Vor Prozess nach MesserattackeEx-Freundin des Täters liegt im Wachkoma

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Das Landgericht in Bonn

Siegburg/Bonn – Am Nachmittag des 10. Juli hatte die 19-Jährige drei große Taschen gepackt, gefüllt mit Spielzeug und Kinderkleidung. An diesem Tag wollte sie ihren dreijährigen Sohn an den Vater des Kindes übergeben, von dem sie sich zwei Monate zuvor getrennt hatte. Kurz nach 17 Uhr sollte der 27-Jährige wie verabredet an ihrer Siegburger Wohnadresse vorbeikommen.

Für dieses Treffen soll ihr Ex-Freund, Vater von zwei gemeinsamen Kindern, ein tödliches Attentat auf die Frau geplant haben. Laut Anklage der Bonner Staatsanwaltschaft stach er unvermittelt mit einem Messer zu, das er in der Hand versteckt hielt, als die 19-Jährige sich nach den Taschen bückte: einmal in den Nacken und zweimal in den Rücken.

Als sie auf dem Boden lag, hörte er nicht auf: Er würgte die Frau und drosselte sie mit den Kordelgriffen einer Tasche, bis sie das Bewusstsein verlor. Als er glaubte, sie sei tot, flüchtete er.

Wegen des beinahe tödlichen verlaufenen Angriffs muss sich der 27-Jährige demnächst wegen versuchten Mordes, gefährlicher und schwerer Körperverletzung vor dem Landgericht verantworten. Das teilte Gerichtssprecher Tobias Gülich am Donnerstag mit.

Opfer war im dritten Monat schwanger

Laut Anklage habe er die Gelegenheit heimtückisch ausgenutzt, um sich für die Trennung zu rächen. Auch soll er davon ausgegangen sein, so die Ermittler, dass sie einen neuen Freund habe. Der niedere Beweggrund sei neben der Heimtücke das zweite Mordmerkmal.

Als die 19-jährige Mutter leblos auf dem Boden lag, schrie der kleine Sohn, der Augenzeuge der Tat war. Die Großmutter der 19-Jährigen, die gerade zu Besuch war, hörte das Weinen des Kindes und eilte zu Hilfe.

Helfer konnten ihre Enkelin, die bereits einen Herzstillstand erlitten hatte, reanimieren. Aber durch die Stiche war die Lunge verletzt worden, und Luft war in die Brusthöhle gedrungen; zudem hatte sie durch das Würgen einen Hirnschaden wegen Sauerstoffmangels erlitten. Kurz nach der Tat verlor die junge Frau, die bei der Tat schwanger war, ihr drittes Kind. Seit fünf Monaten liegt sie im Wachkoma.

Der 27-Jährige war nach dem Angriff zunächst in eine Pizzeria geflüchtet und hatte ein Bier bestellt; als er Polizeisirenen hörte, flüchtete er weiter. Einen Tag später konnte er in Köln festgenommen werden. Bei seiner Vernehmung soll er die Tat eingeräumt haben. Der Prozess ist noch nicht terminiert.

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