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Ehrenamtler engagieren sich zu WeihnachtenFremden die eigene Zeit schenken

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Anne Schwabedal hat vor zehn Jahren zum ersten Mal die Weihnachtsfeier für Alleinstehende bei den Steyler Missionaren organisiert.

Anne Schwabedal hat vor zehn Jahren zum ersten Mal die Weihnachtsfeier für Alleinstehende bei den Steyler Missionaren organisiert.

Siegburg/Sankt Augustin – Die Weihnachtstage beginnen für Anne Schwabedal traditionell am 23. Dezember. „Ich habe da meine Familien getroffen und bereits ein bisschen gefeiert“, schildert die Sankt Augustinerin. An Heiligabend hat Schwabedal seit Jahren keine Zeit mehr für  die eigene Familie. Dieser Tag ist  ihrem ehrenamtlichen Engagement gewidmet. Mit ihrem Sohn Justus und  weiteren Freiwilligen gestaltet sie die Weihnachtsfeier für Alleinstehende im Kloster der Steyler Missionare. Die Feier, zu der sich  diesmal rund  60 Teilnehmer angemeldet haben, beginnt am Nachmittag mit einem Kaffeetrinken bei Kerzenschein und endet am späten Abend nach der Christmette.

Idee kam vor zehn Jahren

Vor zehn Jahren hatte Anne Schwabedahl die Idee, sich an Heiligabend für Menschen einzusetzen, die entweder niemanden haben, der mit ihnen feiert, oder aber aus finanziellen Gründen nicht in der Lage sind, eine eigene Feier auszurichten. „Nach dem Tod meines Mannes war es meinen Kindern und mir ein Anliegen, so etwas zu machen“, erläutert sie, während sie  ihre Gäste bewirtet. Unterstützt wird sie von den Steyler Missionaren, die  die  Aula sowie  Essen und Getränke zur Verfügung stellen. Inzwischen ist die Feier ein Selbstläufer. Viele freiwillige Helfer, die Schwabedal und ihren Sohn unterstützen wollen, melden sich längst von selbst. „Und auch bei Alleinstehenden ist die Feier inzwischen bekannt, da kommen nicht nur Bedürftige, sondern auch wohlsituierte Leute“, berichtet sie.

Wohlsituiert sind die Teilnehmer der Weihnachtsfeier im Siegburger Don-Bosco-Haus nicht. Es sind überwiegend Bewohner der vom Katholischen Verein für soziale Dienste (SKM) betriebenen Notschlafstelle. „Doch auch der eine oder andere, der nicht Bewohner bei uns ist, feiert mit“, erläutert SKM-Geschäftsführerin Monika Bähr. „Das hängt immer auch vom Wetter ab. Bei den vergleichsweise warmen Temperaturen in diesem Jahr kommen weniger externe Gäste, in kalten Wintern sind es mehr.“ 

„Wir stellen keine Fragen“

Einer dieser externen Gäste ist René Klein. Der 44-Jährige hat ein besonderes Verhältnis zum Don-Bosco-Haus. „Als ich obdachlos war, habe ich selber mal hier gewohnt. Inzwischen bin ich wieder in der Spur, habe im betreuten Wohnen gelebt und jetzt auch wieder die Aussicht auf einen Job“, erzählt er. An Heiligabend wolle  er etwas von der Hilfe zurückgeben, die er selbst vom SKM erhalten habe. Er unterstützt die Mitarbeiter deshalb bei der Bewirtung der Gäste. Zahlreiche Ehrenamtler sind auch im Weihnachtscafé des Roten Kreuzes in Siegburg im Einsatz. Um 11 Uhr öffnet es an Heiligabend in der DRK-Geschäftsstelle an der Zeughausstraße. „Der erste Gast stand aber schon um fünf vor elf vor der Tür“, schildert Michael Sachse. Bereits am Morgen waren Helfer des DRK am Bahnhof und an anderen Stellen in der Stadt unterwegs, um Obdachlose und andere auf das Angebot aufmerksam zu machen.  Ab 11 Uhr  gibt es heiße Suppe, später Kaffee und Kuchen – und Menschen, die zuhören können.

„Viele genieren sich, einzugestehen, dass sie einsam, bedürftig oder obdachlos sind“, sagt Frank Braun, der beruflich im Rettungsdienst arbeitet und sich auch in seiner Freizeit beim DRK engagiert. „Wir stellen keine Fragen und wollen nicht wissen, ob jemand kommt, weil er einsam, bedürftig oder obdachlos ist. Es geht darum, Vertrauen zu schaffen.“

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