Erste Entwürfe bewertetWann das Siegburger Rathaus saniert werden kann

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In Sichtweite der Abtei, die sich in der Fensterfront spiegelt: Das Siegburger Rathaus wird saniert und umgebaut.

In Sichtweite der Abtei, die sich in der Fensterfront spiegelt: Das Siegburger Rathaus wird saniert und umgebaut.

  • Die Sanierung des Siegburger Rathauses hat auf Kreisebene hohe Wellen geschlagen.
  • Die ersten Entwürfe sind bei der Stadt eingetroffen, ein Baubeginn wird ins Auge gefasst.
  • Dabei sind die Planungen enorm aufwendig – denn Ideen können aus ganz Europa kommen.

Siegburg – Der Zustand des Rathauses, die spannende Frage, ob ein Neubau her muss oder saniert wird, all das führte 2018 zu hitzigen Debatten in der Kreisstadt und im Dezember zu einem Ratsbürgerentscheid.

Doch nachdem einmal feststand, dass das Haus aus den 60er-Jahren kernsaniert wird, schien es still um die Sache geworden zu sein. Der Eindruck täuscht: Unablässig wird in der Stadtverwaltung an der Umsetzung des Entscheids gearbeitet, und die Technische Beigeordnete Barbara Guckelsberger stellte jetzt einen Zwischenstand vor.

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Zum Jour fixe traf sich die Beigeordnete Barbara Guckelsberger mit Dietmar Boosten, Daniel Schreiter und  Bernd Lehmann (von links).

„Das Hauptthema sind die Planungsvergaben“, erläuterte sie anlässlich eines „Jour fixe“, zu dem die Dezernentin wöchentlich Kollegen aus verschiedenen Abteilungen begrüßt. Die Planungsleistungen für die Architektur, die Projektsteuerung und die Fachingenieure müssen europaweit ausgeschrieben werden.

Erfreulich viele Architekten hätten sich auf die Ausschreibung beworben, so dass in Kürze bei fünf Büros konkrete Angebote erfragt werden könnten. Bereits kontaktiert wurden fünf potenzielle Projektsteuerer.

Aufwendige Ausschreibung

„Durchaus erfreut“ zeigte sich Guckelsberger angesichts des hohen Interesses in der Branche. Offenbar sei die Aufgabe groß und interessant genug. Und es sei möglicherweise auch reizvoll, ein Gebäude des renommierten Architekten Peter Busmann auf den neuesten Stand zu bringen.

Aus Sicht der Dezernentin war es „sehr aufwendig“, für die europaweite Ausschreibung der Leistungen die nötigen Unterlagen zu erstellen. Andersherum mussten auch die Bewerber genug Zeit haben, qualifizierte Angebote einzureichen.

„Wir fordern einiges an Unterlagen, haben aber die Fristen vernünftig gesetzt“, sagte Mario Weiershausen, der Leiter der Zentralen Vergabestelle. Guckelsberger hofft jetzt, bereits im kommenden Herbst ein Planungsteam zu haben.

Baubeginn könnte 2021 sein

Ausgeschrieben werden in Kürze auch Haustechnik, Tragwerksplanung und Brandschutz. „Formal in Ordnung und fehlerfrei müssen die Verfahren sein, damit keine Verzögerungen entstehen“, betonte Co-Dezernent Bernd Lehmann. „Wir sind aber nach wie vor im Zeitraster.“ Baubeginn könne 2021 sein, und mit der Fertigstellung könne man 2023 rechnen.

Noch einmal spannend könnte es werden, wenn ein Bauunternehmen gesucht und die einzelnen Gewerke ausgeschrieben werden. „Beim Thema Handwerk ist der Markt schwierig“, lautet die Einschätzung der Technischen Beigeordneten.

Parallel zu alldem wird das Gebäude noch einmal gründlich untersucht, auch die bereits vor einigen Jahren erfolgte Schadstoffuntersuchung wird aktualisiert. Guckelsberger geht von für das Alter des Gebäudes typischen Belastungen wie „gebundenem Asbest“ aus, nicht aber von gefährlichen offenen Vorkommen der Fasern.

Betonskelett dürfte intakt sein

Trotzdem: „Während der Sanierung muss man damit besonders schonend umgehen“, sagt Daniel Schreiter, Leiter des Amts für Baubetrieb und Immobilienmanagement. Eruiert wird, welche Stoffe in welchen Mengen später für die Entsorgung anfallen, die ebenfalls möglichst exakt ausgeschrieben werden muss.

Nach wie vor geht Barbara Guckelsberger davon aus, dass das Betonskelett des mehr als 50 Jahre alten Gebäudes intakt ist. Das hatte ein Statiker in der Machbarkeitsstudie für die Sanierung festgestellt. Genauer müsse man sich aber noch Stellen ansehen, an denen Beton mit Regen oder Erdreich in Berührung komme.

„Wie sieht die Arbeitswelt der Mitarbeiter in Zukunft aus?“ Diese Frage beschäftigt Bernd Lehmann besonders. Wie sich etwa Sicherheitsaspekte mit einem öffentlich genutzten Gebäude in Einklang bringen lassen, ob es bei der „Zellstruktur“ der Büros bleiben wird oder offenere Strukturen geschaffen werden.

Austausch mit den Mitarbeitern

Solche Fragen würden im Austausch mit den Mitarbeitern geklärt. Sicherlich werde Variabilität bei der Raumgestaltung wichtig sein. Man könne nicht nach Dienststellen planen und Lösungen entwickeln, die nach drei oder vier Jahren schon wieder überholt seien, gerade angesichts der Digitalisierung.

Die Vielfalt der Aufgaben fasst Barbara Guckelsberger zusammen: Seit Ende vergangen Jahres gehe man „vom Allgemeinen ins Besondere“. Nicht nur bei der Sanierung des Rathauses, sondern auch bei der des Schulzentrums Neuenhof.

Der Entscheid

Knapp, aber eindeutig sprachen sich die Siegburger am 2. Dezember 2018 für einen Erhalt des Rathauses aus: 70,2 Prozent (6855 Stimmen) fanden sich für eine Sanierung, womit das nötige Quorum von 6630 Stimmen erreicht wurde.

Der renommierte Architekt Peter Busmann begann 1962 mit der Planung für das Siegburger Rathaus, das im August 1968 eröffnet wurde. Zu Busmanns wichtigsten Bauten zählen das Max-Ernst-Gymnasium in Brühl und der Gebäudekomplex mit dem Museum Ludwig, dem Wallraf-Richartz-Museum und der Philharmonie sowie das Pressehaus des DuMont-Schauberg-Verlags in Köln.

Zuvor war die Verwaltung über bis zu elf Standorte in der Kreisstadt verteilt, an Kaiserstraße, Schulgasse, Elisabethstraße, Alleestraße, Ringstraße, Burggasse sowie Mühlen- und Bergstraße. (ah)

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