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Kinderklinik Sankt AugustinZwei „Grüne Damen“ geben wegen Altersgrenze Ehrenamt auf

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Cordula Burwick mit ihrem Bücherwagen.

Cordula Burwick mit ihrem Bücherwagen.

Sankt Augustin – „Als ich in den 80er Jahren hier in der Klinik anfing, da konnten die Eltern nicht zu jeder Zeit ihre kranken Kindern besuchen“, berichtet Cordula Burwick. Seit 32 Jahren kümmerte sich die 75-Jährige als eine von 40 Grünen Damen ehrenamtlich um die jungen Patienten. Annette Koch war seit 28 Jahren dabei. „Ich habe durch diese Tätigkeit hier immer wieder gemerkt, wie wertvoll die Gesundheit ist“, sagt die 76-Jährige. Nun hören beide auf.

Kontakt ist geblieben

Mit Erreichen der Altersgrenze von 75 Jahren ist die ehrenamtliche Tätigkeit in Kinderkliniken nach der Satzung der Evangelischen Kranken- und Altenhilfe beendet. „In der Erwachsenenbetreuung dürfen wir noch bis zum Alter von 80 Jahren aktiv sein“, sagt Koch. In der Kinderklinik nähmen die Grünen Damen auch Babys auf den Arm, da müsse man fit sein, weil das doch schon anstrengend sein könnte.

Viel haben beide Frauen in den Jahrzehnten ihrer Tätigkeit erlebt. Koch erinnert sich noch einen Jungen, den sie acht Jahre lang „von der Geburt an bis zum Tode“ begleitet hat. Er hatte eine chronische Erkrankung und „die ganzen Jahre tapfer um sein Leben gekämpft“. So etwas nehme man auch mit nach Hause.

Mit dem Bücherwagen in jedes Zimmer der Klinik

Noch heute hat Annette Koch Kontakt zu einem Mädchen, das wegen Magersucht in der Kinderklinik war. „Ihr geht es prima, und das zeigt, wie wichtig Unterstützung sein kann.“ Burwick fällt auf Anhieb ein Erlebnis mit einem Baby ein. „Es schrie völlig verzweifelt, als ich es morgens auf den Arm nahm.“ Gegen Mittag habe es sich jedoch beruhigt und sei „zum Gesundwerden eingeschlafen“. Es seien auch die kleinen Erlebnisse, die bestätigten, wie sehr die Grünen Damen gebraucht würden.

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Vor 15 Jahren übernahm Burwick den Bücherwagen in der Klinik. Sie fuhr regelmäßig jedes Zimmer ab und beriet. „Der Wagen ist in zwei Hälften für Kinder und Jugendliche geteilt.“ Für jeden Geschmack sei etwas dabei.

Ehrenamt auch heute noch wichtig

Beide sind sich einig, dass auch die Eltern der kranken Kinder eine Auszeit bräuchten. Wenn sie ins Zimmer gekommen seien, hätten die Eltern einfach mal rausgehen und bei einem Bummel durch die Stadt auf andere Gedanken kommen können. „Auch die Eltern kranker Kinder brauchen Unterstützung“, sagt Burwick.

Professor Gerd Horneff bedankte sich bei den beiden Ehrenamtlerinnen, die im Kreise ihrer Kolleginnen bei einer kleinen Feier verabschiedet wurden. Klinikgeschäftsführer Uwe Jansen überreichte Blumensträuße in Namen der Belegschaft. „Ihre Arbeit ist wertvoll und zeigt, dass das Ehrenamt auch heutzutage, wo viele nur von Geld und Renditen reden, noch wichtig ist“, sagte Horneff, der ärztliche Leiter der Klinik. Er erinnerte daran, dass vor „33 Jahren, als ich als Mediziner anfing“, die Kinder oft sehr lange in der Klinik geblieben seien. Heute seit eine durchschnittliche Verweildauer von dreieinhalb Tagen die Regel.

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