Digitalisierung in Sankt AugustinTablets für das Albert-Einstein-Gymnasium

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Um Punkt 8 Uhr startete das Tablet-Projekt:  Schüler aus der  6b  mit (hinten von links) Heike Scherb, Bernhard Escherich, Jens Canzler, Monika Niebergall und Michael Arndt. 

Sankt Augustin – Wischen, tippen, abspeichern – Vokabeln zu pauken muss nicht trocken sein, sondern macht den Elfjährigen sichtbar Spaß. Doch bevor sie die brandneue Technik am Dienstagmorgen um Punkt 8 Uhr in Besitz nehmen durften, hieß es zunächst: Hände waschen.

Denn die 15 Tablets sind nicht nur für die kleine Gruppe aus der 6b da, sondern für alle Fünft- und Sechstklässler am Albert-Einstein-Gymnasium. Mit der Spende des Fördervereins hat die Niederpleiser Schule einen, wenn auch kleinen, Schritt in die digitale Zukunft gemacht.

4000 Euro flossen aus den Mitgliedsbeiträgen in das Projekt, das zunächst beschränkt ist auf die Lernzeiten, in denen an der Ganztagsschule Hausaufgaben gemacht werden, und die Nachmittagsbetreuung. Einen Effekt hat das Tablet-Lernen schon vor dem Start gehabt, berichtet Bernhard Escherich aus dem Fördervereinsvorstand: „Wir haben damit so viele neue Mitglieder unter den Fünftklässler-Eltern gewonnen wie nie zuvor.“

Gespräche mit Google

Ein Jahr dauerte die Vorbereitung, wurden Strippen gezogen, Apps getestet, Gespräche mit Google in den USA geführt, schildert Lehrer Jens Canzler, der mit Kollegin Heike Scherb den Ganztag koordiniert. Mit dem pädagogischen Mitarbeiter Massud Wahisi habe man Gott sei Dank einen eigenen IT-Experten im Schulteam, so Schulleiter Michael Arndt. „Sonst hätte es nicht nur viel länger gedauert, die nötige Infrastruktur zu schaffen, sondern es wäre auch sehr viel teurer geworden.“

Das Kollegium diskutierte, in welchen Fächern die digitale Technik Einzug findet (Fremdsprachen), wo die Tablets aufbewahrt und geladen werden (in einem eigenen Ladeschrank im „Albert-Raum“) – und auch, wer diese regelmäßig reinigt (die pädagogische Mitarbeiterin Monika Niebergall).

Dies hatten Eltern aus dem Förderverein angeregt, so Escherich, um der Verbreitung von Erkältungskrankheiten und Magen-Darm-Infekten vorzubeugen. Zu guter Letzt mussten Kinder und Eltern die „Verhaltensvereinbarung“ unterzeichnen.

Da dies bislang komplett nur die Sechstklässler geschafft haben, müssen die Jüngeren noch warten. Daheim haben alle Tablets, Laptops, PC – und das Handy stets dabei, so die Pionier-Gruppe aus der 6b. Doch sei der Zugang nicht unbegrenzt, schildert Pia Büschel. „Meine Eltern sagen schon mal, leg das Ding weg.“

Tablets dürfen nicht privat verwendet werden

Eine Verhaltensvereinbarung zur Tablet-Nutzung haben Schüler und Eltern unterzeichnet. Hier einige der 14 Punkte:

Das Tablet werde ich nur für schulische Zwecke und nicht privat verwenden.

Ich wasche meine Hände, bevor ich das Tablet nutze. Ich arbeite erst mit dem Tablet, wenn ich sitze, und halte es immer mit beiden Händen. Ich esse und trinke nichts, während ich mit dem Tablet arbeite.

Ich bin damit einverstanden, dass mir eine Lehrperson vorübergehend die Nutzung des Tablet-PCs verbieten kann. Ich werde das Tablet rechtzeitig, spätestens fünf Minuten vor Stundenende, an die im Albert-Raum Aufsicht führende Lehrkraft abgeben, damit es nach der Nutzung gereinigt und aufgeladen, sorgfältig und sicher verwahrt werden kann.

Sollte das Kind entgegen der Vereinbarung handeln und das Gerät dadurch beschädigt werden, muss die private Haftpflichtversicherung der Eltern dafür aufkommen.

Schritte in die digitale Welt haben auch schon andere Schulen im Rhein-Sieg-Kreis gemacht, darunter Grundschulen in Troisdorf und Hennef, so Gabriele Paar vom Regionalen Bildungsbüro im Kreishaus. Einen vollständigen Überblick gebe es noch nicht. Für Ende Januar/Anfang Februar sei eine kreisweite Veranstaltung zum Thema geplant und auch eine Abfrage zur Mediennutzung. (coh)

Dabei würden sie durchaus nicht nur chatten und daddeln, stellt Klassenkameradin Julia Hoffmann klar: „Ich lern’ mit dem Handy.“ Die Tablet-Nutzung ist in der Lernzeit nur das Tüpfelchen auf dem i, so Lehrerin Heike Scherb. „Zuerst müssen die Pflichtaufgaben erledigt werden.“ Und das ganz traditionell mit Stift und Papier.

Breitbandanschluss nötig

Die Pilotphase endet im Sommer, der Förderverein habe das Projekt nur angeschoben, jetzt sei die Stadt am Zug, meint der Schulleiter. Dabei sei die Software wohl das kleinste Problem und auch die Anschaffung der Geräte vermutlich nach und nach realisierbar – ob im Besitz der Schule oder der Schüler. Grundlegend sei die Infrastruktur: Breitbandanschlüsse sollen bald sämtliche städtischen Schulen bekommen, lautet ein Versprechen aus dem Rathaus.

Wischen, tippen, abspeichern – den Spaßeffekt beim Lernen würden auch andere gern nutzen, erzählt Jens Canzler, wie die Mathematik- und die Geschichtslehrer. Mit der VR-Brille eintauchen in längst vergangene Zeiten, das wär doch was.

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