SanierungStahlstangen stützen das uralte Gestein am Michaelsberg

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Siegburg_Stadtmauer

  • Die Statik ist ein heikles Thema am Südhang des Bergs.
  • Über 32 Meter und bis zu 7,50 Meter hoch erstreckt sich die Mauer von oberhalb des Mühlentorparkplatzes nach oben.
  • Eher minderwertiges Material gab es in der Umgebung des Johannistürmchens.

Siegburg – Hier klafft ein großes Loch im Mauerwerk, dort wurde eine brüchige Stelle mit Backsteinen ausgebessert, und nur mit viel Fantasie lässt sich nachvollziehen, wo einmal der alte Wehrgang den Michaelsberg hinaufführte.

Deutliche Spuren haben die Jahrhunderte an der alten Stadtmauer hinterlassen, und doch: „Der Zustand ist viel besser, als wir gedacht hätten“, sagt Architekt Karsten Monnerjahn, der für die Sanierung der Befestigung zuständig ist.

Die Statik ist ein heikles Thema

In den kommenden Monaten wird er die vielen Treppenstufen des auffälligen Baugerüsts noch oft hinauf- und hinunterlaufen und irgendwann dann wohl auch eine selbst gestellte Frage beantworten können. „Die Mauer steht. Aber warum?“ Die Statik ist ein heikles Thema am Südhang des Bergs .

Über 32 Meter und bis zu 7,50 Meter hoch erstreckt sich die Mauer von oberhalb des Mühlentorparkplatzes nach oben. Am Fuß bis zum früheren Wehrgang erreicht sie eine Stärke von 1,10 Meter, an der Krone ist es nur noch die Hälfte.

Eher minderwertiges Material gab es in der Umgebung des Johannistürmchens

Für ältere Abschnitte konstatiert Monnerjahn saubere handwerkliche Arbeit, an einigen Stellen auch eine nachlässigere Ausführung. Das Gestein, sogenannter Wolsdorfer Brocken, sei umso besser, je älter er sei. Bei neueren Gebäuden habe die Qualität des zum Bröckeln neigenden Gesteins nachgelassen.

Eher minderwertiges Material fand er in der Umgebung des Johannistürmchens. Die Siegburger Begebenheiten kennt der Denkmalpflegespezialist bestens: Seit 15 Jahren befasst er sich mit dem Michaelsberg, auch mit der Sanierung des Hexenturms.

Grundsätzlich habe man damals zwei Mauerschalen errichtet, den Zwischenraum mit Bruchsteinen und Mörtel verfüllt und mit Verbindungssteinen versehen.

Schon vor der Zeit Jacobis habe man Material einfach den Hang hinuntergekippt

Sehen kann Monnerjahn auch, wo Maximilian Jacobi, Leiter der Irrenheilanstalt, Erdreich an die Mauer kippen ließ, das bei Gartenarbeiten rund um die Irrenheilanstalt anfiel. „Der ganze Berg besteht aus Schutt“, erläutert der Architekt. Schon vor der Zeit Jacobis habe man Material einfach den Hang hinuntergekippt.

Gesucht werden jetzt Hohlräume und lockere Abschnitte in der Mauer, die mit einem Spezialmörtel aufgefüllt und verpresst werden. Künftig werden Stahlstangen zur Verankerung quer durch die Mauer führen, ebenso von oben nach unten.

Das gleiche Verfahren ist an der Seufzerallee erfolgt

„Die Mauerkrone muss dafür zurückgebaut werden“, bedauert Monnerjahn, denn für diese Arbeiten brauche man „tragfähiges Material“. Geschehe dies nicht, drohten Feuchtigkeit und Frost das Mauerwerk zu sprengen. „Das gleiche Verfahren ist an der Seufzerallee erfolgt“, erläutert Stephan Marks, Leiter des städtischen Planungsamts, vor Ort. Dort hätten sich die Feuchtigkeitsschäden durch regelrechte „Bäuche“ in der Befestigungsmauer bemerkbar gemacht.

Auch die Botanik ist nicht ohne: „Efeu ist das schlimmste, was Mauerwerk passieren kann“, schildert Monnerjahn. Marks zufolge investiert die Stadt knapp 600 000 Euro in die Mauer. Der Architekt rechnet zum Herbst mit dem Abschluss der Arbeiten. „Aber das ist nicht so planbar wie bei einem Neubau.“

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