Bonner ForschungsprojektHumanoider Roboter erstmals in Apotheke eingesetzt

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Die Apothekerin steht im Hintergrund bereit: Vorn steht Roboter Pepper, der bei einem ersten Kundenkontakt nach den Wünschen fragt. Das soll eine spätere Beratung vereinfachen.

Die Apothekerin steht im Hintergrund bereit: Vorn steht Roboter Pepper, der bei einem ersten Kundenkontakt nach den Wünschen fragt. Das soll eine spätere Beratung vereinfachen.

Sankt Augustin – „Guten Tag, wie kann ich Ihnen helfen?“ Pepper begrüßt die erstaunten Kunden der Rathausapotheke im Huma-Einkaufszentrum. Und auf jede Frage gibt er eine Antwort. „Kosmetikprodukte finden Sie hinten links“, sagt der humanoide Roboter zu der jungen Frau. Die ist schnell informiert und kann direkt zum Regal gehen.

Apotheker Florian Wehrenpfennig war sofort dabei, als die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg ihn fragte, ob er bei dem Pilotprojekt mitmachen wolle. „Beratung ist für uns wichtig. Wenn der Roboter die Mitarbeiter von Standardfragen entlastet, bleibt mehr Zeit für die wichtigen intensiven Gespräche.“

Rasanter Fortschritt

An diesem Mittwoch hat Pepper nun seinen ersten Arbeitstag. „Es ist schon faszinierend, wie rasant der technische Fortschritt ist“, stellt Helene Offermanns fest. Die 75-Jährige erinnert sich, wie sie zu Beginn der elektronischen Datenverarbeitung mit einem Lochkartensystem Buchungen vornehmen musste.

Dann seien Großrechner und später Personal Computer gekommen. „Jetzt kann ich sogar mit dem Roboter hier reden“, sagt sie lachend.

Helene Offermanns hat die EDV schon früh beruflich genutzt.

Helene Offermanns hat die EDV schon früh beruflich genutzt.

Allerdings werden am ersten Tag der Testreihe die Antworten noch von einer Person gegeben, die die Fragen per Mikrofon hört und in einem Raum in der benachbarten Hochschule sitzt. Genau das ist aber ein Problem, das die Wissenschaftler lösen wollen.

„Die heute gängigen Spracherkennungssysteme müssen meist auf den Tonfall der Personen eingestellt werden, die sie benutzen“, berichtet Dr. Daryoush Daniel Vaziri. Und das sei bei Pepper nicht anders. So tüfteln die Forscher jetzt an Programmen, die im Zweifel auch Dialekt verstehen können.

Inhalte sind das zweite Problem

Das akustische Verstehen ist das eine, Inhalte das andere Problem. „Sie müssen sich vorstellen, dass er ein Kind ist, das mühsam eine Sprache erlernen muss“, erläutert der Wissenschaftler. Dazu ist der Mitarbeiter im Hintergrund wichtig.

Als „Wizard of Oz“, so der Fachbegriff, beantwortet er die Fragen und erstellt so langsam ein Wissensraster, das in das Programm des Rechners eingearbeitet wird. „Wir rechnen damit, dass wir in gut zwei Monaten rund zehn Prozent des benötigten Wortschatzes für den Einsatz in der Apotheke haben“, schätzt Vaziri.

Auch große Verkaufsflächen mit nur wenig Beratungspersonal könnten künftig gute Einsatzgebiete für Pepper sein. Der große Durchbruch ist allerdings noch nicht gelungen. Der Roboter wurde jedoch schon zu Testzwecken in unterschiedlichen Verkaufsgebieten eingesetzt. An der Optimierung seiner Programmierung wird jetzt an der Hochschule in Sankt Augustin gearbeitet.

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