Abo

Projekt „Fellwechsel“Im Rhein-Sieg-Kreis kann man tote Tiere zur Gerberei bringen

Lesezeit 3 Minuten
Jagdpächter Thomas Clever, Elisabeth Trimborn, Norbert Möhlenbruch mit einem Dachsfell.

Jagdpächter Thomas Clever, Elisabeth Trimborn, Norbert Möhlenbruch mit einem Dachsfell.

Rhein-Sieg-Kreis – Als Norbert Möhlenbruch abends noch einmal durchs Revier ging, entdeckte er einen toten Dachs am Straßenrand. „Das Tier war erst wenige Stunden vorher durch den Aufprall mit einem Auto an seinen schweren inneren Verletzungen gestorben“, berichtete der Beauftragte für den Naturschutz der Kreisjägerschaft. Möhlenbruch nahm das verendete Tier mit und brachte es zu einem Fachbetrieb, der sich auf das Gerben von Tierhäuten versteht. Er bekam sein Fell zurück, Jäger nennen es Balg, und nun liegt es ins einem Arbeitszimmer.

Der Betrieb ist allerdings in Köln. „Das sind schon Anfahrtswege, wenn man ein Fell gerben lassen will“, berichtet Elisabeth Trimborn, Vorsitzende der Kreisjägerschaft. Das ändert sich jetzt. Der Deutsche Jagdverband hat das Projekt „Fellwechsel“ ins Leben gerufen. Vier Anlaufstellen gibt es schon im Kreis, acht sollen es bald sein.

Naturschützer diskutieren über Projekt

Thomas Clever in Lohmar hat eine davon. In seiner Kühltruhe liegen die Tiere, deren Fell später wiederverwertet werden soll. „Ich finde es wichtig, dass so viel wie möglich genutzt werden kann“, sagt der Jäger. Daher hat er sofort eine Abgabestation eingerichtet, als er von dem im Jahr 2017 gestarteten Projekt erfahren hatte. „Viele Jäger waren schon bei mir.“ In jeden Transportsack wird ein Herkunftsnachweis gelegt, damit jederzeit nachvollziehbar ist, woher das Tier stammt, wenn es von den Fellwechsel-Mitarbeitern abgeholt wird.

Das Thema wird auch bei den Naturschützern diskutiert. „Wenn Tiere tot sind, ist es gut, wenn so viel wie möglich von ihnen verwertet werden kann“, sagt Achim Baumgartner vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Allerdings betont er, dass „man keine Tiere töten darf, nur um an ihr Fell zu gelangen“. Zwischen vielen Naturschützern und Jägern gebe es den Grundkonflikt, ob man überhaupt Tiere töten dürfe. „Fest steht, dass es heute genug andere Stoffe gibt, die Menschen wärmen. Felle sind da nicht mehr nötig.“

Nicht nur jagen, auch kaufen

Wer ein Fell aus dem heimischen Wald haben möchte, kann sich an die Kreisjägerschaft (KJS) wenden. Je nach Größe und Tierart kostet es zwischen 60 und gut 100 Euro. Abweichungen nach oben und unten sind qualitätsbedingt. Kontakt über die Internetseite der KJS, oder montags von 18 bis 19 Uhr, 02241/62 5 96.

www.kjsrheinsieg.de

Die Jäger sind dagegen vom neuen Projekt überzeugt. Dass die Felle wiederverwertet würden, sei gut, betont Elisabeth Trimborn. Der Trend habe in den vergangenen Jahren zugenommen. Dass man Tiere nur wegen ihres Felles tötet, lehnt auch sie ab. „Jäger haben immer das Zusammenleben in der Natur im Auge. Das ist für uns wichtig. Wir Jäger sind allerdings der Meinung, dass zum Schutz der Bodenbrüter Fuchs und Dachs bejagt werden sollten, und setzen dabei auf mehr Verständnis bei Tierschützern.“

KStA abonnieren