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Axel Voss zu Gast in Sankt AugustinScharfe Debatte mit Gymnasiasten über Uploadfilter

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In einer Schlange standen die Schüler an, um die sechs Kandidaten für die Europawahl mit ihren Fragen zu bombardieren.

In einer Schlange standen die Schüler an, um die sechs Kandidaten für die Europawahl mit ihren Fragen zu bombardieren.

Sankt Augustin – „Mein Name ist Marvin“, sagte die Schülerin, „und ich bin ein Bot.“ Es war klar, dass die erste Frage bei der Podiumsdiskussion zur Europawahl von Albert-Einstein- und Rhein-Sieg-Gymnasium an den CDU-Europaparlamentarier Axel Voss ging. Sein Name ist eng verbunden mit der Urheberrechtsschutz-Richtlinie und den Fragen rund um Uploadfilter.

„Marvin“ nannte es eine profitorientierte Urheberrechtsgesetzgebung gegen die Meinungsfreiheit und traf damit die Stimmungslage vieler der fast 400 Besucher in der Aula. Voss hatte einen schweren Stand, machte aber deutlich, dass weder die Freiheiten im Netz eingeschränkt würden noch das Urheberrecht ausgehebelt werden solle. Er kritisierte die großen Unternehmen, die Geld machten, aber nichts davon zurückgäben. Jessica, freischaffende Künstlerin, hielt dagegen, dass etwa Youtube an sie zahle. Sie könne bald nichts mehr hochladen. FDP-Kandidatin Jessica Gaitskell sah zu viel zu umfassend geregelt, aber: „Natürlich müssen wir über Haftung reden.“

Der Bundestagsabgeordnete der AfD, Roland Hartwig, verglich das verabschiedete Papier gar mit der Berliner Mauer, eine klare Einschränkung der Meinungsfreiheit. So weit wollte ihm Alexandra Geese, Kandidatin der Grünen, nicht folgen. „Das wird eine Kultur der Remixes und Memes verändern“, erklärte sie und erntete viel Beifall.

„Sticker mit ‚Fuck AfD‘ kein Linksextremismus“

Klare Kritik äußerte auch Isabell Casel von der Linken. „Die großen Konzerne entscheiden, was überhaupt noch hochgeladen wird.“ Panagiota Zachariadou-Boventer, SPD-Kandidatin, positionierte sich ebenfalls dagegen, diese Richtlinie sei gegen ein freies, gerechtes Europa.

Wie sie junge Menschen für Politik begeistern wollten, beantworteten alle mit der Aufforderung, wählen zu gehen, sich einzumischen. Die Freitagsdemos für den Klimaschutz würde Gaitskell lieber in der Freizeit sehen. Scharfe Worte gab es für die AfD, zu ihrer Haltung zu Kritikern ebenso wie zu Flüchtlingen. „Was unterscheidet mich blauäugigen Deutschen von meinem Freund Binyam?“, fragte Florian. Hartwig berichtete von Angriffen auf Politiker seiner Partei, verwahrte sich gegen Links- und Rechtsextremismus. Geese: „Ein Sticker mit ‚Fuck AfD‘ ist kein Linksextremismus.“

Die wichtigsten Fragen? Migration und Klima

Casel wünschte sich mehr Bürgerbeteiligung, Boventer forderte ein soziales Europa für Frieden und Nachhaltigkeit. Voss skizzierte die ernste Situation für die Europäische Union, die in Gefahr stehe, auseinanderzudriften. Breiten Raum nahm die Diskussion um Flüchtlings- und Asylpolitik ein, die Schüler zeigten sich solidarisch. Scharf ging einer Hartwig an für die AfD-Aussage des aggressiv vordringenden Islams. Er zitierte den Koran auf arabisch und schalt die Aussage: „Das ist absoluter Schwachsinn.“ Mit denselben Worten zahlte Hartwig zurück.

Migration und Klima seien die wichtigsten Fragen der Zeit, da waren sich am Ende der lebhaften Diskussion alle einig.

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