Gezapftes für zu HauseBrauhaus in Siegburg setzt auf Bier-Spezialitäten zum Mitnehmen

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Im Schankraum wird das Bier frisch gebraut – zurzeit allerdings nur Schwarzbier.

Im Schankraum wird das Bier frisch gebraut – zurzeit allerdings nur Schwarzbier.

Siegburg – Frisch gezapftes Bier in der Flasche, das ist zurzeit der Verkaufsschlager des Siegburger Brauhauses in der Holzgasse. Allerdings geht die süffige Köstlichkeit nicht über die Theke. Man kann sie an einem Verkaufsstand am Eingang der Traditionsgaststätte erwerben. Denn der Betrieb ist wegen Corona geschlossen. „Seit 16 Jahren arbeitet ich schon hier im Brauhaus, doch sowas habe ich noch nie erlebt“, berichtet Betriebsleiter Wolfgang Köhler. Die 15 Mitarbeiter sind in Kurzarbeit, „weil nichts zu tun ist“.

Alle 14 Tage gibt es eine Unterbrechung von der Kurzarbeit. Dann ist Dienst am Verkaufsstand– freitags von 15 bis 18.30 Uhr und samstags von 11 bis 16 Uhr. Reihum wechseln sich die Kollegen ab. „Da kommt man endlich mal raus aus der Wohnung“, berichtet Helge Richterf mit einem unverkennbaren Berliner Akzent. Er arbeitet seit zehn Jahren im Brauhaus. Die Kundschaft beim Straßenverkauf sei „sehr gemischt und international“. Völlig erstaunt habe vor kurzem ein Tourist festgestellt, dass im „Brauhaus auch Bier in Flaschen verkauft wird“.

Konservative Spülung

Die „dramatischen Umsatzverluste“ rettet der Straßenverkauf nicht, so Köhler. Aber man wolle mit dieser Möglichkeit im Gespräch bei den Gästen bleiben. „3,50 Euro kostet der Liter Bier“, berichtet Köhler. Das erste Mal kaufe man eine volle Flasche, die immer wieder neu befüllt werde. Die Reinigung sei „denkbar einfach“. Die Flaschen sind spülmaschinenfest, doch Köhler empfiehlt die konservative Spülung. Einfach die Flasche halb voll mit Wasser füllen und dreimal kräftig schütteln. Dann ausgießen und je nach Bedarf den Vorgang wiederholen. Die Flasche eine gute halbe Stunde auf den Kopf stellen und dann mit offenem Verschluss ins Regal. „Dann schimmelt nichts.“ Die Gummis am Verschluss hielten jahrelang, man könne sie aber auch jederzeit nachkaufen.

Beim ersten Lockdown im März und April vergangenen Jahres musste das Brauhaus 2500 Liter Bier wegschütten. Es war nicht mehr haltbar. „Der Zoll ist damals extra gekommen und hat die Sache überwacht“, so Köhler. Damit sollte sichergestellt werden, dass der Gerstensaft nicht heimlich an der Steuer vorbei verkauft wurde. Als sich abzeichnete, dass es einen zweiten Lockdown geben könnte, habe das Brauhaus die Produktion runtergefahren. „Ab dem 2. November haben wir dann gar nichts mehr neu angesetzt“, sagt der Betriebsleiter.

Betriebsleiter Wolfgang Köhler füllt das frische Bier in die Spezialflaschen ab, die am Eingang des Brauhauses in der Holzgasse freitags und samstags gekauft werden können.

Betriebsleiter Wolfgang Köhler füllt das frische Bier in die Spezialflaschen ab, die am Eingang des Brauhauses in der Holzgasse freitags und samstags gekauft werden können.

Die Vorräte wurden erst einmal durch den Verkauf der Abfüllflaschen verbraucht. Das Bier wurde natürlich vorher kontrolliert. Die Ausbildung der Schaumkrone, die Farbe und der Geschmack müssen den Ansprüchen des Brauhauses genügen. Die 16 Lagertanks im Keller sind inzwischen fast leer. Je 2000 Liter Bier passen hinein. Auch der Braumeister ist in Kurzarbeit. Allerdings wurde wegen der guten Nachfrage vor kurzen noch der Sud für 400 Liter Schwarzbier angesetzt.

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Köhler ist voller Hoffnung. Er geht davon aus, dass „Gaststätten Ende Mai oder Mitte April wieder öffnen können“. Und dann laufe der Braubetrieb an der Holzgasse wieder auf vollen Touren.

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