Corona-Tests für die KreuzfahrtDer Weg an Bord führt über Siegburgs Helios-Klinik

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Medizinische Fachkräfte machen bei den Besuchern die Abstriche für den PCR-Test. Ein negatives Ergebnis ist Voraussetzung für eine Kreuzfahrt. Helios arbeitet mit den Reiseveranstaltern zusammen.

Siegburg – Raus aus dem Corona-Grau, Mia Steinmann bereitet sich vor auf Sommer, Sonne, Pool: Sie legt im Helios-Klinikum die Maske ab, rückt das Handy auf dem Teleskopstiel zurecht, sagt lächelnd „Ah“ und macht ein Selfie vom Mund-Rachen-Abstrich. In drei Tagen sticht die 69-Jährige mit der Aida Perla in See, da wird der Corona-Pflichttest zum freudigen Ereignis.

Vor der Tür verströmen weitere Wartende gute Laune: In Siegburg befindet sich eine von 69 bundesdeutschen Anlaufstellen für Kreuzfahrtpassagiere.

Reisen in Pandemiezeiten, das wollen vier Tourismusunternehmen durch die vertragliche Zusammenarbeit mit Helios, einem der größten deutschen Krankenhauskonzerne, möglich machen. Für Kunden von Aida, Hapag Lloyd, Nicko und Tui ist seit Spätsommer 2020 in den 69 Teststellen der PCR-Labortest kostenlos. Ohne den Negativ-Nachweis darf niemand an Bord des Schiffes.

Die Reise-Vorfreude ist spürbar

Kurz vor der Abreise öffnet sich ein Zeitfenster für die Touristen, die aus der näheren und weiteren Umgebung nach Siegburg strömen, aus dem Rheinland, der Region Aachen und Rheinland-Pfalz. Die tauschten oft im Flur Erfahrungen aus über Bordprogramm und Landausflüge, erzählen die drei Damen vom Test, Katharina Elias, Reza Ufak-Sörgüt und Channah Käßner. Auch im Abstrich-Raum seien die Kunden in Plauderlaune, schildert die gelernte Arzthelferin Ufak-Sörgüt. „Die Vorfreude ist spürbar.“

Teststelle bis Ende des Jahres in Betrieb

Mit dem Lockdown im Frühjahr 2020 lag die Reisebranche am Boden, auch die Kreuzfahrtschiffe wurden gestoppt. Im Sommer 2020 wagten Reedereien den Neustart, veränderten Routen, reduzierten Passagierzahlen, strichen Ziele.

Die Teststelle im Siegburger Klinikum werde voraussichtlich bis Ende des Jahres in Betrieb sein, damit rechnet der stellvertretende Pflegedirektor Diego Dolling.

Vier befristete Stellen wurden geschaffen, das Personal hat Chancen auf einen festen Job. So beginnen zwei Mitarbeiterinnen, beide Gesundheits- und Krankenpflegeassistentin, ihre Ausbildung zur Vollzeit-Krankenpflegekraft.

Bis zu 40 Kreuzfahrtpassagiere an einem Tag unterziehen sich in Siegburg einem PCR-Test. Nach spätestens zwei Tagen liegen die Laborergebnisse vor, nur positive werden über den Reiseanbieter übermittelt. Das medizinische Fachpersonal macht auch Schnelltests, streicht Helios-Mitarbeiter und Besucher mit Ausnahmegenehmigung ab. Das Ergebnis kommt nach 15 Minuten. (coh)  

Wie bei Mia Steinbach, die lächelnd ihre grauen Löckchen schüttelt. „Ich muss mal wieder raus“, sagt die Rentnerin, die früher als Medizinisch-Technische Assistentin arbeitete. Sie schwärmt vom Unterwegssein, von Gischt und Wellen und vom FKK-Sonnenbad am Whirlpool auf dem Oberdeck.

Doch selbst auf dem Ozean beherrscht das Virus die Szenerie, die Maskenpflicht gelte überall und jederzeit, so auch für die Nackedeis. Im Wasser allerdings sei komplett „oben ohne“ erlaubt. Peinliche Hygieneregeln auch im Restaurant an der Cocktailbar und beim Sport – jeder bekomme zum Beispiel eigene Dartpfeile und ein Shuffleboard. Und jeden Morgen heiße es „Antreten zum Fiebermessen“.

„Ich gehe sowieso nicht mehr von Bord“

Den Weg durch den Siegburger Klinikgarten kennt Steinmann, ihre Daten befinden sich bereits im Computer. Nur ihren Ausweis und den Schiffspass muss sie vorlegen. Die 69-Jährige war im Oktober und im Dezember zu Testzwecken hier – vor ihren bislang letzten Kreuzfahrten.

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Mehr als 80 hat die Reiselustige gemacht, 30-mal war ihr Mann dabei. Angst, dass sie vielleicht positiv ist und daheim bleiben muss, habe sie nicht: „Wir leben seit Monaten schon isoliert, alle meiden ja Kontakte.“ Ebenso wenig befürchtet sie einen Corona-Ausbruch auf dem Schiff. Es gebe schlechtere Orte für eine Quarantäne.

Und wenn die Aida nicht anlegen darf aufgrund gestiegener Infektionszahlen an Land? Mia Steinmann zuckt die Achseln: „Ich gehe sowieso nicht mehr von Bord, habe alles schon gesehen.“

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