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Aufführung im LuftschutzkellerStudiobühne Siegburg erinnert an Theater in Mariupol

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Im Bunker agieren die Schauspieler der Studiobühne.

Siegburg – Was ist die Aufgabe der Kunst in Zeiten des Krieges? Hat sie überhaupt eine Aufgabe? Und wenn ja, was kann oder muss sie angesichts des Krieges tun? Auch René Böttcher, der Leiter der Siegburger Studiobühne, und sein junges Ensemble sehen sich rund drei Monate nach dem Beginn des völkerrechtswidrigen russischen Angriffs auf die Ukraine mit Fragen wie diesen konfrontiert.

Ihre Inszenierung „Laut Feld Zug und Frieden üben“, die am Freitag im Luftschutzkeller des VHS-Studienhauses Premiere hatte, gibt auf diese Fragen allerdings keine Antworten. Sie will den Besuchern, die im dunklen und stickigen Keller auf Isomatten und Klappstühlen Platz nehmen müssen, „Raum zum Hinfühlen“ geben und einen Rahmen für die eigene Wortlosigkeit angesichts des verbrecherischen Krieges.

Studiobühne: Absurde und dadaistische Szenen

David Lenz, Daniel Lekomzew, Jonas Lubisch, Maximilian Sordon und Niklas Simon Ester verkörpern fünf Gestalten, die mutmaßlich ein Krieg in den Luftschutzbunker verschlagen hat. Dort tanzen, singen und spielen sie eine Vielzahl absurder und dadaistischer Szenen. Mal in einer Fantasiesprache, mal in einer Sprache, die peu à peu ihre Vokale verliert.

Mal singen sie mit Krücken bewaffnet, die als Gewehre herhalten, den Schlager „Ein bisschen Frieden“ und das Antikriegslied „Sag mir, wo die Blumen sind“, mal unterhalten sie sich über Syrer, „die den Rasen sprengen und ab und zu mal ein Hochhaus“. Und dann wieder streiten sie darum, wer einen kleinen Spielzeugpanzer ferngesteuert durch den Bunker dirigieren darf.

300 Tote im Theater Mariupol

„Wir schießen zurück“, sagt Theaterleiter Böttcher über die Inszenierung, die Besuchern nicht nur körperlich einiges abverlangt. „Wir schießen mit Buchstaben, Lauten und Poesie auf Herzen, Bäuche und Hirne, abseits von Erklärungen.“ Mit der Aufführung im Luftschutzkeller – „gelegentlich verbieten sich rote Plüschsessel“ – will Böttcher auch an die Bombardierung des Theaters im ukrainischen Mariupol erinnern.

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Bei dem Angriff am 16. März fanden nach ukrainischen Angaben rund 300 Menschen den Tod, die im Theater Zuflucht gesucht hatten. Für den Wiederaufbau des Theaters ist auch der Erlös der Vorstellungen bestimmt.

Weitere Informationen zum Stück gibt es auf der Internetseite der Studiobühne. „Laut Feld Zug und Frieden üben“ ist am Samstag, 28. Mai, um 20 Uhr noch einmal zu sehen. 

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