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Thermalbadplan„Sankt Augustin hätte eine Attraktion wie Bad Homburg haben können“

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Walter_Quasten

An diesem Teich sollte das geplante Thermalbad auf dem Gelände des Pleistalwerkes sein Außenschwimmbecken haben, weiß der ehemalige Stadtdirektor Walter Quasten.

Sankt Augustin – Nach dem Bericht über das geplante Thermalbad hat sich der ehemalige Sankt Augustiner Stadtdirektor Walter Quasten in der Redaktion gemeldet. Er war damals Beigeordneter und mit Gemeindedirektor Ulrich Syttkus Initiator der Idee. „Dabei war es eher ein Zufall“, erinnert sich der heute 83-Jährige Jurist. Vor dem Bau der Post in Siegburg an der Stelle des heute S-Carré habe es geologische Untersuchungen gegeben. Dabei sei festgestellt worden, dass es eine Erdschicht mit „Thermalpotenzial“ gebe. Sie führe von Siegburg über Niederpleis bis in die Vulkaneifel.

„Da kam uns die Idee mit dem Thermalbad“, sagt Quasten über die Planungen, die vor gut einem halben Jahrhundert begannen. Zuerst hatte man für die Probebohrung eine Stelle in Niederpleis gesucht. „Der damalige Landrat Fritz Becker hatte eine Kuhweide, auf der wir die Geräte aufstellen durften“, erinnert sich Quasten. Geld sei vom Rat für das Projekt zur Verfügung gestellt worden.

Dann ging es los. Eigentlich hätte die wasserführende Schicht nach 400 Metern erreicht sein sollen. „Aber da fand sich nichts.“ So wurde nochmal Geld draufgelegt. In 645 Metern wurde das Bohrteam schließlich fündig. 22 Grad habe das Thermalwasser gehabt. „Rund 420.000 Mark hatten wir in das Projekt investiert.“

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Ein Investor sei schnell gefunden worden. Ein großer Thermalbadbetreiber aus Deutschland sei von der Idee begeistert gewesen. „Das Gelände des ehemaligen Pleistalwerkes in Birlinghoven schien dem Investor perfekt geeignet.“

Alter See in unberührter Natur hätte für das Thermalbad gepasst

Der alte See in der Tongrube sollte an das gemauerte Außenbecken anschließen. Die unberührte Natur rings herum sollte dem Thermalbad die nötige Ruhe und Ausstrahlung geben. Von der Optik her sollte das Gebäude einen asiatischen Stil haben, wie das Thermalbad des Betreibers in Bad Homburg, das heute als Taunus-Therme betrieben wird.

Sofort begannen die Planungen. Einige Hunderttausend Mark seien vom Thermalbadbetreiber investiert worden, berichtet Quasten. Das Thermalwasser sollte in einem separaten Rohr an der Decke der bestehenden Kanalisation nach Birlinghoven geleitet werden. „Damals war das eine revolutionäre Idee, heute ist sowas normal“, sagt Quasten. Ratsmitglieder fuhren nach Bad Homburg, um sich das dortige Bad anzuschauen. „Alle waren begeistert.“

Mögliche Ruhestörungen für die Anwohner schreckten die Lokalpolitiker

Als es an die Planung der Verkehrsströme ging, begannen aber die Probleme. „Einige Ratsmitglieder aus Niederpleis und Schmerbroich protestierten zusammen mit einzelnen Bürgern gegen den zusätzlichen Autoverkehr und malten ein Verkehrschaos an die Wand. Daraufhin stellten sich CDU und SPD im Rat plötzlich quer“, erzählt der ehemalige Stadtdirektor.

Sie hätten Angst gehabt, dass Anwohner gegen den erhöhten Autoverkehr durch die Badbesucher protestieren könnten, obwohl eine geordnete Verkehrsabwicklung von einem Verkehrsgutachter bestätigt worden sei. „Für mich ist das noch heute völlig unverständlich, wenn man bedenkt, dass auf der Bonner Straße täglich über 20.000 Autos fahren.“

Davon, dass das Thermalbad eine sinnvolle Sache gewesen wäre, ist er immer noch überzeugt. „Die Therme in Bad Homburg läuft heute sehr gut. Sankt Augustin hätte auch so eine Attraktion haben können.“ Aber der Stadtrat stellte keinen Bebauungsplan auf , und der Investor zog sich daraufhin enttäuscht zurück.

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