Kontrollen am BahnhofBundespolizei sucht in Siegburg nach Waffen

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„Wir kontrollieren stichprobenartig alle“, sagte ein Beamter der Bundespolizei.

Siegburg – Wie im Film fühlte sich der 17-Jährige, wie in einem schlechten. Bilal El Ani , mit zwei Freunden unterwegs, wurde am Samstagabend im Bahnhofsfoyer von der Bundespolizei gestoppt und gefilzt, ein Beamter griff ihm in Hosen- und Jackentaschen, tastete seine Beine bis zum Knöchel ab, ließ sich den Ausweis zeigen, zwei Kollegen hatten sich daneben aufgebaut. Die Leibesvisitation war dem schmächtigen Schüler zwar „etwas peinlich, so in aller Öffentlichkeit“, die Polizei müsste aber viel öfter so agieren: „Zur Abschreckung!“

Denn oft beschleiche ihn ein ungutes Gefühl vor allem abends an bestimmten Orten, wenn keine Ordnungshüter zu sehen seien. „Man weiß ja nicht, ob irgendwelche Leute Waffen mithaben.“ El Ani hatte nur sein Handy, Kaugummis und sein Portemonnaie dabei, ebenso seine gleichaltrigen Freunde. Kontrolliert worden sei er schon häufiger, sagt sein Kumpel, vielleicht läge das auch an seiner dunkleren Gesichtsfarbe. An diesem Wochenende machten die Uniformierten zumindest keinen Unterschied, sagte einer aus der Truppe: „Wir kontrollieren stichprobenartig alle“, junge und ältere Männer, junge und ältere Frauen.

Auseinandersetzungen mit Waffen

220 Waffen entdeckte die Bundespolizei bei der ersten Schwerpunktaktion im Oktober am Kölner Hauptbahnhof. In Siegburg erwarte man nicht diese Menge, so die Pressestelle der  Bundespolizeidirektion in Köln, die die Kontrollen an nun drei Standorten vollzog.

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Auseinandersetzungen mit Waffen  gibt es auch in der Kreisstadt immer wieder, vor allem abends an den Wochenenden. Der spektakulärste Fall geschah am 24. Juli 2011, wo junge Leute mit Schraubendrehern und Messern aufeinander losgingen. Ein Mann verlor dabei sein Auge. Ihm wurde 2013 im Prozess  vor dem Jugendschöffengericht ein Schmerzensgeld von lediglich 10 000 Euro zugesprochen, Begründung: Ihn treffe eine Mitschuld. (coh)

Die Armada der weiß-blauen Mannschaftsbusse auf dem Europaplatz wies schon auf den Sondereinsatz hin, Plakate an den Schiebetüren mit großen Piktogrammen – rot durchgestrichene Pistole, Taschenmesser und Schlagstock – erklärten die „Allgemeinverfügung zum Verbot des Mitführens von gefährlichen Gegenständen“, die von Freitag bis Sonntag an den Bahnhöfen Siegburg, Köln und Siegen galt. „Kriminalitätsschwerpunkte“ laut Bundespolizei.

Die Aktion war auch auf allen Kanälen der Medien verbreitet worden. Wurde die „Mobile Kontroll- und Überwachungseinheit“ trotzdem fündig? Kopfschütteln, kein Kommentar. „Die Auswertung kommt später“, so die Auskunft. „Ich kann nur sagen, es gibt nichts, was es nicht gibt.“ Doch selbst wenn alle, die nichts Gutes im Schilde führten, gewarnt seien, erfüllten die Kontrollen doch einen Zweck. Das allgemeine Sicherheitsgefühl werde deutlich erhöht. „Die Leute kommen auf uns zu, fragen, was wir hier tun und bedanken sich.“

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Nicht nur der Bürger brauche Schutz, auch die Kollegen verzeichneten zunehmend Übergriffe, Drohungen seien an der Tagesordnung, so der Beamte. Deshalb wollte keiner der Einsatzkräfte sein Gesicht fotografieren lassen oder seinen Namen nennen.

Die drei wenden sich ab und einem kräftigen Mann zu, etwa 30, in Jeans und grauem Kapuzenpulli. Dessen Begleiter, einem Bahnmitarbeiter in Uniform und mit Rollkoffer, ist die Kontrolle sichtlich unangenehm, er herrscht die Pressevertreterin an: „Dürfen Sie hier überhaupt fotografieren?“ Der Jüngere hingegen ist einverstanden, auch das Durchwühlen seiner Sporttasche darf abgelichtet werden. „ Ein komisches Gefühl, aber ne gute Sache.“

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