Dieter MorlockZeitgeschichte in Pergament

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Foto-Rarität: der junge Dieter Morlock beim Training.

Foto-Rarität: der junge Dieter Morlock beim Training.

Troisdorf – Es war ein außergewöhnliches Geburtstagsgeschenk. Und auch für das Stadtarchiv Troisdorf war es eine großartige Schenkung: Sechs prall gefüllte Alben aus dem Nachlass des 2019 gestorbenen Troisdorfer Boxers Dieter Morlock übergaben dessen Sohn Marko und Norbert Wollersheim, der Vorsitzende des Vereins, an Bürgermeister Klaus-Werner Jablonski.

„Ich habe direkt gesagt: »Den nehmen wir«“, erinnert sich Archivleiterin Antje Winter an das Angebot. „Das haben wir nicht zu jedem Sportverein in Troisdorf.“ Gemeint ist eine enorme Fülle von Material, die Dieter Morlock selbst zusammengetragen und sein Sohn Guido zum 47.Geburtstag seines Vaters 1988 in den Alben versammelt hatte.

Zwischen den Seiten aus Fotokarton und Pergamentpapier finden sich aber längst nicht nur Fotos und Zeitungsausschnitte. Vielmehr machen auch Urkunden und Wettkampfprotokolle oder Turnierbroschüren das sportliche Leben Morlocks nachvollziehbar. Und sogar Medaillen hat der Sohn in den Alben fixiert: 1957 wurde Dieter Morlock deutscher Jugendmeister in der Bantamklasse.

Zugleich lässt sich an den unterschiedlichsten Zeugnissen auch die Vereinsgeschichte in den Jahren von 1957 bis 1988 nachvollziehen: die Teilnahme an Turnieren und Meisterschaften, das Vereinsleben, das oftmals durchaus auch ein geselliges war. Fahrkarten, Flugtickets oder Presseberichte dokumentieren Reisen im In- und Ausland. „Die sind viel rumgekommen“, hat auch Antje Winter festgestellt.

Ein Besuch im türkischen Izmir beispielsweise war im Jahr 1965 der örtlichen Zeitung einen großen Artikel wert. Über die Gefangenenzeitschrift „Die Sichtblende“ der Justizvollzugsanstalt Bonn aus dem Jahr 1986 wundert man sich nur so lange, bis Antje Winter und Marcel Luitjens das Rätsel lösen: Morlock hat auch hinter den Gefängnismauern junge Boxer trainiert.

Marcel Luitjens, der seit September der erste Auszubildende im Stadtarchiv ist, hat inzwischen mit der konservatorischen Betreuung des Bestands begonnen. Sämtliches Metall wurde bereits entfernt, damit das Papier keine Rostschäden davonträgt. Möglicherweise werden deswegen auch die Medaillen getrennt archiviert.

Inhaltlich soll der Bestand in der Zukunft weiter erschlossen werden und dann allen Interessierten zugänglich sein.

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