Besonderes KonzeptTroisdorfer Frauenhaus kann bald mit Innenausbau beginnen

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Investor Werner Heep, Susann Cimera-Busch (Rotary), Holger Hürten (VR-Bank), Friedhelm Plöger (Rotary) Michiko Park (Frauen helfen Frauen) Andrea Vogt (Stadtwerke) und Manuela Franke (Frauen helfen Frauen) bei der Checkübergabe für die Möblierung des neuen Frauenhauses.

Troisdorf – Das Gebäude wächst, „wir können hineingehen, Wände anfassen und Fenster öffnen“. Und doch ist es für Michiko Park und ihre Kolleginnen vom Verein Frauen helfen Frauen „immer noch nicht wirklich zu glauben“. Im Herbst wird das neue Frauen- und Kinderschutzhaus den Betrieb aufnehmen. Mit dreimal so viel Platz wie bisher in einem großen Einfamilienhaus, das „bis auf den letzten Quadratzentimeter“ auch im Keller genutzt wird.

Gewalt in der Partnerschaft

Das rät die Polizei bei häuslicher Gewalt

Jede vierte Frau in Deutschland hat in einer Partnerschaft schon mal Gewalt erlebt. Das geht aus der Polizeilichen Kriminalstatistik hervor. Wer betroffen ist, dem rät die Polizei:

Bei akuter Bedrohung, wählen Sie 110! Die Polizei wird alles Erforderliche tun, um Sie zu schützen.

Zeigen Sie die Straftat bei der Polizei an. Eine Strafanzeige können Sie bei jeder Polizeidienststelle erstatten. Eine Person Ihres Vertrauens und/oder ein Rechtsbeistand können Sie begleiten.

Wenn Sie sich noch nicht entscheiden können, die Polizei zu rufen, wenden Sie sich an eine Person Ihres Vertrauens oder lassen Sie sich beraten, aber handeln Sie

Setzen Sie sich mit einer Beratungsstelle für Häusliche Gewalt in Verbindung. Den Kontakt in Ihrer Nähe vermittelt Ihnen die Polizei oder das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ 08000 116 016, rund um die Uhr und in vielen Sprachen.

Notieren Sie sich Einzelheiten zu den Vorfällen, wie Datum, Uhrzeit und was genau geschehen ist.

Suchen Sie einen Arzt auf, nennen Sie ihm den Ursprung der Verletzungen und lassen Sie die Verletzungen attestieren und z.B. fotografieren, um sie für eine mögliche Strafanzeige dokumentiert zu haben.

Frauenhäuser bieten Ihnen ebenfalls Schutz und die Mitarbeiterinnen können Sie bei weiteren Schritten beraten.

Die Troisdorfer Familie Heep, der Arbeit des Vereins seit langem verbunden – und mit der Enge des bisherigen Frauenhauses gut vertraut –, tritt als Bauherr auf und wird das Haus nach Fertigstellung dem Verein vermieten, der von Anfang an in die Planung eingebunden war. Ergebnis der vielen Gespräche sind Wohnungen mit einer Größe zwischen 36 und 93 Quadratmetern, eigenen Küchen und die Rollstuhleignung einer Wohnung.

So viel Platz muss allerdings auch möbliert werden, was den Rotary Club Troisdorf, die Stadtwerke und die VR-Bank Rhein-Sieg auf den Plan rief.

Mehr Fälle von häuslicher Gewalt

Kurz vor dem Weltfrauentag am 8. März macht der Verein „Frauen helfen Frauen“ auf die im fünften Jahr in Folge gestiegenen Fallzahlen häuslicher Gewalt in Deutschland aufmerksam. Die Kriminalstatistik für 2019 verzeichnet 141 792 Opfer häuslicher Gewalt, 81 Prozent sind Frauen.

117 Frauen starben nach Gewalt durch Partner oder Ex-Partner, 301 Tötungsversuche wurden aktenkundig. Und dabei, so betonen Michiko Park und Manuela Franke, bildeten die Zahlen nur das so genannte Hellfeld ab: Nur ein Bruchteil der Gewalttaten in Partnerschaften werde von der Polizei erfasst. Die besonderen Entwicklungen während Lockdown und Pandemie sind ebenfalls noch nicht in die Statistik eingeflossen. (dk)

Über die erhoffte Summe von 8000 Euro hinaus konnte Rotary-Präsidentin Susann Cimera-Busch nach Abschluss einer von Bank und Versorger mit eigenen Spenden unterstützten Crowdfunding-Aktion 17 500 Euro übergeben. Der Troisdorfer Rotary Club werde weitere 15 000 Euro zur Verfügung stellen, kündigte die Präsidentin an.

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Clubs aus der Nachbarschaft wollten sich ebenfalls beteiligen, sogar ein Engagement ausländischer Clubs werde derzeit geprüft. Unterdessen wirbt Michiko Park für eine weitere Unterstützung des neuen Frauenhauses. „Wir brauchen mehr Inventar“, allein schon für die Umstellung von einer Gemeinschaftsküche mit zwei Herden und Spülen auf Küchen in jedem der zwölf Apartments. Spenden seien daher auch weiterhin mehr als willkommen.

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