Ausstellung SiegburgWissen erstarrt zur toten Materie

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Viktor Nono stellt in der Galerie Rosenhügel auch seine „Stadttore“ aus.

Viktor Nono stellt in der Galerie Rosenhügel auch seine „Stadttore“ aus.

Siegburg – Seine Heimat hat Viktor Nono eine Zeitlang „in der Logik gefunden – als es mir schlecht ging“. Doch diese Zuflucht im kalten Raum des Denkens war nicht von Dauer. „Heimat, das ist ein Wohlgefühl“, hat der promovierte Philosoph erkannt. Und auch ein Ort: Wenn er von Reisen an den Niederrhein zurückkehrt, spürt der aus Büttgen stammende Nono diese Verwurzelung, die auch in seinen Kunstwerken eine Rolle spielt. Auf subtile Art, wie sich jetzt in drei Ausstellungen zeigt.

„Villa Bella“ ist die Trias betitelt, ein Titel, der auf das „schöne Haus“ wie auf die „schöne Stadt“ verweist. Als solche möchte sich auch Siegburg zur 950-Jahr-Jubelfeier sehen; und dafür hat Nono ein dreiteiliges Bild geschaffen: „Archäologie – Siegburg“, präsentiert am Eingang des Stadtmuseums, zeigt das abstrahierte Luftbild einer Stadt: Wie Wolken schweben grüne und weiße Segmente über einem diffusem Grund. Farbverdichtungen lassen an Hügel oder Berge denken, quer durch das Triptychon schieben sich schwarze, spitz zulaufende Elemente: Anklänge an die Skulpturen Nonos, die im Foyer positioniert sind.

Gebeizte Holzobjekte

„Stadttore“ nennt der Künstler diese Serie. Lang gezogene, geflämmte und dunkel gebeizte Holzobjekte, die wie Fragmente von Türen wirken. Man denkt an Ausgrabungen einer vergangenen Kultur, deren Funktion rätselhaft bleibt. Noch intensiver ist dieser Eindruck bei den angefallenen Reststücken in der Vitrine. So schlägt Viktor Nono die Brücke zu den Funden der Stadtarchäologie im Museum.

Sein Zuhause findet der 1962 geborene Künstler aber auch in der Literatur, wie seine zeichnerischen Interpretationen von „Ulysses“ verraten; ein Werk übrigens, das an einem einzigen Tag Dublin spielt, der Heimatstadt von James Joyce. Geschrieben aber hat es der Autor an anderen Schauplätzen Europas. Einen anderen Ausflug ins Literarische unternimmt Nono in der Buchhandlung R². Goethes „Faust“ hat er sich angenähert, wie beim „Ulysses“ den Text übermalt und zeichnerisch kommentiert; teils auch ironisch: „was man Schwarz auf Weiß besitzt“ und „getrost nach Hause tragen“ kann, ist hier ein schwarzer Block, der wie ein Sarg von zwei Figuren getragen wird. So erstarrt konserviertes Wissen zur toten Materie.

Lebendig, wenn auch reduziert geht es auf den Bildern von Viktor Nono zu, die in der Galerie am Rosenhügel neben kleineren Skulpturen zu sehen sind. Farben, Tee, Kaffee, Sand, Erde, ja sogar Blut verwendet der Künstler für seine Malerei, die er in lasierenden Schichten auf Dibond oder Papier aufträgt und anschließend mit einer glänzenden Harzschicht überzieht. In kargen Landschaften stehen Häuser ohne Türen und Fenster; die einfachen Gehäuse vermitteln ein Gefühl der Geborgenheit: „Viktor Nono untersucht die Möglichkeit, zu den Ursprüngen zurückzukehren“, so formulierte es zur Vernissage die Kulturdezernentin Gundula Caspary.

Dem gemalten „Gemüse aus dem Garten meiner Oma“ jedenfalls haftet eine altertümliche Erdverbundenheit an. Es sind matt schimmernde Kürbisse und Keimlinge, Pflaumen und Rettiche aus einer Zeit, in der es noch keine Treibhäuser und Kühlsysteme gab. Dass man die poetischen Imaginationen Nonos auf einem Spaziergang durch den kunstvoll verwilderten Garten der Galerie weiterspinnen kann, macht den besonderen Reiz der Schau aus.

Galerie am Rosenhügel: Bis 29. August. Foyer im Stadtmuseum: Bis 24. August; am letzten Tag erklärt der Künstler ab 15.30 Uhr seine Werke: Buchhandlung R²: 31. Juli bis 28. August.

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