Heizung nicht regulierbarEnergetische Sanierung in Gebäuden der Siegburger VHS nötig

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Arg in die Jahre gekommen ist die Heizungsanlage im VHS-Studienhaus. Jetzt steht eine energetische Sanierung an.

Arg in die Jahre gekommen ist die Heizungsanlage im VHS-Studienhaus. Jetzt steht eine energetische Sanierung an.

Siegburg – Mit einem Satz bringt VHS-Direktorin Mechthild Tillmann das Problem auf den Punkt: „Wir können die Heizung nicht regulieren.“ Die Temperatur im Gebäude werde nach dem Prinzip „Fenster auf, Fenster zu“ eingestellt. So schön die beiden Gebäude an der Humperdinckstraße auch sind, der Altbau von 1888 wie auch der Bauhaus-Anbau von 1933 brauchen dringend eine neue Energietechnik, zeitgemäße Dämmung und Heizung. Wie diese aussehen könnte, darüber beriet jetzt der Planungsausschuss.

Florian Thiemann vom Ingenieurbüro M-Teq aus Köln erläuterte, dass schon nach einer Fenstersanierung der Jahresheizwärmebedarf von 600 000 auf 480 000 Kilowattstunden reduziert werden könnte. Beheizt werden muss eine Fläche von insgesamt 3400 Quadratmetern, wobei Rippenheizkörper und historische Röhrenheizkörper zum Einsatz kommen.

Ihren eigenen Charme hat die Cafeteria im Untergeschoss, die von allen Besuchern der Einrichtungen im Studienhaus genutzt wird.

Ihren eigenen Charme hat die Cafeteria im Untergeschoss, die von allen Besuchern der Einrichtungen im Studienhaus genutzt wird.

Thiemann stellte Berechnungen für vier Varianten an: einen Kessel für Holzpellets, eine Sole-Wasser-Wärmepumpe, eine Gas-Absorptionswärmepumpe mit einem Gas-Spitzenlastkessel und eine erdgasbetriebene Brennwertkesselanlage. Besonders ging er auf einen Pelletkessel ein, für den je nach Innen- oder Außenstandort eine Investition von 87 800 oder 75 900 Euro fällig würde. Die Betriebskosten für 20 Jahre betrügen bei dieser günstigsten Variante 1,4 Millionen Euro, wobei man allerdings für Lagerräume sorgen und die Wartung der Anlage durch einen Mitarbeiter sicherstellen müsse, auch zur Beseitigung der Asche.

600 000 Euro Investition würden für eine Sole-Wasser-Wärmepumpe fällig, für die man allerdings auf dem großen Parkplatz der VHS an 24 Stellen bohren und anschließend asphaltieren müsse. Die Betriebskosten über 20 Jahre lägen bei 1,5 Millionen Euro. Derzeit wird die VHS durch ein Blockheizkraftwerk des Helios-Klinikums auf dem Gelände des alten Schwesternheims versorgt. Die Technische Beigeordnete Barbara Guckelsberger betonte allerdings, dass Helios keine dauerhaft sichere Versorgung garantieren könne.

Die für ihre Zeit typischen Fenster im Anbau sollen restauriert, nicht ersetzt werden. Der Anbau steht unter Denkmalschutz.

Die für ihre Zeit typischen Fenster im Anbau sollen restauriert, nicht ersetzt werden. Der Anbau steht unter Denkmalschutz.

Die Crux liegt bei beiden Gebäudeflügeln im Denkmalschutz, wobei Barbara Guckelsberger dem jüngeren Teil sogar einen höheren Wert beimisst als dem Altbau. „Es handelt sich hier um das wesentliche Bauhaus-Gebäude in Siegburg.“ Geboten sei daher auch, die alten Fenster nicht einfach auszutauschen, sondern zu restaurieren. Sogar die alten Heizkörper mit ihren auffällig langen Rohren sollen erhalten werden. Guckelsberger betonte, dass es für die Investitionen Fördermittel gebe.

Der Anbau aus den 30er-Jahren, in dem die Studiobühne beheimatet ist, gilt als architektonisch wertvoller Zeuge der Bauhaus-Ära.

Der Anbau aus den 30er-Jahren, in dem die Studiobühne beheimatet ist, gilt als architektonisch wertvoller Zeuge der Bauhaus-Ära.

Für Mechthild Tillmann ist die Barrierefreiheit besonders wichtig. Manche Veranstaltungen könnten von in ihrer Bewegungsfähigkeit eingeschränkten Interessenten gar nicht besucht werden. Guckelsberger hat daher schon einen Platz für einen Aufzug ausgemacht: Er könnte neben das Treppenhaus an der Studiobühne gebaut werden, in einen Winkel, in dem Neu- und Altbau aneinanderstoßen. Auf der Wunschliste der Leiterin stehen auch mehr Toiletten, von denen es zu wenig gebe. Tillmann betont, dass die VHS mit ihren Bildungsangeboten einen großen Beitrag zur Sozialraumpflege leiste.

Im Haushalt der Stadt stehen für die energetische Sanierung des VHS-Gebäudes, in dem auch Musikschule, Studiobühne und Abendgymnasium beheimatet sind, insgesamt 1,6 Millionen Euro bereit, darin enthalten sind 90 Prozent Fördermittel aus dem Kommunalinvestitionsförderungsgesetz des Bundes.

Viele Schulen unter einem Dach

Zwei Jahre lang, von 1886 bis 1888, wurde an dem stattlichen Gebäude aus gelbem Backstein gebaut, das seit 1974 die Volkshochschule nebst Abendgymnasium, Studiobühne und städtischer Musikschule birgt.

Bis zum 1. April 1925 war dort eine Ausbildungsstätte für Volksschullehrer beheimatet, das katholisch-staatliche Lehrerseminar. In dem 2012 erschienen Buch „Weggeschichten durch Siegburg“ zitiert Stadtarchivarin Andrea Korte-Böger dazu eine Zeitschrift aus dem Jahr 1930: „So musste dem Volksschullehrer nach 1871 eine gehobene Vorbildung zuteil werden, die ihn mehr als dahin zur Natur und zu den Lebensverhältnissen der Um- und Mitwelt in lebendige Beziehung bringen konnte.“

Die Stadt hatte schon 1875 den Zuschlag für das Seminar bekommen, das zunächst in zwei Privathäusern an der Kaiserstraße untergebracht war. Nach einigen Jahren des Leerstands konnte 1933 das staatliche Jungengymnasium eröffnet werden, auch in einem neuen Anbau, der durch die Bauhaus-Ära geprägt war.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, als mehrere Schulgebäude in der Stadt zerstört waren, kamen unter dem Dach neben Gymnasiasten auch Volks- und Realschüler unter. (ah)

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