Asklepios-KinderklinikLetzter Herzchirurg verlässt Sankt Augustin

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Kinderklinik_Sankt_Augustin

Der Eingang zur Kinderklinik in Sankt Augustin

  • Die Zeiten, in denen an der Asklepios-Kinderklinik ausgewiesene chirurgische Spezialisten Kinder an deren Herzen operierten, sind seit 30. September vorbei.
  • Asklepios hat bislang keinen Nachfolger für die Herzchirurgie gefunden.
  • Dabei wird die Kinderklinik in Sankt Augustin gebraucht – aus Sicht der Patienten und auch aus Sicht der Landesregierung.

Sankt Augustin – „ Professor Boulos Asfour hat noch bis zu seinem letzten Arbeitstag bei uns operiert. Dafür möchten wir uns bei ihm bedanken“, berichtete am Dienstag Rune Hoffmann, Pressesprecher von Asklepios. Der Herzspezialist hat die Kinderklinik zum 30. September in Richtung Universitätsklinik Bonn verlassen.

„Die Nachsorge für die frisch operierten Patienten findet noch bei uns statt“, betont Hoffmann. Das könne mit dem noch verbliebenen Team sichergestellt werden. Außerdem würden weiterhin alle bisherigen Leistungen, inklusive Kardiologie mit Herzkatheter, in der Klinik geleistet.

Boulos_Asfour

Herzchirurg Boulos Asfour hat die Sankt Augustiner Klinik in Richtung Bonner Venusberg verlassen. 

„Ausnahme sind allerdings herzchirurgische Eingriffe, da wir seit dem 1. Oktober keine Herzchirurgen mehr im Haus haben“, so Hoffmann. Die Suche nach Nachfolgern sei bislang ergebnislos geblieben.

Indirekter Vorwurf an den Landesminister

Nicht zuletzt, „weil der Kreis der möglichen Experten, die auf diesem hohen Niveau aufsetzen können, äußerst klein ist und die Bedarfsnotwenigkeit zweier Kinderherzzentren in räumlicher Nähe von Bonn und Sankt Augustin durch das Landesgesundheitsministerium in Frage gestellt ist“, sagte Hoffmann auf Nachfrage der Redaktion.

Die Wahrscheinlichkeit, dass bei einer Entscheidung zwischen Bonn und Sankt Augustin, das Deutsche Kinderherzzentrum (DKHZ) in Sankt Augustin hinter dem gerade mit dreistelligen Millionen-Euro-Beträgen aus Steuern neu gebauten Universitären Herzzentrum auf dem Bonner Venusberg zurückfalle, werde auch am Markt als äußerst hoch angesehen. Deshalb sei es schwierig, neue Ärzte zu finden, die „eigentlich schon ausgewiesene Fachleute sein müssen“.

Andere Abteilungen nutzen OP-Säle

Die Operationsräume des DKHZ werden jetzt von anderen Abteilungen genutzt. „Insbesondere zählen dazu die Neurochirurgie, Kinderchirurgie und Orthopädie. Der Bedarf und Zustrom von Patienten in unser Haus ist hoch. Wir werden hier vor Ort gebraucht“, betont der Pressesprecher. 

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Das zeige auch das unlängst vom Gesundheitsminister vorgestellte Gutachten der Landesregierung zur „Krankenhauslandschaft Nordrhein-Westfalen“, das explizit für das Versorgungsgebiet, in dem sich die Asklepios Kinderklinik Sankt Augustin befindet, keine Überversorgung in der Kinder- und Jugendmedizin feststellte. Die Kinderklinik benötige für ihren Fortbestand – allerdings ohne das Kinderherzzentrum – daher einen Sicherungszuschlag des Landes.

Erheblicher Personalschwund

„Insgesamt haben uns seit Bekanntwerden, dass der Fortbestand des Deutschen Kinderherzzentrums in Frage steht, knapp 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlassen, darunter 13 Ärzte. Das entspricht rund 20 Prozent unserer Beschäftigten“, teilte Hoffmann mit. Das DKHZ verfügt über rund 35 Arztstellen und rund 110 Pflegestellen.

Asklepios verhandelt mit Landrat Schuster

Der Asklepios-Konzern möchte kurzfristig die Kinderklinik aus Kostengründen an einen anderen Träger abgeben, hat sie dem Kreis sogar für einen Euro zum Kauf angeboten. In politischen Kreisen ist man in den letzten Tagen zuversichtlich, „dass sich eine Lösung in dieser Sache“ anbahnt.

Landrat Sebastian Schuster wurde vom Kreistag bevollmächtigt, sich um die Zukunft der Klinik zu kümmern. Damit sollen die Gespräche durch nur eine Person zielgerichteter geführt werden. Schuster hat in den vergangenen Monaten zahlreiche Kontakte auf politischer Ebene genutzt, möchte sich jedoch erst offiziell äußern, „wenn alles in trockenen Tüchern ist“.

Das Thema sei zu sensibel, um durch Aussagen im Vorfeld der Gespräche eventuelle Lösungsansätze zunichte zu machen, sagte Schuster vor einigen Wochen. (vr)

Asklepios sieht die Politik der NRW-Landesregierung „als unglücklich“ an. Umso wichtiger sei es jetzt, dass die Landesregierung nicht mehr länger auf Zeit spiele, sondern ihrer Verantwortung für die Sicherstellung der Versorgung im Landkreis nachkomme.

„Uns ist es nicht zuzumuten, einen staatlichen Versorgungsauftrag wahrzunehmen, wenn das Land gleichzeitig durch eine verfehlte Strukturplanung bewusst die wirtschaftliche Basis unserer Klinik zerstört“, sagt Hoffmann.

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