Anwohner in Troisdorf wütend„Hier wird das Gegenteil von Klimaverbesserung geplant“

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Die Anwohner Yvonne Gäde und Frank Ewald zeigen auf die Gärten, die zusammen eine große Grünfläche in der Innenstadt ergeben.

Die Anwohner Yvonne Gäde und Frank Ewald zeigen auf die Gärten, die zusammen eine große Grünfläche in der Innenstadt ergeben.

  • In Troisdorf könnte eine große Gartenflächen bebaut werden. Noch ist nichts konkret, aber einige Eigentümer wurden bereits informiert.
  • „Wir müssen die Stadt weiterentwickeln“, heißt es von offizieller Seite.
  • Einige Grundstücksbesitzer sind sauer. Sie befürchten Schäden für Klima und Natur.

Troisdorf – „Alle reden von Klimaverbesserung in den Städten, doch was hier wohl geplant wird, ist genau das Gegenteil.“ Frank Ewald hat mit seiner Frau ein Haus in der Nähe des Sankt-Josef-Krankenhauses. Es gehört zu einem Ensemble von älteren Häusern, das durch die Schloßstraße, Hospitalstraße, Von-Loe-Straße und An der Feuerwache umrandet ist.

Die Gartengrundstücke der Häuser sind großzügig bemessen, sodass im Inneren des Viereckes eine kleine Oase entstanden ist. Doch diese Idylle sehen die Hauseigentümer jetzt in Gefahr. „Ein Eigentümer hat einen Bauantrag gestellt, weil er an sein Haus anbauen will“, berichtet Ewald, der im Namen der rund 30 betroffenen Familien ein Schreiben aufgesetzt hat.

Die Stadtverwaltung will den Antrag jedoch nur genehmigen, wenn Platz für eine mögliche Straße bleibt, die ins Innere der insgesamt mehrere Tausend Quadratmeter großen Gartenflächen führt. Diese Bedingung wurde nun offiziell dem Bauausschuss im Stadtrat vorgelegt, der sie zustimmend zur Kenntnis nahm.

Eigentümer reagieren mit Unverständnis

Für die Eigentümer der Grundstücke ist dies völlig unverständlich. „Wir müssen die Stadt weiterentwickeln“, erklärt Pressesprecher Peter Sonnet die Gründe für diese geforderte Einschränkung des privaten Bauvorhabens.

„Wenn jetzt ein möglicher Zugang in den Innenbereich durch einen Hausbau verschlossen wird, werden Fakten geschaffen, die eine spätere Entwicklung der Fläche erschweren.“ Sonnet betont jedoch, dass es noch keine festen Beschlüsse zu diesem Thema gebe. Die Grundstücke im Inneren seien fast alle noch in Privatbesitz, der „erst einmal nicht bebaut werden kann, wenn die Besitzer das nicht wollen.“

Informationstreffen Mitte Mai 

Allerdings hatte die Stadt schon zu einem Informationstreffen Mitte Mai eingeladen. Dort sollte mit Anwohnern über mögliche Bebauungspläne diskutiert werden. „Noch nicht einmal alle Grundstücksbesitzer waren aber dazu eingeladen“, kritisiert Ewald.

Auch Hanne Thiebes hat ihr Haus in dem Gebiet. Die Innenarchitektin und Baugutachterin verweist auf größere Zusammenhänge. „Die Fläche mit ihrem alten Baumstand ist wichtig für das Kleinklima, von dem auch das benachbarte Krankenhaus profitiert“, argumentiert die Ingenieurin. Die Pflanzen sorgten gerade nachts in heißen Sommertagen für Abkühlung. Das alles stehe auf dem Spiel, wenn die Fläche „durch Betonbauten versiegelt wird“.

„Es gibt noch genug andere freie Flächen“

Zahlreiche Tiere hat Yvonne Gäde schon in den Bäumen gesehen. „Ein schillernder Eisvogel ist mir noch immer in Erinnerung“, berichtet die Naturfreundin. Die Stadt suche doch überall Baumpaten, um diese „Klimaretter“ zu schützen. Hier stünden zahlreiche Bäume, die bei einer Bebauung weichen müssten.

Thiebes weist auf eine „positive politische Entwicklung in den letzten Tagen“ hin. „Die SPD-Fraktion fordert doch gemeinsam mit der Bürgerinitiative Naturfreunde die Ausrufung des Klimanotstands in Troisdorf, da sollten sie doch einmal bei uns vorbeikommen und unsere grüne Lunge für die Innenstadt anschauen.“

Dass die Stadt neue Wohnflächen braucht, um zu wachsen, streitet die Initiative nicht ab. „Es gibt aber noch genug andere freie Flächen, die mühelos bebaut werden können“, sagt Ewald. Er denkt da an die zahlreichen freien Industriebrachen, die auch in direkter Nähe des Zentrums lägen. Weitere Überlegungen wie Aufstockungen oder Überbauungen von Supermärkten seien dem CDU dominierten Stadtrat wohl fremd, mutmaßt Frank Ewald.

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