Abo

Urteil in DrogenprozessFünf Jahre Haft für Kokainkurier

Lesezeit 3 Minuten
Landgericht_Bonn

Das Bonner Landgericht (Symbolbild)

Siegburg/Bonn – Der junge Mann hatte seinen Angaben zufolge zunächst viel Zeit. Zwei Monate lang will der Jurastudent aus Albanien in Europa unterwegs gewesen sein. Doch die Reise endete für ihn nun im Gefängnis.

Das Bonner Landgericht verurteilte den 29 Jahre alten Drogenkurier zu fünfeinhalb Jahren Haft, wegen Besitzes von neun Kilogramm Kokain und Beihilfe zum Handel mit Betäubungsmitteln. Der Staatsanwalt hatte gar sieben Jahre gefordert.

Zunächst sei er durch Italien gereist, ließ der Albaner von einer Dolmetscherin übersetzen, dann sei er im Juni ins Ruhrgebiet zu Freunden nach Oberhausen gereist. Er habe sich einen Mercedes der A-Klasse kaufen wollen.

Landsleute rekrutierten den Angeklagten 

Aber er sei nicht fündig geworden, erzählte der 29-Jährige, auch sei das Reisegeld knapp geworden. Als er kaum noch einen Cent gehabt habe, hätten Landsleute ihm das lukrative Angebot gemacht, eine Kurierfahrt nach Friedrichshafen am Bodensee zu übernehmen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Aber die Fahrt endete bereits am 15. Juli an der Raststätte Siegburg an der A3, wo der junge Albaner in eine allgemeine Zollkontrolle geriet. Die Fahnder machten einen richtig fetten Fund: Neun Kilo Kokain entdeckten sie in einem professionellen Versteck.

Unter der Mittelkonsole des VW-Passats war für die kapitale Drogenfracht eigens ein Verschlag präpariert worden. Damit war die Reise des jungen Mannes schlagartig zu Ende; er landete in Untersuchungshaft.

Gericht glaubt Aussage nicht

Die „schöne Geschichte“ von dem jungen Europa-Reisenden, der sich in eine unglückliche Lage bringt und in die Rolle des Kuriers nur so „hineingerutscht“ ist, nahmen die Richter der 7. Großen Strafkammer ihm nicht ab. Auch nicht, dass es die erste Drogenfahrt des Angeklagten gewesen sei.

„Es ist schon sehr unwahrscheinlich, dass ein Kurier bei seiner Erstfahrt gleich neun Kilo Kokain anvertraut bekommt“, sagte die Kammervorsitzende Claudia Gelber in der Urteilsbegründung.

Allerdings nahm sie dem geständigen Angeklagten ab, dass er nicht wusste, wie viel vom „weißen Gold“ er von A nach B transportieren sollte. Eingeräumt hatte der Angeklagte, dass er von drei Kilo ausgegangen sei, und auch, dass es Kokain war, aber dass er noch nicht mal wusste, wo sich das Versteck im Fahrzeug befand.

Angeklagter schweigt zu Hintermännern 

Nach einer erfolgreichen Übergabe sollte er mit einem anderen Fahrzeug zurück nach Oberhausen reisen, um 1000 Euro Lohn zu bekommen. 

Zu den Hintermännern wollte der Angeklagte im Prozess nichts sagen, auch nicht die Namen der Freunde.

Die Angst sei zu groß, teilte sein Anwalt mit. Denn irgendwann werde er ja wieder in sein Heimatland zurückkehren. Wann das jedoch sein wird, ist noch offen. Nach Verbüßung der halben Strafe könnte er nach Albanien abgeschoben werden.

KStA abonnieren