Schild als HinweisEhemalige Synagoge soll Museum oder Gedenkstätte werden

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Karin Argendorf, Vorsitzende des Bürgervereins Ruppichteroth, und Bürgermeister Mario Loskill vor der neuen Informationstafel an der ehemaligen Synagoge.

Karin Argendorf, Vorsitzende des Bürgervereins Ruppichteroth, und Bürgermeister Mario Loskill vor der neuen Informationstafel an der ehemaligen Synagoge.

Ruppichteroth – Der einzige noch erhaltene Synagogenbau im Rhein-Sieg-Kreis steht in Ruppichteroth. Doch nur das Straßenschild „Platz an der Synagoge“ in unmittelbarer Nähe erinnert daran. Das Haus selbst blieb bislang anonym. Das hat sich nun geändert: Der Bürgerverein brachte eine Tafel mit historischem Foto und Informationstext an, der auf das einstige Zentrum jüdischen Lebens hinweist.

Der Verein hat die 30 mal 30 Zentimeter große Tafel, die 200 Euro gekostet hat, finanziert. „Das war ein langer Weg“, resümierte Dr. Claudia Arndt, die als Kreisarchivarin die fachliche Betreuung des Infotextes übernommen hat. Denn der frühere Hauseigentümer war nicht einverstanden mit solch einer Beschilderung. Im Dezember 2018 aber beschloss der Rat der Gemeinde, das historische Backsteingebäude zu kaufen.

Heimatmuseum oder Gedenkstätte geplant

Langfristig soll darin ein Heimatmuseum oder eine Gedenkstätte untergebracht werden, doch zunächst werden für die drei leerstehenden Wohnungen Mieter gesucht. Die finanziell klamme Gemeinde hat für den Kauf ein Darlehen aufgenommen und muss dafür sorgen, dass das Geld wieder zurück fließt, wie Bürgermeister Mario Loskill vor den Gästen erläuterte, unter ihnen auch Linken-Bundestagsabgeordneter Alexander Neu.

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„Die Tafel passt gut zur erdfarbenen Fassade des Hauses“, lobte der Gemeindechef. Der Text erinnert daran, dass das geistliche Zentrum während der Novemberpogrome 1938 von oberbergischen SS-Leuten angezündet wurde und dass vier Jahre später die letzten Juden aus Ruppichteroth deportiert wurden.

Initiative von Heimatforscher und Sekundarschule gestartet

„Für mich war diese Geschichte immer präsent“, sagte Bürgervereinsvorsitzende Karin Argendorf. Als Schülerin hat sie an dem jährlichen Schweigemarsch zum jüdischen Friedhof teilgenommen, der an der ehemaligen Synagoge innehielt.

Nicht nur mit dieser Beschriftung wird die Historie noch stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Am 1. August um 13 Uhr werden die ersten 13 Stolpersteine vor den einstigen Häusern ermordeter Juden verlegt. Dazu reisen sechs Nachfahren der Familie Gärtner aus Schweden und den USA an. Der Heimatforscher Wolfgang Eilmes und die Sekundarschule haben diese Initiative gestartet, die eine große Dynamik entwickelt, wie Lehrerin Beate Salz berichtete. 

Finanzierung des Projekts von Gemeinde beantragt

„Inzwischen haben sich so viele Stifter gefunden, dass im nächsten Jahr erneut 13 Stolpersteine installiert werden können.“ Die Jahrgangsstufe 10 engagiert sich stark für dieses Projekt, eine kleine Ausstellung ist ebenfalls geplant. „Ruppichteroth ist der Ort im Rhein-Sieg-Kreis, der die meisten fassbaren Spuren jüdischen Lebens aufweist“, sagte Claudia Arndt.

Dazu gehört auch das Bröltalhaus, das zwar in Privatbesitz ist, aber in einen jüdischen Themenweg durch Ruppichteroth einbezogen werden soll. Die Finanzierung dieses Projekts hat die Gemeinde zur Regionale 2025 beantragt. Die Chancen stehen gut, dass dieser Rundweg vom Land finanziert wird.

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