Awo-ProjektDas Radhaus in Siegburg hilft Menschen zurück ins tägliche Arbeitsleben

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Kleine Reparaturen werden im „Radhaus“ der Awo an der Frankfurter Straße 39 in Siegburg sofort mit wenigen Handgriffen erledigt. 

Rhein-Sieg-Kreis – Das „Radhaus“ der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Siegburg ist eine kleine Erfolgsgeschichte. „Wir wollen mit dem Projekt Menschen die Möglichkeit geben, wieder einen Weg ins tägliche Arbeitsleben zurück zu finden“, berichtet Katja Ruiters. Sie ist bei der Awo für die Eingliederungsprojekte zuständig. Und das ist mehr als gelungen. Rund 200 generalüberholte Fahrräder werden pro Jahr verkauft, täglich kommen Kunden ins Geschäft.

„Platte Reifen wechseln wir sofort in wenigen Minuten“, sagt Andreas Rolffs über die „schnelle Lösung kleiner Probleme“. Der Leiter des „Radhauses“ schätzt, dass an die zehn Kunden jeden Tag mit solchen oder ähnlichen Defekten in das Ladenlokal an der Frankfurter Straße 39 in Siegburg kommen. „Für größere Reparaturen brauchen wir allerdings eine Anmeldung.“

Siegburg: Umzug des Radhauses in die Awo-Kleiderstube

Früher war die Fahrradwerkstatt einige Häuser weiter zu finden. „Irgendwann war dort alles aber zu eng“, schildert Ruiters. Die Awo-Kleiderstube um die Ecke bot das Dreifache an Fläche. „Schweren Herzens haben wir die Kleiderstube aufgegeben, um so Platz für das Fahrradprojekt zu bekommen.“

Neue Geschäftsführerin der Awo

Barbara König wird ab Januar nächsten Jahres die neue hauptamtliche Geschäftsführerin des Kreisverbandes Bonn/Rhein-Sieg der Awo.  Zurzeit wird sie noch von Franz-Josef Windisch eingearbeitet, der zum Jahresende „mit fast 66 Jahren in Rente geht“, so Awo-Kreisvorsitzender Heinz-Willi Schäfer.

Mit der Stelle in Siegburg kehrt König in ihre alte Heimat zurück. Sie wuchs dort auf und war Anfang der 1990er Jahre Juso-Vorsitzende. Ihr beruflicher Weg führte sie dann über Düsseldorf, Essen und Bonn nach Berlin, wo sie heute im Berliner Senat als Staatssekretärin für die Themen „Pflege und Gleichstellung“ zuständig ist. Zuvor war die 51-Jährige Landesgeschäftsführerin der Awo in Berlin. (vr)  

Dass der Umzug der richtige Schritt war, zeigte sich schnell. Das Angebot konnte durch Neuräder erweitert werden, die ebenfalls gefragt sind. „Allerdings liegt unser Schwerpunkt weiter auf der Instandsetzung und dem Verkauf von gebrauchten Rädern“, betont Rolffs. E-Bikes können gleichfalls zum „Radhaus“ gebracht werden. Kurse für die Reparatur der Elektromotoren wurden bei einem Hersteller belegt.

Weiterbildung ist jedes Jahr ein Thema für das Team aus zehn Personen. „Der technische Fortschritt geht unaufhörlich weiter; wir müssen immer auf dem neusten Stand sein“, sagt Rolffs über die täglichen Herausforderungen im Geschäftsleben.

„Gewinne zu machen ist jedoch nicht das Hauptziel des Projektes“, betont Ruiters. Das Geschäft mit der Werkstatt biete die Möglichkeit, „völlig ungezwungen zur Arbeit zu kommen“. Die Mitarbeiter hätten die Möglichkeit, auch nach kurzer Zeit zu sagen, dass sie an dem Tag doch nicht die Energie hätten, zu arbeiten. Dann könnten sie einfach wieder in ihre Wohnung zurückgehen.

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Auch die Aufgabenverteilung werde jeden Tag neu besprochen. „Bei uns herrscht Basisdemokratie“, sagt Rolffs schmunzelnd. Dass dieser Weg durchaus praktikabel ist, sieht man dran, dass manche Mitarbeitende schon seit Jahren „als inzwischen begehrte Fachkräfte“ dabei sind.

Die Arbeit im Radladen helfe den Menschen bei der Tagesstrukturierung und beim Aufbau sozialer Kontakte, betont Awo-Geschäftsführer Franz-Josef Windisch. „Das gelingt besonders auch durch die Förderung von motorischen Fähigkeiten, die durch Wartungs- und Reparaturarbeiten an Fahrrädern erlernt werden können.“

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