel: 600 Beschäftigte sind betroffen

Zurzeit beschäftigt Evonik am Standort Niederkassel rund 600 Menschen. Sie wurden am Freitag bei einer Belegschaftsversammlung über die Pläne ihres Arbeitgebers informiert. Die Zukunft der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist nun ungewisser denn je.

Hintergrund der Verkaufspläne ist nach Angaben des Unternehmens das absehbare Ende der Produktion von Alkoholaten – Salze aus Metallkationen und Alkoholatanionen – am Standort Lülsdorf und der Rückzug von Evonik aus der Basis-Chemie. Das bisherige Verfahren, bei dem Alkoholate mittels einer Amalgam-Elektrolyse hergestellt werden, werde wegen Auflagen der Europäischen Union voraussichtlich ab dem Jahresende 2027 nicht mehr zulässig sein.

Diese Produkte, die unter anderem für die Herstellung von Biodiesel und das Kunststoff-Recycling benötigt werden, stellt Evonik inzwischen auch an Standorten in Argentinien und den USA her.

Evonik-Vorstandschef: Lülsdorf ist starker Standort für Basischemikalien

„Lülsdorf hat sich über Jahrzehnte als starker Standort für Basischemikalien bewiesen“, sagt Evonik-Vorstandschef Christian Kullmann. „Mit unserem Fokus auf margenstarke Spezialchemikalien ist eine Weiterentwicklung für uns jedoch nicht mehr möglich. Daher haben wir die Suche aufgenommen nach neuen Eigentümern, die dem Standort den besten Pfad in die Zukunft ebnen. Das Potenzial von Lülsdorf als Standort für Chemieproduktion ist vielfältig.“

Evonik-Standortleiter Arndt Selbach kündigte an, dass das Unternehmen im Interesse der Beschäftigten alles dafür tun werde, „möglichst zügig die konkreten Entwicklungsoptionen für Lülsdorf aufzuzeigen, um dem Standort und seinen Mitarbeitern eine klare Perspektive zu geben“. Lülsdorf sei insbesondere für mittelständische Investoren aus der Chemiebranche interessant, zeigte sich Selbach zuversichtlich.

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Laut Evonik haben bei den bisherigen Marktsondierungen bereits mehrere potenzielle Investoren ihr Interesse am Chemie-Standort Lülsdorf bekundet, an dem Evonik zusammen mit dem Duisburger Hafenbetreiber Duisport zuletzt noch den Bau eines großen Logistik-Zentrums mit einen großen Containerterminal für Schiffs-, Bahn- und Lastwagen-Verkehr geplant hatte.

Vertreter der Politik in Stadt, Kreis und Bund zeigten sich am Freitag völlig überrascht von der Entscheidung des Konzerns. Niederkassels Bürgermeister Stephan Vehreschild erreichte die Nachricht im Italienurlaub. Er hoffe nun, dass der von Evonik geplante Verkauf den Chemie-Standort Niederkassel langfristig sichern könne, sagte er auf Anfrage. Ähnlich äußerten sich Vertreter anderer Parteien aus der Region. 

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