Verteidigungsministerin in RheinbachLambrecht lobt die „guten Hacker“ der Bundeswehr

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Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) sprach in der Tomburg-Kaserne mit CIR-Inspekteur Vizeadmiral Thomas Daum (r.) und ZCO-Kommandeur Oberst Christian Pawlik.

Rheinbach – „Wir haben sehr gute Hacker hier“, lobte Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) beim Besuch in der Tomburg-Kaserne in Rheinbach, und für die laufenden Kameras der großen Fernsehsender und Nachrichtenagenturen fügte sie hinzu: „Die, die die richtigen Werte vertreten. Hervorragend ausgebildet, hochkreativ.“

So lenkte sie während des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine das Augenmerk auf die etwa 200 Beschäftigten im „Zentrum Cyber-Operationen“ (ZCO) in Rheinbach. Die seien für „Sicherheit, Aufklärung und das Wirken im Internet“ wichtig.

Lambrecht: „Wir müssen besser werden“

Lambrecht: „Wir leben in einer Zeit, in der Kriege nicht nur zu Land, auf See und in der Luft ausgetragen werden, sondern auch im Cyberraum.“ Darunter versteht das Militär die Gesamtheit aller Datennetze, also inklusive Internet.

Bevor sich die Verteidigungsministerin abseits der Mikrofone und Kameras unter einem Tarnnetz hinter dem Tagungszentrum in der Kaserne fast anderthalb Stunden lang vertraulich mit Soldaten unterhielt, betonte sie: „Die Gefahr von Cyberangriffen ist sehr groß.“ Hacker seien in der Lage, die Gesellschaft zu destabilisieren. „Wir müssen besser werden, vor allem nach mehreren Jahren des Sparens.“

Im Anschluss an das Gespräch sagte Lambrecht: „Wir reden darüber, wie wir über ,Geparden’ und Panzerhaubitzen hinaus die Ukraine unterstützen können.“ Beim Umgang mit dem Sondervermögen für die Bundeswehr gehe es auch um 20 Milliarden Euro zur weiteren Digitalisierung – inklusive Funkgeräten und der Sicherung des Datenaustauschs. Lambrecht: „Angriffe nehmen zu. Das kann man jeden Tag spüren.“ 

Mehr Dienstposten für Rheinbach

Die Rheinbacher Truppe wird aber nicht erst auf das Sondervermögen der Bundeswehr warten müssen, um Verstärkung zu bekommen: „Den Aufwuchs von Dienstposten habe ich unabhängig davon eingeplant, und das resultiert im Wesentlichen aus der Bedrohungslage“, erklärte Vizeadmiral Thomas Daum als Inspekteur des „Cyber und Informationsraums“, zu dem auch das ZCO gehört. Das ZCO ist eine eher kleine Einheit am Standort Rheinbach, an dem insgesamt etwa 1300 Soldaten, Angestellte und Beamte beschäftigt sind – vorwiegend mit Informationstechnik, denn von dort werden auch alle IT-Systeme der Bundeswehr betreut.

Um die Abwehr der meist automatisierten Angriffe auf Internetseiten kümmerten sich Kameraden aus Euskirchen, erklärte Bundeswehr-Sprecher Kai Gudenoge. Die Rheinbacher sind vor allem dazu da, die Technik vor Angriffen sicher zu machen – in erster Linie, indem die selbst angreifen und versuchen, technische Systeme zu knacken. „Red Teaming“ sagen die Fachleute dazu. Das „rote Team“ agiert in der Rolle des Feindes.

Hartes Bewerbungsverfahren

Die Bundeswehr ist bemüht, weitere intelligente Köpfe in ihren Reihen aufzunehmen. Mehrfach jährlich siebt sie Bewerber für diese Aufgabe aus. Nur jeder Zweite kommt durch. Während die Ministerin mit den Soldaten sprach, führten Spezialisten das Auswahlverfahren vor – Uniformierte, die nicht nur aus Jux ihre Namensschilder gegen gepixelt wirkenden Text ausgetauscht haben, da sie nämlich kein Ziel für Angriffe des wirklichen Feindes bieten wollen.

Kandidaten müssen bei diesen Tests beweisen, dass sie von Verteidigungsgeschichte und von der Verfassung etwas verstehen, aber auch auf Internetseiten schauen können, ob es nicht einen schnellen Weg zu den dahintersteckenden Daten gibt. Der Ministerin liegt daran, dass die Bundeswehr als „verlässlicher Arbeitgeber“ wahrgenommen wird. Sie will nicht nur Experten für die Bundeswehr gewinnen, sondern auch auf Dauer halten können.

Bei ihrem Besuch in Rheinbach ist die Ministerin auch auf die Flutkatastrophe im vergangenen Jahr angesprochen worden. Und dabei ging es nicht bloß um weitere Gefahren für die Technik, sondern auch um die Leistungen von Bundeswehrangehörigen.

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Während die Ministerin eher verklausuliert von „Wir sind ein Teil der Gesellschaft“ sprach und von „Anerkennung“ und „Wertschätzung“, berichtete ein Soldat am Rande: „Aus Sicherheitsgründen haben wir die Handys tagsüber aus. So haben viele von uns am Tag der Flut erst abends nach Dienst erfahren, was los ist und haben sich gleich daran gemacht, irgendwo zu helfen. Ein Kamerad ist inzwischen auch ausgezeichnet worden, weil er einer Person zweimal das Leben gerettet hat: Einmal, als er sie aus einem schwimmenden Auto zog, und dann, nachdem sie zunächst hier in der Kaserne untergekommen war, als er nachts bei der Übergabe an den Rettungsdienst erkannte, dass sie einen Schlaganfall hatte.“

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