„Color Fusion“Freundeskreis in Siegburg unterstützt homosexuelle Jugendliche

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Out, das steht auch für Coming-out, ein wichtiges Thema im queeren Jugendtreff unter dem Dach des Kinderschutzbundes.

Out, das steht auch für Coming-out, ein wichtiges Thema im queeren Jugendtreff unter dem Dach des Kinderschutzbundes.

Siegburg – Das soeben vorgestellte Jugendzentrum in Troisdorf ist gar nicht der erste queere Jugendtreff im Kreis. Queer ist englisch  und steht für schwul oder lesbisch oder andere, die sich nicht als heterosexuell sehen. Schon seit Mai treffen sich fünf bis sechs Schülerinnen und Schüler regelmäßig in den Räumen des Kinderschutzbundes an der Alleestraße 18. Als „Coming In & Out“-Jugendgruppe sind sie unter Begleitung von Lina Pelzer gestartet. Inzwischen nennen sie sich „Color Fusion“, ein Name, den sie selbst gewählt haben. Pelzer betont, dass ein Hauptanliegen die Partizipation der jungen Menschen sei. Neue Besucher haben genau so viel Mitspracherecht wie die „Alten“.

Sie verstehen sich selbst als Freundeskreis, wie der 16 Jahre alte Lucas erklärt. Dabei sind sie offen, jeder kann dazu kommen. Es ist ein Schutzraum in lockerer Atmosphäre: „Wir können uns über alles unterhalten, reden, aber nicht nur über queere Sachen“, ergänzt Kathi, ebenfalls 16 Jahre alt. Der Treff richtet sich vornehmlich an Jugendliche in Siegburg und Sankt Augustin,  es gibt aber auch Besucher aus  dem östlichen Kreisgebiet. Er  ist für die, die es wissen, genau so gedacht wie für die, die bei ihrer sexuellen Orientierung noch unsicher sind. „Komm rein, fühl dich wohl“, beschreibt Pelzer den Grundidee. „Es muss sich keiner outen, der es nicht möchte.“

Das erste Coming-out

Die Besucher sind sehr offen und reflektiert, haben sich viele Gedanken gemacht, über Schwule und Lesben genau so wie über Bi-, Trans-, Inter oder Pansexuelle. „Mir ist es egal, was einer oder eine ist“, sagt Kathi, „vielleicht ist es aber für manche einfacher, ein Label zu haben, durch das sie sich gestärkt fühlen.“ Das Coming-out ist ein wichtiges Thema, auch wenn die Freunde und die Stufe von Kathi und Lucas Bescheid wissen. Für sie war es nicht schwierig. „In unserer Schule, dem Gymnasium Alleestraße, wird fast alles akzeptiert“, ist sich Lucas sicher.

Manchmal tue es aber schon weh, wenn Jungen und Mädchen aus der Unterstufe Schimpfwörter riefen, „Schwuchtel“ zum Beispiel. Die beiden  wünschen sich, dass schon Grundschüler mehr davon erfahren. Denn sie sind sich sicher, dass die Jüngeren die Bedeutung gar nicht kennen.

Was sie nervt, ist, dass sie sofort nach allen Details gefragt werden, wenn sie von einem gleichgeschlechtlichen Partner  erzählen.  „Wer ist denn bei euch der Mann?“ Das nerve schon. Das Coming-out sei für alle gleich leicht oder schwer, stellen sie klar – vor allem beim ersten Mal. Dem folgen ja noch viele weitere, bei Freunden, in der Schule, bei Eltern. Dabei outeten Heterosexuelle sich permanent, sagt  Pelzer.

„Du siehst ja gar nicht schwul aus“

„Außer zum Christopher Street Day sind wir nicht ständig mit Regenbogenfarben unterwegs“, betont Kathi. Sie räumt ein, dass es bei Jungs oft schwieriger sei, beim Stichwort schwul ploppen mehr Vorurteile im Kopf auf. Händchenhaltende Männer gelten sofort als homosexuell, bei Mädchen sei das viel unverdächtiger. Lucas hat noch eine andere Erfahrung gesammelt: „»Du siehst ja gar nicht schwul aus«, haben einige gesagt und es bei mir nicht geglaubt.“ Die Diskriminierung in der Community erschreckt sie alle. Bisexuelle etwa sehen sich oft dem Zwang ausgesetzt, sich entscheiden zu sollen.   Das „Color Fusion“ zieht bald zum Brückberg um, in größere Räume. Pelzer, Kathi und Lucas wünschen sich, dass noch andere dazukommen. Treffen ist jeden Freitag von 17 bis 20 Uhr, noch an der Alleestraße. Lina Pelzer holt Neue auch ab, sie ist unter 0151/53 26 33 07 zu erreichen.

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