Eine Woche mit sich und der KunstKreative arbeiten auf dem Siegburger Michaelsberg

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Beste Bedingungen für intensive Arbeit finden die Teilnehmenden.

Siegburg – „Es ist harte Arbeit“, sagt eine Teilnehmerin, „besser als Urlaub“ ihre Nachbarin am nächsten Tisch. Freiwillig angemeldet haben sie sich beide – und gleichermaßen begeistert sind sie auch: Nach zwei Jahren Pause findet in dieser Woche die Kunstakademie im Katholisch Sozialen Institut auf dem Michaelsberg wieder statt.

85 Männer und Frauen haben sich in diesem Jahr angemeldet. „Wiederholungstäter“ sind dabei, die schon ein halbes Dutzend Mal teilgenommen haben; aber auch Kreative, die zum ersten Mal den Weg hierher gefunden haben. Peter Höfer gehört zur zweiten Gruppe. Der pensionierte Bankkaufmann aus Sankt Augustin hat sich für den Fotokurs bei Vanja Vukovic angemeldet. „Ich bin davon fasziniert, was man mit Fotos erzählen kann“, sagt der 76-Jährige.

Teilnehmer diskutieren über Ergebnisse

Tagesaufgabe an diesem Donnerstag ist es, eine Geschichte rund um einen mitgebrachten Gegenstand fotografisch zu erzählen. Einen vom Vater selbst angefertigten Kerzenleuchter hat Peter Höfer für diese Aufgabe im Gepäck, Thilo Troll einen Wecker vom Flohmarkt. Nun überlegen sie mit der Dozentin, ob schwarz-weiße oder farbige Drucke der Geschichte besser stehen.

Atelierfest

Die Ergebnisse aus den Kursen und Workshops werden am Samstag, 23. Juli, im KSI auf dem Michaelsberg präsentiert. Ab 19.30 Uhr zeigen die Teilnehmenden ihre während der Akademie entstandenen Arbeiten; Lesungen geben Einblicke in die Schreibwerkstatt.

Das Fest bietet bei freiem Eintritt zudem Gelegenheit, die Lehrenden kennen zu lernen. In diesem Jahr waren das Friedrich Dickgießer, Bettina Ballendat, Willi Otremba und Franziskus Wendels (Malerei), Andrea Ostermayer (Plastisches Gestalten), Vladimir Kuzmin (Druck) Vanja Vukovic (Fotografie) und Brigitte Glaser (Schreibwerkstatt). (dk) 

Trotz der Nähe zu seinem Wohnort hat Peter Höfer im KSI auch ein Zimmer gebucht: „Ich gönne mir das.“ Nicht nur der Sankt Augustiner weiß die Intensität der Kunstwoche zu schätzen, die auch am Abend nicht endet.

„Ich genieße die Ruhe und die Arbeitsatmosphäre“, schwärmt Bettina Mohr, die zum Malereikurs bei Franziskus Wendels aus Bern angereist ist: kein Internet, das Telefon liegt in der Ecke. „Jeder ist bei sich, und trotzdem befruchtet man sich gegenseitig.“ Auch nach 30 Jahren professionellen Kunstschaffens könne sie vom Dozenten Franziskus Wendels aus Köln noch viel lernen. Aber auch von Teilnehmerin Monika Haack-Graupp am Nachbartisch, weil die „so tolle Augen malen kann“.

Bestsellerautorin leitet Schreibwerkstatt

Dabei, so betont die Lüdenscheiderin Haack-Graupp, sei sie erst als Rentnerin erstmals zur Kunstakademie gekommen, damals noch in Bad Honnef. „Ich hatte vorher nichts damit zu tun.“ Zum allerersten Mal überhaupt nimmt Birgit Meyer an einem Schreibseminar teil. „Ich wollte immer mal was für meine Enkel schreiben“, sagt die Siegburgerin. „Hier lasse ich mich professionell anleiten.“

Bestsellerautorin Brigitte Glaser („Bühler Höhe“ und „Rheinblick“) hat die Leitung übernommen, teilt ihr Wissen über die gelungene Gestaltung von Figuren und warnt vor „Vampirverben“. Vokabeln wie „sollen“ schwächten nämlich das eigentliche Verb.

Im Torhaus steht die Druckerpresse

Im Torhaus der Abtei macht unterdessen Vladimir Kuzmin die Teilnehmerinnen mit der künstlerischen Druckgrafik vertraut. Dazu gehört uch Beate Jahn aus Aachen, die „schon immer“ Kunst gemacht hat, sich nun aber bewusst für etwas entschieden hat, das sie bislang noch nicht kennt.

Einen Baum hat die Sonderpädagogin und Schulleiterin in die Kunststoffplatte geritzt, hier stellt jede der ausschließlich weiblichen Teilnehmerinnen ihren Druckstock selbst her. Die Presse hat Kuzmin mitgebracht, aber auch an dem schweren Gerät geht es beim Druck letztlich um Präzision und Millimeter.

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Über das Ergebnis freut sich Beate Jahn, aber mindestens genauso über die Atmosphäre auf dem Berg: „Ein Wahnsinnsambiente“, für das sie sich nach der Pensionierung endlich einmal eine Woche Zeit nehmen konnte.  

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