Jobcenter-ProjektWie ein Theaterstück Arbeitslosen in Sankt Augustin helfen soll

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Obdachlosentheater Sankt Augustin

Theater spielen als Ticket in den Job: Das Projekt des Jobcenters findet erstmals in der Region statt.

Sankt Augustin – Heute als hungriger Pinguin auf der Bühne, morgen im Bewerbungsgespräch: Arbeitslose junge Leute sollen durch Theaterspielen wieder in Lohn und Brot kommen. Das Projekt finde erstmals in der Region statt, sagt Sabine Schultz, Sprecherin des Jobcenters Rhein-Sieg. Das selbst erarbeitete, witzige Stück „Gott im Koffer“, das in der Arche Noah spielt, hat am Mittwoch, 17. April, 19 Uhr, Premiere.

Drei der zwölf Teilnehmer sind schon nicht mehr mit im Boot, und das ist ein Erfolg. Sie hätten während des neunmonatigen Probenprozesses einen Ausbildungs- beziehungsweise Arbeitsplatz gefunden, berichteten Maja Niedernolte und Stefanie Ringel vom Bildungsträger „defakto“.

Theater-Projekt läuft seit fünf Jahren bundesweit

Seit fünf Jahren ist die Bochumer GmbH bundesweit im Auftrag der Arbeitsämter und Jobcenter tätig, bietet Kreativ-Coaching für Zielgruppen wie Frauen, Alleinerziehende, Migranten oder junge Menschen an. Dann, wenn herkömmliche Bewerbungstrainings nichts mehr bringen, wenn zwar Lebenslauf und Anschreiben in der Mappe makellos sind, aber die Hürde Bewerbungsgespräch immer noch zu hoch ist.

„Oft scheitert es am mangelnden Selbstbewusstsein“, sagt Jobcoach Stefanie Ringel, die mit den Teilnehmern Interessen und Begabungen auslotet und die Suche nach Praktikumsstellen unterstützt.

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Auch im Theater, zum Beispiel als Bühnenmaler und Tischler an den Bühnen Bonn, aber nicht nur: Die Teilnehmer schauten sich den Einzelhandel, Gesundheitsberufe und Verwaltungen an. Bühne und Leben berühren sich, beispielsweise wenn es darum geht, seine Rolle zu finden, erläutert Maja Niedernolte.

Teilnehmer lernen Teamwork und Disziplin

Im Team zu arbeiten, Disziplin und Durchhaltevermögen zu beweisen, sich auf neue Dinge einzulassen und auch mal zu improvisieren, das haben die Teilnehmer im Alter von 18 bis 50 Jahren erprobt. Schwierige, aber nicht hoffnungslose Fälle, die vor allem eines eint: Alle wollen arbeiten. Im Handwerk sieht Kevin Homeier seine Zukunft, das weiß er jetzt sicher.

Der 18-Jährige ist das Küken unter den Pinguinen im selbst entwickelten Stück. Die Themen Gemeinschaft, Gottvertrauen, Heimat und ungewisse Zukunft woben die neun Darsteller mit Hilfe von Regisseur Josef Hoffmann in ihr Bühnenspiel ein. Das lebt von den Dialogen und der Situationskomik und kommt mit wenigen markanten Requisiten aus. Seine Mitspieler, zunächst sehr verschlossen, seien in den letzten Monaten „viel offener geworden“, sagt Markus Holze, der als „Taube“ die Hauptrolle verkörpert.

Der 36-Jährige hofft, nach der Maßnahme wieder in seinem Beruf als Kaufmann im Gesundheitswesen Fuß fassen zu können. Auch die älteste in der Runde, Ursula Buhr (50), sieht inzwischen Licht am Ende des Tunnels: Die Bürokauffrau war letztens zum Bewerbungsgespräch in einer Stadtverwaltung eingeladen.

Trotz des gewachsenen Selbstbewusstseins haben sie alle etwas Bammel vor der Premiere. Drei Gäste haben ihr Kommen schon zugesagt: Die Ex-Mitglieder der Theatertruppe können dann über ihre ersten Schritte im Job berichten.

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