Unterkunft für Geflüchtete abgesperrtIn Sankt Augustin gibt es mehrere Ausbruchsorte

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Auch das Ordnungsamt kontrolliert Flüchtlingsunterkünfte in Sankt Augustin.

Sankt Augustin – Das Ordnungsamt steht Wache, die Zentrale Flüchtlingsunterkunft (ZUE) des Landes ist abgeriegelt. Keiner der zurzeit 248 Bewohner darf sie verlassen. In der vorigen Woche wurden dort 19 Personen positiv auf die britische Variante B 1.1.7 des Covid-19-Virus getestet. Die Mutationen des Virus dominieren im Kreisgebiet, ihr Anteil an den Neuinfektionen beträgt derzeit 79,5 Prozent. Sechs enge Kontaktpersonen der Infizierten – Bewohner ebenso wie Personal ist betroffen – befinden sich ebenfalls in Quarantäne. Das teilte die Stadt auf einer Pressekonferenz mit. „Wir arbeiten mit Hochdruck an Lösungen“, so Bürgermeister Dr. Max Leitterstorf.

„Der Sicherheitsdienst wurde aufgestockt, zusätzliche Sozialbetreuer werden eingesetzt. Ein Einkaufsdienst – auch unterstützt von Ehrenamtlern der Stadt – erledigt Besorgungen für die Bewohnerinnen und Bewohner. Das Außengelände wird derzeit so gestaltet, dass ein Aufenthalt draußen mit Abstand möglich ist“, erklärte Pressesprecherin Vanessa Nolte auf Anfrage dieser Zeitung.

Sankt Augustin: Alle Bewohner der ZUE werden getestet

Warum bereits jetzt der Krisenstab der Stadt und die Bezirksregierung drastische Maßnahmen ergriffen, beschrieb Beigeordneter Ali Dogan: „Im vorigen Jahr im Mai waren drei Personen in der ZUE infiziert, kurze Zeit später wurden dort rund 200 Infektionen gezählt.“

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Zurzeit würden alle Bewohner der ZUE getestet, „damit wir verlässliche Zahlen bekommen“, berichtet Leitterstorf. „Die Nachbarn der Einrichtung wurden von uns schriftlich über diese Situation informiert“, so der Bürgermeister weiter.

Doch die ZUE ist nicht das einzige Sorgenkind: Im Stadtgebiet gibt es mehrere Ausbruchsorte. Im Kloster der Steyler Missionare mit seinen rund 100 Bewohnern sind zwei Mitarbeiter in der Küche und ein Pater infiziert. Die Versorgung mit Essen würde nun über die Küche eines Seniorenheims organisiert, so Leitterstorf. Brüder und Personal würden getestet.

Auch in Schulen gibt es Corona-Ausbrüche

Auch in Schulen im Stadtgebiet gab es erneute Ausbrüche. „Wichtig ist“, so Dogan, „dass die Schüler ihre Abschlussprüfungen machen können.“ Allerdings seien in Oberstufenklassen, die vor dem Abitur stehen, auch Lehrer erkrankt. Man warte nun auf eine Entscheidung des Kreises, ob die Schulen geschlossen werden müssten. In den nächsten Tagen sollen nun „massenhaft Schnelltests“ zur Verfügung gestellt werden, um bei einer möglichen Infektion reagieren zu können.

Für Leitterstorf ist die beste Lösung, „wenn so viele Menschen wie möglich in kürzester Zeit geimpft werden“. Er sei diesbezüglich schon mit Hausärzten in Kontakt. Die Stadt können auch Räume zur Verfügung stellen, in denen diese Impfungen geleistet werden könnten. Für die ZUE fordert er, dass der Kreis ein besonderes Impfkontingent für die Menschen dort zur Verfügung stellt, damit schnell ein Schutz gegen eine weitere Verbreitung des Virus bestehe. „Es wäre großartig, wenn dies gelingen könnte.“

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Der Bürgermeister teilte mit, dass er auf die Kirchen mit der Bitte zugegangen sei, erst einmal keine Präsenzgottesdienste zu veranstalten. Auch die muslimischen Bürger müssten sich einschränken, auch wenn es die Zeit des Ramadan sei. Gespräche dazu würden geführt, bei Kommunikationsproblemen stünden Dolmetscher bereit.

Sowohl Leitterstorf als auch Dogan betonten, dass Sammelunterkünfte wie die ZUE immer ein Gefahrenpunkt bei Pandemien seien. Sinnvoller sei es, sie so schnell wie möglich aufzulösen.  

Zwei Infektionswellen in der Unterkunft

14. Mai 2020: Die Zentrale Unterbringungseinrichtung des Landes (ZUE) in Sankt Augustin-Niederpleis steht unter Quarantäne wegen Corona. Von drei Verdachtsfällen hatte sich einer als tatsächlich infiziert erwiesen. Alle 490 Geflüchteten, die dort leben, gelten als Kontaktpersonen.

17. Mai 2020: Von 300 getesteten Bewohnern der ZUE waren 116 positiv auf Covid-19 getestet. 60 Personen mit einem negativen Testergebnis wurden sofort ausquartiert.

27. Mai 2020: Sankt Augustin ist die Kommune im Rhein-Sieg-Kreis, die mit 315 Personen bislang am stärksten von der Corona-Pandemie betroffen ist – vor allem durch eine große Anzahl von Infektionen in einem Altenheim und in der ZUE.

11. Juni 2020: In der ZUE sind nur noch sechs positiv getestete Bewohner gemeldet und zwei mit unklarem Testergebnis.

6. Dezember 2020: „Unsere Einrichtung ist frei von Corona-Infizierten“, berichtete ZUE-Leiter Lancelot Beer. Auf die Einhaltung der Hygieneregeln werde genau geachtet.

16. April 2021: Die ZUE ist erneut Schauplatz eines Corona-Ausbruchs. Von 248 Bewohnern wurden 19 positiv auf die britische Variante getestet. (vr) 

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