Schulsystem predigt nur universitären WerdegangNachwuchsmangel verschärft sich weiter

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Unterhaltung fehlte ebenfalls nicht beim Empfang der Kreishandwerkerschaft: Musikkabarettist Paul Hombach betätigte sich dabei auch gymnastisch.

Unterhaltung fehlte ebenfalls nicht beim Empfang der Kreishandwerkerschaft: Musikkabarettist Paul Hombach betätigte sich dabei auch gymnastisch.

  • Lediglich 1271 unterschriebene Ausbildungsverträge in diesem Jahr.
  • Betriebe haben immer mehr Probleme geeignete Auszubildende zu finden.
  • Ursachen sieht Kreishandwerksmeister Thomas Radermacher auch in den Schulen.

Siegburg – Die Suche nach geeignetem Nachwuchs wird für die Handwerksbetriebe in der Region zu einer immer größeren Herausforderung. Zwar liegt die Zahl der für dieses Jahr unterschriebenen Ausbildungsverträge mit 1271 nur knapp unter dem Vorjahresniveau. „Aber wir hören von immer mehr Betrieben, wie schwierig es geworden ist, geeignete Auszubildende zu finden“, sagte Kreishandwerksmeister Thomas Radermacher beim Empfang der Kreishandwerkerschaft Bonn-Rhein-Sieg zum Tag des Handwerks im Katholisch-Sozialen Institut (KSI) auf dem Michaelsberg.

Radermacher kritisierte das Schulsystem, das oft einseitig auf einen universitären Werdegang ausgerichtet sei: „Das Handwerk bietet eine abwechslungsreiche Ausbildung und sehr gute Berufsaussichten.“ Das duale Ausbildungssystem eigne sich besonders für die Jugendlichen, die mit praktischen Aufgaben besser zurecht kommen, als mit dem ausschließlich theoretischen Lernen: „Wir erleben häufig, dass sich vermeintlich schwache Jugendliche während ihre Ausbildung steigern und später wichtige Aufgaben in ihren Betrieben übernehmen“.

Angesichts des Überangebots an freien Lehrstellen in der Region erinnerte Radermacher daran, dass eine Ausbildung der beste Weg sei, den Fachkräftebedarf der Zukunft zu decken: „Der Stellenwert des Handwerks in der Gesellschaft muss wieder steigen.“

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Der Bonner Maler- und Lackiererbetrieb Manfred Klotz wurde als „Handwerksbetrieb des Jahres 2019“ ausgezeichnet. Das Familienunternehmen setze seine Firmenstrategie zielgerichtet und konsequent um und sei für einen hohen Leistungsstandard bekannt. Erfolgreich sei Manfred Klotz auch als Ausbildungsbetrieb: ein großer Teil der 40 Mitarbeiter hat schon seine Ausbildung in dem Unternehmen absolviert hat.

Geehrt wurde auch der Obermeister der Friseur-Innung, Robert Fuhs. Er engagiert sich erfolgreich in einem Programm, das zu Angleichung von Gesellenprüfungen im Friseurhandwerk in Deutschland und Russland führen soll. Eine weitere Ehrenurkunde gab es für den Siegburger Arbeitsrechtler Andreas Schmitz. Seit 17 Jahren leitet der Rechtsanwalt den Ausschuss für Lehrlingsstreitigkeiten und sorgt so dafür, dass die meisten Auseinandersetzungen zwischen Auszubildenden und Lehrbetrieb schon außergerichtlich beigelegt werden können.

14 junge Männer und Frauen wurden ausgezeichnet

Höhepunkt der Veranstaltung vor etwa 150 Gästen war die Ehrung der besten Handwerksgesellen aus der Region. Ausgezeichnet wurden 14 junge Männer und Frauen, die bei ihren Gesellenprüfungen mehr als 90 Punkte erreicht hatten. Für die Unterhaltung sorgte Musikkabarettist Paul Hombach, der Lieder mit Handwerksbezug wie „Backe, backe Kuchen“ oder „Es klappert die Mühle“ spontan als Herbert Grönemeyer oder Udo Lindenberg darbot.

Die Kreishandwerkerschaft Bonn/Rhein-Sieg vereint 21 Innungen, in denen 2100 Betriebe organisiert sind. Insgesamt haben die Handwerksbetriebe im Großraum Bonn über 60 000 Mitarbeiter.

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