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American Football19-jähriger Troisdorfer auf den Spuren von Tom Brady

Lesezeit 4 Minuten
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Den nächsten Touchdown  fest im Blick: Als Quarterback lenkt Wentz die Offensive. 

  • Der 19-jährige Troisdorfer Luke Wentz entdeckte früh seine Leidenschaft für American Football.
  • Mit den Paderborn Dolphins gewann er zwei Mal die deutsche U19-Junioren-Meisterschaft.
  • In den USA erhielt er sogar zwei Angebote für ein College-Stipendium.

Troisdorf – Von den Troisdorf Jets über Paderborn zum Super Bowl? Das Endspiel um die nordamerikanische Football-Meisterschaft ist das größte Sportereignis der Welt. Was wie ein Märchen klingt, könnte für Luke Wentz wahr werden, einen ersten, großen Schritt auf den Spuren des amerikanischen Football-Idols Tom Brady hat der 19-jährige Troisdorfer schon getan.

Wentz spielt American Football – so gut, dass er nun ein Sport-Stipendium an der University of Virginia in den USA erhält. Die Virginia Cavaliers, das Football-Team der Universität, spielen in der höchsten College-Spielklasse (Division I). Zu den Spielen kommen oftmals mehr Zuschauer, als zu einem Heimspiel des 1. FC Köln.

Ein Freund brachte Wentz zu den Troisdorf Jets

Angefangen hatte für den jungen Troisdorfer alles 2011, ein Freund schleppte Wentz mit zum Training der Troisdorf Jets. Dort fand er sofort Gefallen an dem Spiel mit dem ovalen Ball, der einem Ei ähnelt.

Viele Unterschiede zwischen Football und Rugby

Beim American Football ebenso wie beim englischen Rugby wird mit einem eiförmigen Ball gespielt. Ziel der beiden Sportarten ist es, das „Ei“ hinter die gegnerische Torlinie zu bringen. Unterschiede gibt es vor allem im Regelwerk.

Beim Rugby stehen sich 15 Spieler pro Team gegenüber, beim American Football sind es nur elf pro Mannschaft. Die Spielzeit beim Rugby beträgt zweimal 40 Minuten, beim American Football werden viermal 15 Minuten gespielt.

Um den Ball hinter die gegnerische Torlinie zu bringen, darf im Rugby der Ball in alle Richtungen getreten werden, aber nur nach hinten geworfen werden. Im American Football dagegen darf der Ball pro Spielzug einmal nach vorne geworfen werden.

In ihrem Outfit unterscheiden sich die Spieler ebenfalls, während beim American Football die Spieler mit einem Helm und Plastik-Protektoren an Schultern, Rücken und Beinen auflaufen, tragen Rugby-Spieler lediglich einen Mundschutz. 

Bis 2016 trug er das Trikot der Jets und spielte als Quarterback – beim American Football die wohl wichtigste Position. Als Spielmacher ist der Quarterback nicht nur für die Spielzüge verantwortlich, sondern auch der verlängerte Arm des Trainers auf dem Feld.

Philipp Westphal, als Offensiv-Koordinator zuständig für die Nachwuchs-Quarterbacks der Jets, blieb Wentz’ großes Talent nicht verborgen: „Die körperliche Präsenz und Athletik, gepaart mit einer sehr guten Auffassungsgabe, das Talent war nicht zu übersehen.“

Wechsel zu den Paderborn Dolphins

Angesprochen auf seine Zeit in Troisdorf zeigt sich Wentz sehr dankbar. „Bei den Jets habe ich eine sehr gute Grundlage bekommen, extrem viele wichtige Basics gelernt und in Paderborn dann den Feinschliff bekommen.“ Nach einer sehr erfolgreichen Zeit bei den Troisdorf Jets wechselte Wentz 2016 zu den Paderborn Dolphins und besuchte das dortige Sportinternat.

Bis zu neun Trainingseinheiten pro Woche standen auf dem Programm. Doch der Aufwand zahlte sich aus: 2017 und 2018 gewann Wentz mit den Dolphins die deutsche Junioren-Meisterschaft der U 19.

Im Frühjahr 2018 ging es für den jungen Sportler auf „USA-Tournee“. Mit anderen europäischen Talenten bereiste er die Ostküste und spielte an verschiedenen Colleges vor. Organisiert wurde die Tour von Brandon Collier, ehemaliger Profi-Footballer in den USA, Kanada und Deutschland.

Zwei US-Angebote für den jungen Football-Spieler

Auch den Coaches der US-Colleges blieb Wentz’ Talent nicht verborgen. Der Troisdorfer bekam zwei Angebote, eins aus Tampa und eins aus Virginia. „Die Entscheidung ist mir damals nicht schwer gefallen. In Virginia habe ich mich gleich wohlgefühlt, und mir hat das Umfeld sehr gut gefallen.“

Auch auf seinen neuen Coach, Bronco Mendenhall, hält er große Stücke: „Er ist ein absoluter Football-Fachmann und überzeugt auch menschlich. Er ist eine Persönlichkeit, zu der man aufschaut.“

Mit seiner Unterschrift bei den Virginia Cavaliers schrieb Wentz Football-Geschichte: Er ist nun der erste Jet, der es an ein amerikanisches College geschafft hat, und er ist der erste europäische Quarterback, der in der höchsten College-Spielklasse mitmischt. Druck verspürt Wentz deshalb nicht. „Es ist eine große Ehre. Ich bin sehr glücklich und freue mich einfach auf die Herausforderung.“

Allein muss er diese nicht angehen, sein Freund und Teamkollege Kariem Al Soufi von den Paderborn Dolphins konnte ebenfalls ein Sport-Stipendium in Virginia ergattern. Am 11. Juni startet für beide das große Abenteuer College-Football.

Bis dahin müssen noch einige organisatorische Dinge erledigt werden, wie der TOEFL-Test zum Nachweis der Englisch-Sprachkenntnisse. Denn neben dem Footballspielen wird Wentz am College auch wie jeder andere Student büffeln. Er hat sich für den Studiengang Architektur entschieden. Und auch hier ist er mit vollen Einsatz dabei: „Ich möchte nicht nur der bestmögliche Spieler werden, sondern auch der bestmögliche Student.“  

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