14-Jähriger stirbt im LichtbogenVater fordert in Troisdorf Konsequenzen von der Bahn

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Thomas Dreischoff suchte erstmals den Unglücksort auf.

Troisdorf – Die Trauer ist nahezu körperlich spürbar. Hannah und Thomas Dreischoff haben am 29. August 2021 ihren 14 Jahre alten Sohn Maximilian in einem Lichtbogen verloren. „Er wollte wohl mit einem Handy ein Selfie machen“, vermutet Vater Dreischoff.

Dafür war er auf einen Kesselwagen gestiegen, der auf den Gleisen nahe eines alten Schuppens am Güterbahnhof Troisdorf abgestellt gewesen war. „Das ist ein beliebtes Motiv bei Jugendlichen“, hat Dreischoff festgestellt.

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Am 29. August 2021 starb Maximilian Dreischoff am Troisdorfer Güterbahnhof.

Max war 1,97 Meter groß. Obwohl er die Oberleitung nicht berührt haben konnte, hatte er doch den Mindestabstand unterschritten und den gleißenden Blitz ausgelöst. Ein anderer Junge, der mit ihm dort war, überlebte.

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Der 14-Jährige dagegen war auf der Stelle tot. Bereits am 2. Juli war an dieser Stelle ein 13-Jähriger ums Leben gekommen, drei Jahre zuvor ein 18-Jähriger. Neben der Trauer empfinden die Eltern daher auch Unverständnis und Wut.

Gelände am Güterbahnhof in Troisdorf erwecke den Eindruck eines Abenteuerspielplatzes

„Das Problem ist, dass die Deutsche Bahn zu wenig tut“, erklärt Dreischoff. „Das Gelände hat den Charakter eines Abenteuerspielplatzes, eines »lost place«.“ In der Mittagspause gehen die Schüler der nahe gelegenen Europaschule dorthin. „Unser Sohn war am 29. August nicht zum ersten Mal dort“, hat er erfahren.

Dabei hat er ihm nach dem Tod des 13-Jährigen eindringlich ins Gewissen geredet. Doch er glaubt, dass Kinder und Jugendliche, selbst Erwachsene nicht wissen, dass schon bei 1,50 Meter Abstand der verheerende Lichtbogen entstehen kann.

Lagerhaus am Troisdorfer Bahnhof wird abgerissen

„Unsere konkrete Forderung ist es, dass der Parkplatz dicht gemacht wird oder das Bahngelände eingezäunt wird“, sagt Dreischoff. „Und dass in den Schulen unterrichtet wird, wie ein Lichtbogen entsteht.“

Ein Bahnsprecher drückt ihm und seiner Familie das tief empfundene Mitgefühl aus. Das Unternehmen habe das still gelegte Gebäude mit Platten verschlossen und eine Treppe entfernt. Mit der Bundespolizei seien mehrere Warnbanner aufgehängt worden.

Bahnmitarbeitende seien verstärkt vor Ort, um Kinder und Jugendliche des Geländes zu verweisen. Und eine Teilforderung, die die Familie ebenfalls formuliert hat, soll noch in diesem Jahr erfüllt werden: der Abriss des Lagerhauses.

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Auf dem Weg zu dem Lagerschuppen sehen Schüler nur die Rückseite der Warnschilder.

Der Forderung nach einer Umzäunung der Bahnanlagen erteilt er aber eine Absage. Einen Zaun um das gesamte Streckennetz von knapp 34.000 Kilometern Länge zu ziehen sei kaum durchführbar, zumal der Zaun immer wieder niedergetrampelt würde.

Darum geht es Dreischoff gar nicht. Allerdings sieht er den Ort, an dem sein Sohn gestorben ist, als Schwerpunkt. „Da müssen Gesetze her, dass solche Plätze abgesichert werden, dort, wo Güterwaggons sonst frei zugänglich sind.“

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Auf dem Weg, den die Schüler nehmen, sehen sie viele der Warnschilder, auf die die Bahn unter anderem setzt, nur von der Rückseite. Bürgermeister Alexander Biber ist ebenfalls im Gespräch mit der Bahn und wünscht sich, dass sie Geld in die Hand nimmt für den Abriss.

Der Bauzaun könne dann auch länger stehen bleiben. „Wir haben ein Interesse daran, dass auf dieser Fläche schneller etwas passiert“, sagt Biber. Hannah und Thomas Dreischoff sind trotz ihrer Trauer ungeduldig, wollen nicht, dass noch mehr geschieht. Er hat zur Bewältigung einen Gedichtband verfasst. Eine der Arbeiten heißt: „Warum?“

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