Nicht nur für alte DamenBridgeclub Niederkassel feiert 25-jähriges Bestehen

Lesezeit 3 Minuten
Glücksgefühle beim Spielen empfindet Claus P. Grimm, Vorsitzender des Bridgeclubs Niederkassel.

Glücksgefühle beim Spielen empfindet Claus P. Grimm, Vorsitzender des Bridgeclubs Niederkassel.

Niederkassel – Ein Kellner aus dem Eiscafé nebenan huscht herein, serviert frischen Cappuccino, den das Damenquartett am Spieltisch ganz hinten geordert hat. Dann hebt Marita Kern das Glöckchen und läutet – das Zeichen zur ersten Runde im Bridgeclub Niederkassel.

Die Turnierleiterin spielt zwar selbst mit, achtet aber auch darauf, dass das Reglement eingehalten wird. „Zum Beispiel darauf, dass die Ansagefrist von zehn Sekunden nicht überschritten wird.“ Aus längerem Zögern ihres Partners können gewiefte Spieler nämlich Informationen über die Qualität des jeweiligen Blattes erhalten. Bridge, das mit einem französischen Blatt von 52 Karten gespielt wird, gilt als Königin der Kartenspiele. Ausgetragen wird es paarweise an Vierertischen; wer die meisten Stiche macht, gewinnt.

„Bridge ist so komplex und vielfältig, dass man lebenslang dazu lernt; darin besteht der große Reiz“, sagt Claus P. Grimm, Vorsitzender des Bridgeclubs Niederkassel. „Wenn es wie geplant läuft, hat das Spiel eine eigene Schönheit.“ Doch die Glücksgefühle, von denen der 79-Jährige schwärmt, stellen sich erst nach langem Training ein. „Vor einem Vierteljahrhundert war ich zu einem Sommerurlaub in den USA und habe dort die Grundzüge von Bridge gelernt. Und tatsächlich gedacht, ich beherrsche das Spiel“, sagt Grimm und lacht über diesen Irrtum. Zu jener Zeit gründete sich der Bridgeclub Niederkassel. Die Enthusiasten erinnern sich: „Es begann an einem kalten Februartag des Jahres 1994“, wie es in der Festschrift zum 25-jährigen Bestehen heißt. Im Kennedy Space Center startete damals die Raumsonde „Discovery“, und in Niederkassel begann der unaufhaltsame Aufstieg eines Vereins, der inzwischen mit einem Team in der ersten Landesliga vertreten ist. Längst werden die Ergebnisse nicht mehr von Hand, sondern vom Computer ausgewertet und liegen schon eine halbe Stunde nach den Turnieren vor.

Kurse für Einsteiger

Etwa 75 Mitglieder zählt der Bridgeclub Niederkassel. „Diese Zahl hat sich als optimale Größe erwiesen“, sagt Grimm. „Die Administration hält sich in Grenzen, und so können wir einen interessanten Spielbetrieb mit bis zu elf Tischen gewährleisten.“ Der fand anfangs in Hinterzimmern von Kneipen und Restaurants statt, was die Bridge-Freunde ausbremste: Nur ein Spieltag pro Woche war möglich. Aber vor fünf Jahren wurde ein Ladenlokal am Rathausplatz frei, der Verein griff zu und mietete die Räume an. „Ein finanzielles Abenteuer“, erinnert sich Grimm, doch es ging gut aus. Dass der Bridge-club eine eigene feste Adresse hat, zumal in zentraler Lage, ist im Rhein-Sieg-Kreis einzigartig. „Deshalb sind wir einer der wenigen Bridge-Clubs, die weiter wachsen“, vermutet Grimm.

Eine Attraktion seien auch die Kurse für Einsteiger, die der Verein seit 2018 bietet. Allerdings zeigten sich im ersten Lehrgang viele Teilnehmer überrascht von der Schwierigkeit des Spiels und warfen frühzeitig das Handtuch. Immerhin drei neue Mitglieder wurden gewonnen, „was den mit 77 Jahren recht hohen Altersdurchschnitt ein wenig senkte“, berichtet Grimm, der die ehrwürdige Tradition des Bridge eher als Hindernis sieht. „In den Köpfen ist das Klischee von einem altmodischen Spiel, das teetrinkende alte Damen spielen.“ Zumindest am Dienstagabend geht es am Rathausplatz sportlicher zu, während am Mittwoch auch Anfänger willkommen sind, die während des Turniers gern mal nachfragen dürfen. „Ein sportlich faires Spiel in menschlich angenehmer Atmosphäre“ zu bieten zählt zu den Leitlinien des Clubs. Neuling Susanne Schreiber kann das bestätigen. „Bridge fordert den Kopf wie kein zweites Spiel“, stellt die 52-Jährige fest, die erst noch die Erfahrung von Edeltraud Hess machen muss: „Nach 40 Jahren Spielerfahrung kann es Ihnen immer noch passieren, dass Sie ein Blatt in den Händen halten, von dem Sie nicht wissen, wie Sie es Ihrem Partner ankündigen sollen.“

KStA abonnieren