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Von Menschen für Menschen20.000 Besucher auf dem Klosterfest der Steyler Missionare

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Sänger Sven West von den Räubern genoss das Bad in der Menge.

Sänger Sven West von den Räubern genoss das Bad in der Menge.

  • „Ein buntes Fest der Superlative: friedlich, fröhlich und weltoffen."
  • Die gesammelten Spenden gehen an die Flüchtlinge des Bürgerkriegs im Süd-Sudan.
  • Der „Zauberpater“ - seit dem ersten Klosterfest ein fester Programmpunkt hatte seinen letzten Auftritt.

Sankt Augustin – Sie tummelten sich, sie knubbelten sich, sie bejubelten die Räuber und Cat Ballou, sie drängten in die Hörsäle und an die Zelte beim World Food Festival im Eingangsbereich: Über 20 000 Besucher feierten am Wochenende das achte Klosterfest bei den Steyler Missionaren.

Für manche war es das erste Mal, wie für Räuber-Frontmann Sven West. Der war vom Publikum, das der kölschen Band begeistert zujubelte, so begeistert, dass er sich mitten rein in die feiernde Masse stürzte. „Diese Nähe zu den Menschen zu haben“, schwärmte er im Gespräch mit dieser Zeitung, „das ist etwas ganz Besonderes“.

Zum letzten Mal gezaubert

Für manche war es aber auch ein Abschied. „Zauberpater“ Hermann Bickel, seit dem ersten Klosterfest ein fester Programmpunkt in Sankt Augustin, nahm seinen Abschied von der Bühne. Der 82-Jährige lebt mittlerweile im Altenheim der Klosterbrüder in St. Wendel.

Alles zum Thema Cat Ballou

Nun verzauberte sein Publikum zum letzten Mal. Und das gelang ihm weniger durch seine altmodischen Tricks, für die er die Ehrenmedaille des „Magischen Zirkel Deutschlands“bekam, in dem er seit 1965 Mitglied ist, als mehr durch Charme und Witz.

Magier als Spendenmagnet

Ein bisschen steif – Bickel litt noch unter den Folgen eines doppelten Treppensturzes – bewegte er sich, zog – „Schimmel, Schummel, Himmel, Hummel – dreimal schwarzer Pater“ – Plüschkaninchen und bunte Tücher aus Behältern und zauberte Eier aus der Luft. Dem Publikum gab er einen Wunsch seines Freundes Frank Elstner weiter: „Werft reichlich Spenden in die Dosen. Er liebt Schein-Werfer.“

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Denn das Fest, ausgerichtet für die Menschen in Sankt Augustin und Umgebung, dient auch immer dem guten Zweck. „Alle Spenden und die Hälfte der Erlöse gehen in ein Projekt nach Uganda, das Frauen und Kinder in Bidi Bidi, dem größten Flüchtlingslager der Welt, unterstützt“, so Nils Sönksen, Pressesprecher der Steyler in Sankt Augustin.

Von den Menschen für die Menschen

„Wir erreichen mit unserem Projekt die Ärmsten der Armen, die vor dem Bürgerkrieg im Süd-Sudan geflohen sind “, sagte auch Missionssekretär Pater Joseph Xavier Alangaram. „Dank der großartigen Unterstützung der Besucher können wir das Hilfsprojekt auf eine sichere finanzielle Basis stellen.“

Von den Menschen für die Menschen, das galt auf und auch schon vor dem Fest: 600 Ehrenamtler, zum Teil aus Bayern und dem Saarland angereist, waren fast eine Woche mit dem Aufbau auf dem 15 Hektar großen Klostergelände beschäftigt. „Das Engagement der Ehrenamtlichen ist wirklich beeindruckend und macht dieses Fest zu etwas Besonderem“, erklärte Piotr Pater Adamek, Rektor des Missionspriesterseminars.

Frühlingsrollen & Cocktailbar

So hatten die Mitglieder der internationalen Gemeinden wahre Berge gekocht: 5000 indonesische Frühlingsrollen, 1000 Portionen polnische Bidos, 3500 chinesische Maultaschen, dazu hatten die Klosterbrüder 3700 Liter Steyler Klosterbier im Ausschank.

Ehrung für gewaltlosen Widerstand

Mit dem Friedenspreis „Engel der Nationen“ wurde der christliche Palästinenser Daoud Nassar am Samstag auf dem Klosterfest ausgezeichnet, auch wurde ihm eine Spende des Vereins JugendInterKult überreicht, der sein Friedensprojekt schon lange unterstützt.

In seinem Vortrag „Wir weigern uns, Feinde zu sein“, den Nassar im Audimax der PT-Hochschule hielt, berichtete der Leiter der Jugendbegegnungsstätte „Tent of Nations“ von seiner Situation in Betlehem. Nassar, dessen Großvater einen 42 Hektar großen Weinberg erwarb und bewirtschaftete, lebt unter israelischer Besatzung auf dem Gelände. Er darf dort keine Gebäude errichten, lebt mit seiner Familie in unterirdischen Höhlen ohne Wasser und Strom. (seb)

Die 150 Programmpunkte fanden längst nicht nur direkt am Kloster statt, im Garten konnte die Imkerei besichtigt und Märchen gelauscht werden. Erstmalig gab es auch eine Chillout-Area mit Cocktailbar und Hängematten, wo die Besucher bei Pianomusik den Abend ausklingen ließen.

„Wir sind unglaublich stolz, dass das Fest auch in diesem Jahr so gut von den Menschen aus der Region angenommen wurde“, bilanzierte Jürgen Welzel, einer der Organisatoren. „Es war ein buntes Fest der Superlative: friedlich, fröhlich und weltoffen. Das ist gerade in der heutigen Zeit nicht selbstverständlich.“

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