CoronavirusKatastrophenschutz im Pflegeheim in St. Augustin - alle Pfleger positiv

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Der Pflegebetrieb im Altenheim CBT St. Monika kann nicht aufrecht erhalten werden.

Sankt Augustin – Dramatisch hat sich die Lage in der Senioreneinrichtung St. Monika der Caritas-Betriebsführungs- und Trägergesellschaft (CBT) an der Husarenstraße zugespitzt. Der Träger teilte dem Kreis am Donnerstagnachmittag mit, dass der Pflegebetrieb mit dem vorhandenen Personal nicht mehr aufrecht erhalten werden könne. „Es gibt keine Altenpflegekräfte mehr im Heim“, machte Bürgermeister Klaus Schumacher deutlich. „Das ist eine sehr ernste Lage.“

Von den 145 Senioren waren am Donnerstag 47 mit dem Coronavirus infiziert. Vier Bewohner wurden, so teilte der Träger mit, im Krankenhaus behandelt. „Seit Ausbruch der Pandemie sind sieben am Coronavirus  erkrankte Senioren verstorben“, heißt es in der Mitteilung weiter. Auch ein Großteil der Mitarbeiter ist positiv getestet worden.

Appell an die Öffentlichkeit

Gemeinsam mit der Stadt hatte die Leitung des Konzerns, zu dem  22 weitere Häuser gehören,einen dringenden Appell an die Öffentlichkeit gerichtet. Gesucht wurden Pflegefachkräfte und Mitarbeiter in der Pflege, so genanntes teilqualifiziertes Pflegepersonal. Schon in der Nacht  zum Freitag meldeten sich Helfer in St. Monika, darunter „eine tolle Krankenschwester, die uns bis weit in die Nacht getragen hat“, berichtete Landrat Sebastian Schuster.  

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37 Erkrankte wurden ab dem späten Freitagnachmittag mit Rettungs- und Krankentransportwagen in umliegende Krankenhäuser gebracht.

Die Hauptlast übernahmen indes Einsatzkräfte des Katastrophenschutzes. Sechs Mitarbeiter des Malteser-Hilfsdiensts aus Lohmar  hielten  den Betrieb aufrecht. Sie wurden am frühen Morgen durch ein anderes Team  ihrer Organisation abgelöst.

Bedrückende Atmosphäre

Ulrike März, Mitarbeiterin eines ambulanten Pflegedienstes, versorgte kurz darauf ihre Kunden in der Einrichtung. „Es ist total ruhig da drin. Das ist eine bedrückende Atmosphäre“, beschrieb sie die Situation im Haus, „niemand läuft über die Gänge.“ Auch für die Bewohner muss es eine schlimme Erfahrung sein. Seit  Tagen dürfen sie nicht mehr aus ihren Zimmern. Versorgt werden sie   von Gestalten in Kitteln, Handschuhen und Masken.

Am Vormittag kamen der Krisenstab von Stadt und Kreis sowie die CBT-Geschäftsführung zusammen. „Wir suchen nach einer Lösung, um die Einrichtung zu halten“, sagte Schuster in einer Sitzungspause. „Mit Unterstützung der Katastrophenschutzkräfte ist das in der Nacht gut gelaufen. Ziel ist es, dass die Menschen dort bleiben können.“

Kontaktpersonen 1 sollen an den Arbeitsplatz zurückkehren

Schumacher war stolz auf  die Bürger seiner Stadt, um die 20 Helfer  hätten sich auf den dramatischen Appell gemeldet, aber nicht alle seien ausreichend qualifiziert. Deshalb müsse die CBT für  Personal sorgen. Bislang indes sind alle Mitarbeiter entweder positiv getestet worden oder sind so genannte Kontaktpersonen 1 (KP 1), die mit positiv Getesteten enger zusammengearbeitet hatten, seit Ende März aber stets unter Vollschutz. Sie waren nach Hause geschickt worden. Der Krisenmodus wurde ausgelöst, als 20 weitere Mitarbeiter positiv getestet worden waren. Jetzt sollen die KP 1 gebeten werden, an den Arbeitsplatz zurückzukehren, um den Betrieb wieder auf sichere Füße zu stellen.

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Dazu bekommen sie neue Ordnungsverfügungen, wie es korrekt heißt, damit sie arbeiten dürfen. Denn bislang sind sie in freiwilliger häuslicher Quarantäne. Die CBT konnte kein Ersatzpersonal aus den anderen Einrichtungen beschaffen. Schusters Hoffnung, dass alle Menschen im Heim bleiben können,  zerschlug sich.

Mit Rettungs- und Krankentransportwagen in umliegende Krankenhäuser gebracht

37 Erkrankte wurden ab dem späten Freitagnachmittag mit Rettungs- und Krankentransportwagen in umliegende Krankenhäuser gebracht. Eine Separierung von Gesunden und Kranken sei in dem Haus nicht realisierbar, erklärten Schuster und Schumacher unisono. Des Weiteren wird geprüft, ob gesunde Bewohner vorübergehend  bei ihren Familien unterkommen können. Auch auf andere CBT-Häuser sollen Seni.

en verlegt werden, hoffte Schumacher. Mit geringerem Personalansatz könnte mit den verbliebenen, gesunden Patienten ein Notbetrieb gefahren werden. Sollten die Pflegefachkräfte des Trägers nicht ganz ausreichen, könnten einige wenige Katastrophenschützer unterstützen. Dafür versicherte sich Schumacher  der Unterstützung seines Bürgermeisterkollegen Klaus Pipke aus Hennef,  der Präsident des Deutschen Roten Kreuzes Rhein-Sieg ist.

Situation auch in anderen Senioreneinrichtungen des Kreises verschärft

Vor dem langen Osterwochenende hatte sich die Situation auch in anderen Senioreneinrichtungen des Kreises verschärft. Waren am Mittwoch noch fünf der rund 200 Häuser und mobilen Pflegedienste betroffen, so waren es am Donnerstag bereits 16. Für das Osterwochenende hat die Gesundheitsbehörde Systeme installiert, um rechtzeitig reagieren zu können. Mobile Abstrichteams des Kreises und des hausärztlichen Notdienstes sind ständig verfügbar. Das Abstrichzentrum am Siegburger Krankenhaus bleibt geöffnet. In den vergangenen Tagen sind in den Senioren- und Pflegeeinrichtungen etwa 700 Abstriche genommen worden.

Es täten sich neue Herausforderungen auf, sagte Landrat Sebastian Schuster. So könnten  etwa demenzkranke Patienten mit einer Ordnungsverfügung ihrer Kommune gar nichts anfangen – eine komplexe Aufgabe auch für das am Limit arbeitende Personal.  Die Zahl der  Neuinfektionen sei ansonsten  konstant bis rückläufig, erklärte Schuster.  

Erfreuliches konnte der Leiter des Amtes für Bevölkerungsschutz, Rainer Dahm, vermelden. Die Bezirksregierung hatte rund 10 000 FFP 2-Schutzmasken geliefert. Das Technische Hilfswerk Rhein-Sieg hat mit Malteser-Hilfsdienst und Deutschem Roten Kreuz die Verteilung begonnen.

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