Abo

17 Jahre im AmtWie das Haus des Feuerwehrleiters Thomas Glatz abbrannte

Lesezeit 4 Minuten
Thomas Glatz HELFER 311019

Durch einen Zufall kam Thomas Glatz zur Feuerwehr. Jetzt hat er sich für den Ruhestand an seinem neuen Wohnort wieder als freiwillige Einsatzkraft zur Verfügung gestellt.

  • Thomas Glatz geht nach 17 Jahren bei der Feuerwehr in Siegburg in den Ruhestand.
  • 2002 wechselte Glatz aus dem Ruhrgebiet in die Region und hat einige große Brände in Erinnerung.
  • Auch, weil Glatz einst selber das Haus abbrannte.

Siegburg – Sicherheit geht vor bei der Feuerwehrarbeit, gerade wenn es um das eigene Leben geht. Aber: „Mit der Gefahr ist das so eine Sache“, sagt Feuerwehrchef Thomas Glatz, als er 41 Jahre Berufsleben Revue passieren lässt und einen Einsatz schildert, der für ihn hätte böse enden können. Rund 30 Jahre ist es her, dass es nur 150 Meter von seiner damaligen Wohnung in Recklinghausen brannte.

Er war sofort vor Ort und erfuhr: In dem brennenden Haus ist noch jemand. „Ich wusste: Die Feuerwehr braucht fünf oder sieben Minuten. Dann ist der Mann tot.“ Also sei er ohne Atemschutz in die Wohnung gerobbt, habe den Mann tatsächlich gefunden, in Sicherheit gebracht und reanimiert. „Der Lehrmeinung nach habe ich mich da wohl falsch verhalten.“ 2002 wechselte Glatz aus dem Ruhrpott nach Siegburg, jetzt geht er nach 17 Jahren und zwei Tage nach seinem 60. Geburtstag als Amtsleiter der städtischen Feuer- und Rettungswache in den Ruhestand. Als Vorgesetzter – Leiter der Freiwilligen Feuerwehr bleibt er bis zum Jahresende – achtete er sehr wohl darauf, Blick und Gefühl der Kameraden für die Gefährlichkeit der Arbeit zu schärfen.

Das könnte Sie auch interessieren:

So etwa, als er am Siegwerk eine Großübung organisierte, mit einem „RUD-Team“ für realistische Darstellung, das ein wahres Horrorszenario mit eingeklemmten und durch Säure verätzten Verletzten simulierte. „Es gibt Dimensionen, die man sich als Normalsterblicher gar nicht vorstellen kann“, ist er überzeugt. In Siegburg sei ein solcher Fall sicherlich der Großbrand auf dem Brückberg im August 2018 gewesen. Bei der größten Katastrophe in seiner Amtszeit war Glatz allerdings im Sommerurlaub im Baltikum, stand aber in Kontakt mit seinen Wehrleuten.

Feuer an Silvester 2003 bleibt in Erinnerung

In Erinnerung bleibt ihm auch ein Feuer an Silvester 2003, das die 50 mal 80 Meter große Halle eines Acrylglasherstellers zerstörte und Gebäude und Menschen in der Nachbarschaft geschützt werden mussten. Oder der Brand, der im Februar 2010 im Lager eines Holzhandels an der Industriestraße wütete. „Da haben wir gute Arbeit geleistet, sonst wäre auch der angrenzende Baumarkt weg gewesen.“

Zur Feuerwehr sei er während seiner Ausbildung zum Elektroinstallateur gekommen „wie die Jungfrau zum Kind“. Eigentlich habe er Polizist werden wollen, was aber an einer Sportverletzung beim Judo scheiterte. Als er für den Führerschein den obligatorischen Kurs zu Sofortmaßnahmen am Unfallort machte, sprach ihn ein DRK-Mitarbeiter an, ob er nicht mitmachen wollte. Kurz darauf war Glatz ehrenamtlicher Helfer auf einer Wache, die am Wochenende den Rettungswagen besetzt. „Da habe ich ganz viele Leute kennengelernt, die auf einer Wellenlänge mit mir waren.“

Zur Feuerwehr brachte ihn dann die erfolgreiche Bewerbung auf eine offene Stelle. Gereizt habe ihn immer die Vielseitigkeit des Dienstes, „kein Tag ist wie der andere“. Doch trotz guter Ausstattung und Ausbildung: Letztlich lasse sich kaum beurteilen, wie gefährlich ein Einsatz werden könne, etwa wenn Kunststoffe in Brand geraten und giftige Stoffe freigesetzt werden. Entscheiden müsse man auch immer wieder aus dem Bauch heraus, und das sei nicht unbedingt nur Sache des Chefs. „Wenn ein Einsatz gut läuft, muss man ihn laufen lassen. Eingreifen kann ich ja immer noch.“

Eigenes Haus 1997 abgebrannt

Was Brände angeht, hat Glatz einen ungewöhnlichen Erfahrungsvorsprung. 1997 brannte sein eigenes Haus ab, das er gerade eineinhalb Jahre zuvor in Recklinghausen bezogen hatte. Ein Pflegesohn hatte im Spielzimmer gezündelt und ein Piratenschiff in Brand gesteckt. Niemand wurde verletzt, das Haus aber musste entkernt und neu aufgebaut werden. Glatz rät seitdem, das Thema Versicherung, insbesondere für den Hausrat, nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. „Sie glauben ja gar nicht, welchen Wert schon alleine der Inhalt eines Kleiderschranks hat.“

Die Siegburger Feuerwehr, so sieht er es, hat gute Voraussetzungen für die Zukunft, vor allem dank des neuen Gerätehauses für die Löschgruppen Stallberg und Kaldauen sowie der Kinder- und Jugendfeuerwehr. Thomas Glatz zieht unterdessen ins Münsterland.

Die dortige Löschgruppe der Freiwilligen Feuerwehr habe ihn schon begrüßt. Den neuen Kameraden habe er gesagt: „Wenn ihr Bedarf habt, plant mich ein, wenn ihr ein Loch habt, ich stopfe es.“ Immerhin dürfe er bis 67 aktiv mitarbeiten, habe alle Führerscheine und sei atemschutztauglich.

KStA abonnieren