„Siegburg Open”Künstler malen und zeichnen in der Siegburger Innenstadt

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Aus der Griesgasse blickte Gunda Botsch auf den Markt; doch was auf dem Papier entstand, überraschte sie selbst.

Siegburg – „Ich wünsche mir Flügel“, sagt Kornelia Krupp, als sie Leinwand, Pinsel und Ölfarben auspackt. Dafür hat die Malerin aus Niederkassel den passenden Platz gefunden, und zwar an der Siegessäule, wo sie nun ihre Staffelei aufstellt. Ihr Blick schweift hinauf zum Friedensengel, der sie in den nächsten Stunden beflügeln soll. „Eigentlich male ich Natur, Tiere und Porträts“, sagt Krupp, aber hier findet sie neue Motive.

Die gibt es reichlich in der Siegburger Innenstadt, wo sich an diesem Samstagvormittag rund zwei Dutzend Künstler an verschiedenen Standorten niedergelassen haben. Die Matten zu ihren Füßen verraten das Motto der Veranstaltung: „Siegburg Open“ heißt das Projekt, zum zweiten Mal veranstaltet vom Kunstpädagogen Volker Bremer und den Brüdern Paul und Andreas Remmel. „Wir wollen die Kreativität auf die Straße holen und zwanglose Gespräche über Kunst ermöglichen“, sagt Bremer.

Farbenfrohe Stadtmauer in Acryl

Für gute Stimmung hat schon eine Party am Vorabend im Cofi Loco gesorgt, hier checken die Künstler ein. Mit 30 Euro ist man dabei. Ausgerüstet mit Kaffeebechern und je einer Vlies-Unterlage – damit die Farbe nicht den Asphalt verschmiert – zieht die Gruppe los, eine Karte mit der Strecke der „Siegburg Open“ in der Hand und dem Hinweis, dass es kostenlose Snacks in der Weinschmiede gibt. Heiß begehrt ist das idyllische Plätzchen am Teich. Ulrike Biermann fackelt nicht lang und bannt die Stadtmauer farbenfroh in Acryl auf die Leinwand.

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Der idyllische Standort am Teich war begehrt.

Hans Bombien zieht sein Wägelchen ein paar Meter weiter unter einen Baum – „falls es mal regnet“. Der Siegburger hat Stuhl und Klapptisch mitgebracht, auf dem er das Zeichenpapier mit Klebeband fixiert. Damit das Blatt nicht wegfliegt. „Außerdem entsteht so ein Passepartout: Das wirkt edler“; schließlich soll die Zeichnung am Sonntag mit den anderen Kunstwerken der Teilnehmer im Stadtmuseum versteigert werden. „Mal sehen, ob die Ideen sprudeln“, sagt er mit Blick auf den Springbrunnen.

Siegburgerin malt nach 17 Jahren Pause wieder 

„Ins kalte Wasser“ ist Gunda Botsch gesprungen. Sie hat ihren Standort am Ende der Griesgasse bezogen. Denn dort gibt es einen dicken Stein, den sie als Sitz nutzen kann. Hier nimmt die Siegburgerin nach 17 Jahren Pause erstmals wieder den Pinsel in die Hand und ist selbst überrascht, was auf dem Papier entsteht. Kinder bleiben stehen, die in der blauen Form mit zwei gelben Flügelgebilden eine Libelle oder einen Drachen sehen. Von den Passanten kommen aufmunternde Bemerkungen. „Ich finde das mutig. Weiter so“, sagt ein Mann.

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Das „Michel“- Transparent, das sich über die Holzgasse spannt, malt Lukas Bohr als gelben Balken aufs Papier. Wer sich zu dem Profi gesellt, kann miterleben, wie das Pflaster der Straße, die Bäume und Fassaden Strich für Strich eine neue Gestalt annehmen. „Welche Farben benutzen Sie?“, erkundigt sich interessiert eine Passantin. Der Illustrator aus Hennef erklärt, dass er mit Eitempera-Farben malt. Denn die sind wasserfest – für die Freiluftmalerei an diesem bewölkten Tag keine unwichtige Qualität.

Der Regen kommt denn auch, aber erst zum Ende der „Siegburg Open“ um 16 Uhr, da packen die Künstler ein, und auch Stefan Ulbricht, der die Aktion vor dem Stadtmuseum beswingt hat, klappt den Klavierdeckel zu.

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