Einsätze auf WasserSiegburger Feuerwehr ist ab jetzt mit einem Hovercraft unterwegs

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Uwe Müller gehörte zu den ersten Feuwerwehrleuten, die auf der Wahnbachtalsperre auf dem neuen Hovercraft angelernt wurden.

Uwe Müller gehörte zu den ersten Feuwerwehrleuten, die auf der Wahnbachtalsperre auf dem neuen Hovercraft angelernt wurden.

Siegburg – Und plötzlich stand er mitten auf dem Hof der Feuerwache am Neuenhof – der neue Hovercraft. Axel Ostwald war am Morgen um kurz vor 6 Uhr im sachsen-anhaltischen Aken losgefahren, um das von ihm gebaute Luftkissenboot persönlich abzuliefern. Nach einer Vorführung im vergangenen Jahr und den Entscheidungen in den zuständigen Gremien hatte die Stadt das innovative Rettungsmittel beschafft, für immerhin 58.000 Euro.

Hovercraft Siegburg

In der Kurve muss man gegenlenken

Zu den Einsatzgebieten der Retter gehören etliche Kilometer Sieg, Auenflächen, die bei Hochwasser volllaufen, Siegaltarme, Mühlengraben, Teiche und Teile der Wahnbachtalsperre. Der Leiter der Feuerwehr, Thomas Glatz, weiß aus den vergangenen Jahren, dass es jährlich  sieben bis acht Einsätze auf Gewässern gibt, meist an der Sieg, meist im Sommer. Das alte Mehrzweckboot sollte ersetzt werden, und Glatz machte sich auf die Suche nach einem neuen Gefährt. Dabei geriet er an Ostwald und das Konzept eines auf einem Luftkissen gleitenden Bootes.

Testfahrten und Einweisung

Das bietet erhebliche Vorteile auf Eis und den weiten Uferflächen des Flusses. Außerdem ist es sehr viel schneller als Verdrängerschiffe, auf Eis bis zu 80, auf Wasser zwischen 50 und 60 Stundenkilometer. Von einem Trailer, der mit einem einfachen Geländewagen gezogen werden kann,  lässt sich der Hovercraft einfach ans Ufer bringen und direkt starten.

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Das bewies der Hersteller bei der Einweisung am Mittwoch. Der Feuerwehrchef hatte mit dem Wahnbach-Talsperrenverband  (WTV)  vereinbart, dass Testfahrten auf der weiten Wasserfläche gemacht werden können. Eine sanfte Rampe führt vom  Staudamm hinunter, dorthin, wo der WTV seine eigenen Boote liegen hat. Ostwald erklärte die technischen Details und die Bedienung, anschließend ging es raus. Der 23 PS starke Hubmotor baut das Luftkissen auf, das durch Röcke unter dem Rumpf gehalten wird. Ein vierflügeliger Propeller  wird durch einen BMW-Boxermotor angetrieben und  sorgt für kräftigen Vortrieb.

Übung macht den Meister

Laut hallte es über der blauen Wasserfläche, als Ostwald Gas gab. Wasserfontänen gischteten kurz auf, dann schwebte der neue Hovercraft vor der imposanten Kulisse des Wahnbachtals dahin.

Hovercraft Siegburg1

Der Hovercraft schwebt auf dem Wasser.

Bald schon übernahmen die hauptamtlichen Wehrleute das Ruder, das wie ein Fahrradlenker aussieht. „In der Kurve musst du gegenlenken, das ist schon ungewohnt“, sagte Uwe Müller, der mit Christian Brucker  zu den Ersten gehörte, die angelernt wurden, angesichts des außergewöhnlichen Kurvenverhaltens. Üben, üben, üben heißt es in den kommenden Wochen und Monaten. Ein Maschinist als Bootsführer und zwei Strömungsretter sollen künftig die Standardbesatzung bei Rettungseinsätzen bilden. In jeder Wachabteilung werden die Fähigkeiten vorgehalten. Zur Ausstattung gehört eine schwimmfähige Korbtrage, die auf eine Trägerkonstruktion geschnallt werden kann.

Das Fahrzeug in Zahlen

Scout Hovercraft ist der offizielle Name, S 460 TC-WL die Typenbezeichnung. Der Rumpf ist 4,60 Meter lang, inklusive des Leitwerks beträgt die Länge über alles 5,05 Meter, bei einer Breite von zwei und einer Höhe von 1,90 Metern.

Das Gewicht liegt bei 550 Kilogramm, vier bis fünf Personen oder 450 Kilogramm können zugeladen werden. Der Boxermotor aus der BMW GS 1200 leistet 115 PS, der Briggs & Stratton Hubmotor  23 PS: Der Tank fasst 55 Liter, gut drei Stunden Einsatz sind möglich. (rvg)

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