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Dauerbaustelle in SpichFamilie aus Troisdorf klagt über ständigen Lärm

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So sieht es direkt neben und hinter dem Grundstück der Katzenburgs aus. Baustellenfahrzeuge sorgen immer für jede Menge Lärm. 

Troisdorf – Die junge Familie hat schon lange große Probleme wegen der Dauerbaustelle an der Hauptstraße in Spich: ewiger Krach, Existenzsorgen wegen fehlender Perspektiven für die neu gegründete Auto-Mietwerkstatt. Und dann setzten vor vier Monaten plötzlich bei Julia Katzenburg die Wehen ein – vier Wochen zu früh.

„Wir waren einfach am Ende unserer Kraft und sind es immer noch. Es ist alles zu viel für uns“, berichtet Christian Katzenburg. Eilig fuhr er damals mit seiner Frau ins Kinderkrankenhaus nach Porz. „Eine Tasche hatten wir nicht gepackt“, erinnert er sich an den dramatischen Tag. „Zeit war damals nicht dafür.“

Frühgeburten können Resultat von Stress sein

Zum Glück kam die kleine Sofia gesund zur Welt. „Die Hebamme im Krankenhaus meinte, Frühgeburten könnten durch Stress ausgelöst werden“, erinnert sich der 32 Jahre alte Vater. Das habe auch die Hebamme bestätigt, die die 26-jährige Mutter vor der Geburt des Kindes betreut habe. Beide sind sich sicher, dass dies der Grund für die zu frühe Geburt von Sofia war.

Beim Pressetermin in Spich sitzt das Paar auf dem Balkon seines Hauses an der Ecke Hauptstraße/Belgische Allee. Man muss laut sprechen, denn der dauernde Lärm der Bagger wenige Meter nebenan macht die Verständigung schwierig.

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Komplettiert wird der Krach durch deutlich wahrnehmbares Piepsen, wenn Baustellenfahrzeuge rückwärts fahren. Es ist gewollt, dass dieses Warnsignal klar zu hören ist. Das ist es allerdings auch auf der Terrasse der jungen Familie. „Lärm kann Menschen krank machen. Wir leben hier inmitten eines Orkanes von lauten Geräuschen“, sagt Christian Katzenburg.“ Ein Ende sei nicht in Sicht. 

Werkstatt schien wie ein Glücksgriff

Als er 2014 seine Mietwerkstatt eröffnete, schien die Lage ein Glücksgriff. „Wir waren gut erreichbar für Transporter mit defekten Autos. Und die Werkstatt an der Hauptstraße war gut sichtbar. „So habe ich viele Kunden gewonnen“, erzählt der Kfz-Mechatroniker.

Ein Autoverkäufer hatte sich auf dem Gelände zusätzlich eingemietet. Die Einnahmen halfen, die Halle zu finanzieren. Die Zukunft schien rosig, das kleine Glück wurde perfekt, als sich Nachwuchs einstellte. Doch heute ist alles anders. „Der Autoverkäufer ist erst mal für drei Monate in den Urlaub gefahren“, berichtet Christian Katzenburg und zeigt auf verstaubte Autos auf dem Verkaufshof. „Er kann die doch nicht jeden Tag polieren.“

Das sagt die Stadtverwaltung

Der Umbau des Knotenpunktes zu einem Kreisverkehr bereitet der Stadt schon lange Sorgen. „Von der Tieferlegung einer Kerosinpipeline, Unterspülung der Umleitungsstrecke nach Starkregen, den Kampfmittelfund bis hin zur Umsiedlung von Zauneidechsen gab es einige unvorhersehbare Probleme. Diese hatten natürlich spürbare Einflüsse auf die Bauarbeiten, die wir bedauern“, teilte Pressesprecherin Bettina Plugge auf Anfrage der Redaktion mit.

  Baumaßnahmen seien für Anlieger und Gewerbetreibende leider häufig mit Beeinträchtigungen verbunden, die im Einzelfall durchaus spürbar ausfallen könnten. Es werde während der Baubesprechungen nach Lösungsansätzen gesucht, wie die Beeinträchtigungen der Anlieger möglichst gering gehalten werden könnten.

Die Stadt sei im Dialog mit den Anwohnern. So sei der Bauabschnitt in Höhe des Grundstücks des Beschwerdeführers weiter unterteilt worden, wodurch sich die Beeinträchtigungen auf einen wesentlich kürzeren Zeitraum beschränkt hätten. Sollte es punktuelle Störungen geben, sei die Baufirma angewiesen, unterstützend die Zufahrt zu gewährleisten. (vr)

Der feine Staub der Baustelle dringe überall ein. Und die Hitze der vergangenen Tage mit der trockenen Luft verstärke den Effekt. Wassersprenger auf der Baustelle sollen den Staub zwar minimieren, doch das bewirke nur wenig.

Ihnen sei bewusst, dass an dieser Stelle Tausende Autos vorbeifahren und dass die Umgestaltung der Straße für die Allgemeinheit nötig gewesen sei, sagt das Ehepaar. Aber alles gehe das zu ihren Lasten. „Wir sind so weit, dass wir hier sofort alles verkaufen möchten“, sagt Christian Katzenburg.

„Ich würde mich freuen, wenn die Stadt uns ein Angebot machen würde.“ Denn dann wäre auch das Problem zur Grundstückszufahrt gelöst, das noch immer nicht geklärt sei. „Allen wäre damit geholfen.“ 

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